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ROMANA EXKLUSIV Band 0179

ROMANA EXKLUSIV Band 0179

Titel: ROMANA EXKLUSIV Band 0179 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSANNE MCCARTHY ROBYN DONALD ANNE MATHER
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seinen Charakter betraf, wollte sie sich lieber kein Urteil bilden. Trotzdem, wenn ein Mann wie er seinen Charme spielen ließ, müsste sie schon unmenschlich sein, um nicht darauf zu reagieren. Aber bei Richard war sie schon einmal viel zu menschlich gewesen. Und weshalb hätte er sich eigentlich in den letzten Jahren zu einem hässlichen Gnom entwickelt haben sollen?
    Wegen dem, was er getan hatte! Weil er gefühllos und ohne Rücksicht zu nehmen vorgegangen ist! Rein äußerlich wirkt Richard für sein Alter noch attraktiv, musste Helen zugeben. Und offensichtlich war sie nicht die einzige Frau, die so dachte. Die Blondine beispielsweise, die gestern in der Galerie neben ihm gestanden hatte, empfand sicher ebenso. Wie sie ihn angehimmelt hatte! Helen presste die Lippen zusammen, als sie sich vorstellte, dass diese Frau vielleicht Richards derzeitige Geliebte war. Denn eines wusste sie genau: Richard hatte eine Geliebte. Ein Mann wie er, der so gut aussah und so verführerisch wirkte, musste ganz einfach eine Freundin haben. Und dass er nicht noch einmal geheiratet hatte, bedeutete noch lange nicht, dass er enthaltsam lebte. Nein, in seinem Leben gab es bestimmt eine Frau, und vermutlich ähnelte sie der aufreizenden Blondine.
    Voller Abscheu warf Helen das Handtuch auf den Boden. Dabei blickte sie zufällig in den Spiegel. Ich sehe ganz blass und verkniffen aus, stellte sie entsetzt fest. Nicht einmal während der Tage auf der Insel hatte sie etwas Farbe bekommen. Natürlich war sie auch sehr vorsichtig gewesen. Da ihre Haut sehr empfindlich war, musste sie sich sorgfältig eincremen, um sich vor einem Sonnenbrand zu schützen – besonders auf den langen Motorradfahrten, als Jon ihr die Insel gezeigt hatte. Wenigstens genoss er seinen Urlaub!
    Im Unterschied zu mir, dachte sie grimmig, ich bin ständig angespannt und kurz davor, die Nerven zu verlieren. Offensichtlich war sie nicht so stark, wie sie geglaubt hatte. Schon der gestrige Abend …
    Energisch schob Helen den Gedanken an Richard beiseite und dachte an die Ausstellung. Es hatte ihr Freude gemacht, sich die Bilder anzusehen. Sie bezweifelte nicht, dass Luther Styles eines Tages ein erfolgreicher Maler sein würde. Seine Arbeiten, insbesondere die Porträts, zeigten ein Einfühlungsvermögen, das selten war bei einem Künstler mit so wenig Erfahrung.
    Richard hatte ihr erzählt, dass Victoria Luther im Hafen von St. George entdeckt hatte, wo er Touristen porträtierte. Sie hatte sein Talent sofort erkannt und ihn ermuntert, sich ein Atelier zu suchen. Dennoch hatte Helen das Gefühl, dass Victorias Interesse an Luther Styles über das einer Mäzenin hinausging. Möglicherweise hatte sie die Galerie nur wegen ihm eröffnet. Auch wenn sie damit gleichzeitig anderen Malern helfen wollte, bekannt zu werden, war er unbestreitbar ihr Liebling. Helen fand ihn amüsant, aber sehr arrogant. Sie mochte Menschen nicht, die so von sich selbst überzeugt waren. Außerdem war Luther eitel und unbescheiden. Ob Victoria sich dessen bewusst war?
    Aber wieso mache ich mir eigentlich Gedanken über eine Frau, die mich überhaupt nicht ausstehen kann? Entschlossen ging Helen zu dem großen Kleiderschrank und überlegte, was sie heute anziehen sollte. Auf der Insel trugen die meisten Frauen Shorts, dazu zogen sie in der Regel ein T-Shirt und darunter einen Badeanzug oder Bikini an.
    Helen entschied sich für marineblaue Shorts und ein dazu passendes blau-weiß gestreiftes Oberteil. Dann trat sie auf den Flur hinaus und ging zur Treppe. Dort zögerte sie einen Moment. Jons Zimmer befand sich am anderen Ende des Gangs in einem runden Turm, der an einer Hausecke war. Ob er schon aufgestanden war? Aber sie wollte nicht uneingeladen bei ihm vorbeischauen. Möglicherweise würde er noch auf dumme Gedanken kommen, und derartige Komplikationen musste sie momentan vermeiden. Hoffentlich saß er bereits am Frühstückstisch! Der Morgen war die Tageszeit, die sie am liebsten mochte. Sie hatte Angst, mit Richard allein beim Frühstück zu sein. Bislang hatte sie jedoch Glück gehabt. Durch die Zeitverschiebung war Jon jedes Mal früh aufgestanden, und sie hatte nie ohne ihn, nur mit Richard oder Victoria gefrühstückt.
    Leise ging Helen die Stufen hinunter. Die Gummisohlen der weißen Leinenschuhe verursachten auf dem dicken Teppichboden keinen Laut. Man konnte glauben, sie sei allein im Haus, so still war es. Das Haus ist eigentlich viel zu groß für zwei Menschen, überlegte sie.

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