Romana Exklusiv 0190
Situationen ja auch keine Erfahrung. Vor Peter hatte sie ein oder zwei flüchtige Begegnungen gehabt, doch das war schon alles so lange her, dass sie sich kaum noch an die Einzelheiten erinnerte.
Nach der Dusche fühlte sie sich ein wenig besser und kehrte zu Finn ins Schlafzimmer zurück. Er betrachtete sie bewundernd. Jetzt sah sie wieder ganz wie die kühle, unnahbare Schönheit vom Nachmittag aus. Niemand hätte vermutet, dass ein solches Feuer in ihr steckte. Er spürte erneutes Verlangen, rief sich aber sofort zur Ordnung.
Stattdessen glitt er aus dem Bett und ging schweigend zum Fenster. Catherine packte ihre Tasche und sah unsicher zu ihm. Sie fragte sich insgeheim, wie viele Frauenherzen er schon gebrochen haben mochte. Bestimmt Hunderte – aber sie nahm sich fest vor, nicht unter diesen Opfern zu sein. Sie würde sich so elegant wie möglich aus dieser Situation herausziehen.
„Was ist mit dem Kaffee?“, fragte er plötzlich.
Catherine schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht zu lange bleiben, denn sonst würde der Abschied immer schwieriger werden. Was in der letzten Nacht passiert war, war passiert, und es war unvergesslich gewesen. Jetzt konnte sie Peter endlich loslassen. Aber sie wusste auch, dass Finn ihr gefährlicher werden konnte als irgendein anderer Mann. Und das durfte sie um ihrer Selbstachtung willen einfach nicht zulassen.
„Ich werde eine Tasse Kaffee im Hotel trinken“, erklärte sie daher laut und bedachte Finn mit einem kühlen, distanzierten Lächeln. „Vielen Dank für den schönen Abend, Finn.“ Sie ging zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Und natürlich auch für die gestrige Nacht“, fügte sie noch hinzu.
Er rührte sich noch immer nicht, sondern blickte weiterhin ins Leere.
„Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite“, sagte er unbewegt.
Catherine räusperte sich. Es fiel ihr nicht leicht, aber sie wusste, dass es sein musste. Besser jetzt, bevor es zu spät war.
„Also dann, leb wohl.“
Erneut wunderte er sich, wie emotionslos sie das sagte – besonders wenn man bedachte, was sie gerade miteinander erlebt hatten. Catherine verhielt sich so, als hätten sie sich eben erst auf einer Party kennengelernt. Aber vielleicht war ihre Emotionslosigkeit auch nur gespielt, vielleicht sogar das Beste angesichts dessen, dass ihre Beziehung zueinander sich so rasant entwickelt hatte? Aber warum hatte er dann weiterhin das Bedürfnis, sie möglichst schnell wieder ins Bett zu ziehen?
Finn wollte ihr gerade den Vorschlag machen, sie zurück zum Hotel zu fahren, als das Telefon klingelte. Irritiert betrachtete er den Apparat.
„Geh ruhig ran“, ermunterte Catherine ihn, froh über diese Unterbrechung. Jetzt wollte sie nur noch so schnell wie möglich aus diesem Zimmer heraus, um das Erlebte verarbeiten zu können.
„Ich muss nicht rangehen“, entgegnete er ärgerlich. „Der Anrufbeantworter ist eingeschaltet.“
Aber er schien auf Lautstärke eingestellt zu sein, denn nach der Ansage erklang plötzlich eine weibliche Stimme.
„Finn? Bist du da? Hier ist Aisling, und ich würde gern wissen, wo, zum Teufel, du gestern Abend gesteckt hast.“
Finn beugte sich vor und schaltete den Apparat aus. Aber Catherine stand bereits an der Tür.
„Ruf mich an, wenn du in London bist“, sagte sie und verließ das Zimmer, ohne sich auch nur einmal umzusehen. Sie fragte sich insgeheim, wer diese Aisling wohl sein mochte und wo Finn gestern Abend hätte sein sollen. Aber dann sagte sie sich, dass sie das eigentlich gar nichts anging. Die Tatsache, dass sie mit ihm eine Nacht verbracht hatte, gab ihr noch lange nicht das Recht, etwas über sein Privatleben in Erfahrung bringen zu wollen.
Finn blickte ihr nach, nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, hörte wenig später das Öffnen der Lifttür im Flur, und ihm wurde klar, dass der Aufzug Catherine genauso schnell aus seinem Leben entführen würde, wie sie hineingeplatzt war.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wo sie wohnte.
Catherine verbrachte den Abend damit, ihre Wohnung zu streichen. Dabei verspürte sie die ganze Zeit über das starke Verlangen nach einer Zigarette. Seit drei Jahren hatte sie nicht mehr geraucht und war darauf auch sehr stolz. Sie schrieb es ihrer allgemeinen Nervosität zu und verfluchte sich für den Fehler, den sie in ihren Augen begangen hatte. Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte die Erinnerung an Finn nicht aus ihrem Gedächtnis verbannen.
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