Romana Exklusiv 0225
das tiefe Blau bildete einen reizvollen Kontrast zu seinem schwarzen Haar.
Noch eine Nacht, dachte Nicole verlangend. Noch eine Nacht, bevor sie das Geständnis machte, mit dem sie vielleicht alles kaputt machen würde.
Die Dorfbewohner folgten der Hochzeitsgesellschaft zur casa und verteilten sich überall in Hof und Garten, um das Festessen zu genießen. Schwungvoll klopften viele mit dem Fuß den Takt zur traditionellen Musik der Band.
Schließlich wurde es Abend. Nicole, die mit den anderen Familienmitgliedern und den Ehrengästen an einem Tisch saß, sehnte sich danach, sich unter die Dorfbewohner zu mischen, um sich einfach nur zu amüsieren. Als Marcos schließlich aufstand, um ihre Verlobung bekannt zu geben, musste sie sich zwingen, still zu sitzen, in die Runde zu lächeln und die Glückwünsche, die nicht alle von Herzen kamen, gelassen entgegenzunehmen.
Ihr wurde noch unbehaglicher zumute, als Marcos einen wunderschönen Diamantring zutage förderte und ihn ihr ansteckte. Dieser hatte seiner Mutter gehört, wie er ihr zuflüsterte, und sie hätte ihn ihm für seine zukünftige Ehefrau hinterlassen. Er wäre ein bisschen zu weit, aber sie könnte ihn enger machen lassen.
Als Nicole einen Blick auf Elenas angespanntes und Isabellas trauriges Gesicht erhaschte, gab es ihr einen Stich. Vielleicht würde sie später auch als Verliererin dastehen.
Auf Drängen der Gäste hin sollte das Brautpaar dann den Tanz eröffnen. So glücklich habe ich Leonora schon lange nicht mehr gesehen, überlegte Nicole, während sie die beiden beobachtete. Eduardos Geld mochte ein wichtiger Anreiz für Leonora gewesen sein, aber sicher nicht der einzige.
„Wollen wir?“, fragte Marcos.
Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog er sie mit auf die Tanzfläche. Nicole schmiegte sich an ihn und spürte seinen Herzschlag. Nur diese Nacht …
Plötzlich entstand Unruhe an der Tür, die vom Salon auf den Innenhof führte. Als Nicole in die Richtung sah und dem Mann in die Augen blickte, der von zwei Angestellten festgehalten wurde, setzte ihr Herz einen Schlag aus.
„Sag ihnen, wer ich bin“, forderte Scott sie auf.
9. KAPITEL
Zwölf Monate war das jetzt her! Nicole trat vom Fenster zurück, von dem aus man über den Hof zu Marcos’ Suite blicken konnte, denn sie wollte jenen schrecklichen Abend nicht noch einmal durchleben. Diesmal war sie auch für eine Woche hergekommen, doch es würde ihr schwerfallen, so lange zu bleiben. Im schlimmsten Fall konnte sie im Reisebüro anrufen und unter dem Vorwand, dass man sie dringend brauchte, wieder abreisen.
Vorerst war es das Wichtigste, dass sie nicht körperlich auf Marcos’ Nähe reagierte – oder zumindest den Eindruck erweckte. Er würde zwar bestimmt nicht versuchen, mit ihr allein zu sein, doch sie musste damit rechnen. Auf keinen Fall sollte er merken, was wirklich in ihr vorging.
Nachdem sie ein knöchellanges Kleid aus fließendem schwarzen Seidenjersey angezogen hatte, ging sie nach unten in den Salon und war erleichtert darüber, dass sie Eduardo allein antraf. Er teilte ihr mit, dass Leonora immer noch überlege, was sie anziehen solle.
„Ich bin froh darüber, dass ich die Gelegenheit habe, unter vier Augen mit dir zu sprechen“, gestand er, nachdem er ihr einen Drink gereicht und sie sich gesetzt hatte. „Du sollst wissen, dass ich nicht lange böse auf dich war. Was du getan hast, war verwerflich, aber ich hoffe, dass deine Gefühle für meinen Sohn echt waren.“
„Das waren sie“, bestätigte Nicole heiser. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich mich in ihn verlieben würde, geschweige denn er sich in mich.“ Ruhig blickte sie ihn an. „Ich weiß, es klingt unglaubwürdig, aber ich war schon bei meiner Ankunft im Begriff, mich von Scott zu trennen, weil ich mir meiner Gefühle für ihn nicht sicher war. Als ich dann Marcos kennenlernte, wusste ich, dass ich nicht viel für Scott empfinde. Ich wollte es Marcos erzählen. Ich habe es nur vor mir hergeschoben, weil ich Angst davor hatte, ihn zu verlieren.“
Eduardo neigte den Kopf. „Leonora war nicht ganz unschuldig daran, weil sie uns den Eindruck vermittelt hat, dass du ungebunden bist.“ Er seufzte leise. „Ich fürchte, sie und Marcos werden nie miteinander auskommen.“
Einen Moment lang herrschte gespanntes Schweigen, und sie überlegte verzweifelt, was sie sagen sollte.
„Ich habe gehört, dass man dich befördert hat“, sagte er schließlich.
„Ich leite jetzt die Filiale“,
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