Romana Exklusiv 0225
nicht gelang. „Ich werde nachher mit Phoebe am Strand an dich denken.“
Eine Gruppe Papageien flog aufgeschreckt davon, als Ben in großen Schritten den schmalen Fußweg zu der geschützten Bucht entlangging. Die gespreizten leuchtend bunten Federn und das aufgeregte Gekrächze der Exoten bewogen Ben, sein Tempo zu verlangsamen. Wieso hastete er überhaupt, wo doch keine Eile geboten war?
Er war nur ein paar Stunden unterwegs gewesen, wusste aber, dass Sarah und Phoebe auf ihn warteten. Gemeinsam wollten sie gleich im Meer baden, anschließend zum Haus zurückspazieren und sich dabei die Zeit nehmen, die Schönheit der Umgebung mit den Augen des Kindes zu betrachten. Gestern hatten sie eine Babyschildkröte gefunden, die nun im kleinen Gartenteich von Phoebe mit Schabefleisch hochgepäppelt wurde. Das Ehepaar, das als Bens Gärtner und Hausangestellte in einem Häuschen etwas abseits des Hauptgebäudes wohnte, hatte versprochen, nach seiner und Phoebes Abreise nach London für das neue Lieblingstier des Mädchens zu sorgen.
Dabei wollten weder Ben noch Phoebe ihr Paradies verlassen – weil nun Sarah hier war. Auch London wäre für sie ein Ort mit mehr Sonne und mehr Fröhlichkeit, wäre Sarah mit von der Partie. Sie käme mit, würde er sie darum bitten. Als Ben sich den Felsen näherte, wo Tori sich das Bein gebrochen hatte, ging er noch langsamer. Und blieb stehen, als er in Richtung Strand schaute … und Sarah und Phoebe Hand in Hand am Fuße des Wasserfalls erspähte. Ben konnte Phoebes glucksendes Lachen hören.
Wie mit Girlanden geschmückt sah der Wasserfall aus, umrahmt von leuchtend grünem Farn, mit bunten Tupfern tropischer Blumen gespickt. Dieser Anblick, mit dem feinen weißen Sand und dem glitzernden türkisfarbenen Meer im Hintergrund, hatte es Ben angetan und ihn zum Erwerb des Eilands bewogen. Erst gestern Abend war ihm richtig aufgefallen, wie romantisch seine Insel war. Perfekt für eine Hochzeit.
Seine Hochzeit. Mit Sarah.
Was hatte ihn gestern im letzten Moment daran gehindert, das Thema anzuschneiden? Wo er doch den starken Wunsch verspürt hatte, sie zu bitten, das Leben mit ihm zu verbringen … und Phoebes Mutter zu werden?
Genau Letzteres hatte ihn davon abgehalten.
Schon die ganze Zeit hatte er gemeint, alles sei zu schön, um wahr zu sein. Er empfand eine so tiefe Zuneigung, dass sein Leben zerstört wäre, würde Sarah ihn verlassen. Aber Sarah schien ihn doch ebenso sehr zu lieben. Auch Phoebes Gesichtsentstellung sollte kein Hindernis sein, hatte Sarah doch überzeugend dargelegt, wie gern sie mit Phoebe zusammen war.
Sarah konnte wunderbar mit Kindern umgehen. Sie wollte sich sogar verstärkt für Kinder mit Benachteiligungen engagieren. Aber genau da war der Haken an der Sache.
Es war verrückt. Bens letzte ernsthafte Beziehung war daran gescheitert, dass seine Exfreundin seine Tochter weder geliebt noch angenommen hatte. Und nun hatte er Probleme, weil er mit dem genauen Gegenteil davon konfrontiert war.
War er etwa eifersüchtig, weil Sarah sich in den vergangenen Tagen zusehends inniger mit Phoebe verstand? Neidisch auf die viele Zeit, die die beiden so harmonisch miteinander verbrachten?
Nein. Beim Anblick seiner Tochter und der Frau, die er liebte, war Ben schon mehrmals fast zu Tränen gerührt gewesen. Sarah konnte Phoebe geben, was in ihrem Leben fehlte. Sarah konnte ihm geben, was ihm fehlte. Doch würde er Sarah wirklich glücklich machen?
Oder würde seine Tochter das größte Glück in Sarahs Leben darstellen?
Ben war fest überzeugt, dass Sarah seinen Heiratsantrag gestern Abend ohne zu zögern angenommen hätte. Aber hätte sie das vornehmlich aus Liebe zu ihm getan, oder war die Aussicht, dann Phoebes Mutter sein zu können, das stärkere Zugpferd?
Dies sollte ihm nicht so viel ausmachen, war doch auch für ihn Phoebe bis jetzt der wichtigste Mensch in seinem Leben gewesen. Andererseits war er ausgenutzt worden von seiner Frau und seiner letzten Freundin. Beide hatten Phoebe dazu missbraucht, das zu bekommen, was sie von ihm wollten – ihn in eine desolate Ehe zurückholen, aus ihm eine überhöhte regelmäßige Geldsumme herauspressen sowie über seine Tochter sein Herz erobern.
Niemand konnte jedoch behaupten, dass Sarah seine Tochter dazu benutzte, um an ihn heranzukommen.
Aber benutzte sie ihn, um an Phoebe heranzukommen?
Ich sollte das wirklich nicht so wichtig nehmen, sagte sich Ben noch einmal. Selbst wenn bei Sarah der tiefe Wunsch,
Weitere Kostenlose Bücher