Romana Exklusiv 0225
wusste, was passieren würde …“
„Ja, das Schicksal geht seltsame Wege“, bestätigte Leonora, und diesmal hatte ihre Stimme ausnahmsweise einmal keinen ironischen Unterton.
„Du bist anscheinend noch nicht dazu gekommen, Marcos von Scott zu erzählen, oder?“, fragte sie später, als Nicole mit ihr allein war.
Unglücklich schüttelte Nicole den Kopf. „Ich finde einfach nicht den richtigen Zeitpunkt.“
„Du könntest Scott anrufen und ihm alles erzählen“, schlug ihre Stiefmutter vor. „Wenn er auch nur annähernd so ist, wie du immer behauptest, wird er dir keinen Strich durch die Rechnung machen.“
Das ist unwahrscheinlich, selbst wenn ich ihm nicht alles erzählt hätte, überlegte Nicole. Scott hatte sich zwar nicht mehr bei ihr gemeldet, doch sobald sie in England wäre, würde er vor der Tür stehen, in der Hoffnung, dass sie ihre Meinung geändert hatte. Sie hätte seinen Heiratsantrag nie annehmen dürfen, ohne sich ganz sicher zu sein.
Was Marcos betraf, war sie sich allerdings ganz sicher. Allein der Gedanke daran, von ihm getrennt zu sein, war unerträglich. Sie musste ihn unbedingt davon überzeugen, dass sie ihn nicht seines Geldes wegen heiratete.
„Du hältst es anscheinend für genauso unwahrscheinlich wie ich“, bemerkte Leonora trocken. „Dann musst du darauf vertrauen, dass Marcos genug für dich empfindet, um dir zu verzeihen.“
Es ist genauso deine Schuld, hätte Nicole am liebsten gesagt, doch sie wusste, dass es nicht stimmte. Es lag an ihr, klare Verhältnisse zu schaffen, und Marcos würde es sicher ebenso sehen.
Energisch verdrängte sie das Problem und beschloss, sich auf die Hochzeit zu konzentrieren. Es spielte keine Rolle, wenn sie noch einen Tag wartete.
Die schöne alte Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Leonora hatte keine Brautjungfern, weil sie im Mittelpunkt stehen wollte, wie sie Nicole gestanden hatte. Ihr Kleid war cremefarben und über und über mit Staubperlen bestickt und reichte bis zum Boden. Dazu trug sie cremefarbene Brokatpumps.
Eduardo sah in seinem Smoking, bestehend aus einem weinroten Jackett und schwarzer Hose, genauso überwältigend aus und wirkte wie der stolzeste Mann auf Erden. Ein schönes Paar, dachte Nicole und blinzelte einige Tränen weg, als sie sich an eine andere Hochzeit erinnerte. Ihr Vater hatte auch sehr gut ausgesehen und war gleichermaßen stolz auf seine Braut gewesen.
„Hier“, sagte Marcos leise und reichte ihr ein blütenweißes Taschentuch, als sie hinter den Frischvermählten die Kirche verließen. „Wirst du auf deiner Hochzeit auch weinen?“
Es kostete Nicole Mühe, sein Lächeln zu erwidern, weil sie sich fragte, ob es überhaupt zu einer Hochzeit kommen würde. „Frauen sind nun mal schwach“, meinte sie. „Aber ich werde versuchen, mich zu beherrschen.“
„Du bist alles andere als schwach“, widersprach er. „Und selbst wenn du noch so weinen würdest, es würde deine Schönheit nicht schmälern.“ Er ließ den Blick über ihr eng anliegendes bernsteinfarbenes Kleid aus Wildseide schweifen und betrachtete dann verlangend ihr Gesicht. „An dem Tag, an dem du meine Frau wirst, wird mein Leben erfüllt sein, querida.“
„Meins auch“, antwortete sie heiser, wider alle Hoffnung.
Seine Augen funkelten, als er ihre Hand nahm und an die Lippen hob. „Heute Abend werde ich unsere Verlobung offiziell bekannt geben.“
„Das ist Leonoras und Eduardos Tag“, protestierte sie in einem Anflug von Panik. „Vielleicht sollten wir auf einen günstigeren Zeitpunkt warten.“
„Mein Vater möchte es so. Und was könnte es für einen besseren Zeitpunkt geben, als wenn alle versammelt sind?“
Nicole blickte zu ihrer Stiefmutter und Eduardo, die gerade in die Pferdekutsche stiegen. „Die Perazas vergeuden wirklich keine Zeit“ war alles, was ihr einfiel.
„Es gibt ja auch keinen Grund zu warten, wenn man eine Entscheidung getroffen hat“, bestätigte Marcos.
Er legte ihr den Arm um die Taille und führte sie an den wartenden Wagen vorbei, wobei er von allen Seiten begrüßt wurde und zurückgrüßte. Sie spürte die Neugier der Gäste und hörte, wie einige von ihnen tuschelten. Umso erleichterter war sie, als sie auf den Sitz der Limousine sank und wegfahren konnte.
Marcos saß wie immer am Steuer. Sie betrachtete seine Hände, die langen geschmeidigen Finger, die ihr so viel Vergnügen bereiten konnten. Die perfekt geschnittene Smokingjacke betonte seine breiten Schultern, und
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