ROMANA EXKLUSIV BAND 231
dachte Joelle panisch, obwohl sie sich nicht klar war, worin genau dieses „viel“ bestand. Und sie fürchtete sich davor, es herauszufinden.
Gabriel stand auf. „Du hast zwar gesagt, du hättest für heute Abend schon etwas vor, aber unter den gegebenen Umständen schlage ich vor, dass du deine Verabredung absagst und stattdessen mit mir essen gehst.“
Joelle beobachtete ihn und stöhnte im Stillen, weil ihre Empfindungen wieder einmal bei seinem Anblick verrückt spielten, was ihr gar nicht behagte.
„Ich habe keine Pläne für heute Abend“, gab sie ehrlich zu.
Gabriel lächelte sie strahlend an, und ihr Herz schien einen Schlag lang auszusetzen.
Ihr bisheriges, gut organisiertes Leben war völlig durcheinandergeraten, und sie konnte nichts dagegen tun. Eine Tatsache durfte sie jedenfalls unter keinen Umständen aus den Augen verlieren: Gabriel war begeistert über das Baby, für sie hatte er nicht viel übrig. Er wünschte sich einen Stammhalter, aber keine Ehefrau.
Vor allem will er mich nicht, dachte Joelle. Sie war nur wie ein überzähliges Gepäckstück, mit dem er nichts Richtiges anzufangen wusste.
Und wenn schon. Sie wollte mit ihm ja auch nichts zu tun haben!
Mit ihm essen zu gehen war allerdings keine schlechte Idee. Vielleicht fällt mir bis abends etwas ein, wie ich ihn überzeugen kann, dass es mir und dem Baby auch ohne Hilfe gut gehen wird, sagte sie sich. Mittel und Wege, das Angebot dankend abzulehnen!
Warum nur war Gabriel so verflixt ritterlich? Wieso konnte er nicht einer von den guten alten Mistkerlen sein, die eine Frau einfach sitzen ließen? So einer wäre ihr momentan lieber gewesen.
Etwas war Joelle inzwischen bewusst geworden, was sie bereits geahnt hatte, ohne darüber nachzudenken: Gabriel Lafleur war kein simpler Farmer. Sein Charakter war vielschichtiger als der ihres Vaters oder sonst eines Mannes, den sie kannte. Gabriel hatte sich seine eigene Meinung über das Leben und die Welt gebildet und stand dazu, auch wenn man seine Maßstäbe als altmodisch bezeichnete. So wie sie, Joelle, es getan hatte. Dabei bewunderte sie insgeheim die Werte, die für ihn zählten.
Trotzdem musste er verrückt sein, zu glauben, sie würde zu ihm nach Louisiana ziehen und auf einer Farm leben. Allein der Gedanke ließ Joelle schaudern. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie auf einer Farm gewesen, abgesehen von dem Ausflug zu Schulzeiten, als sie eine Hühnerfarm besucht hatte. Nein, das Landleben war nichts für sie! Sie liebte das Tempo der Stadt, die Schnellrestaurants und die Lichter, die nachts die Dunkelheit – und die Einsamkeit – in Schach hielten. Lichter, die ihr völlig auf den Beruf ausgerichtetes Leben erträglich machten.
„Einverstanden. Ich gehe heute Abend mit dir essen“, stimmte Joelle schließlich zu.
Überrascht sah Gabriel sie an. „Schön! Wäre dir acht Uhr recht?“
„Perfekt!“
Er ließ den Blick zu ihren Lippen gleiten, und plötzlich schien die Luft vor Spannung zu knistern. Joelle stockte der Atem.
„Ich dachte gerade dasselbe über deine Lippen“, bemerkte Gabriel.
„Meine Lippen?“, wiederholte sie bestürzt.
„Ja.“ Mit der Zeigefingerspitze zeichnete er sanft die Konturen ihres Munds nach.
Wie konnte Gabriel nur so unverfroren sein! Joelle hätte seine Hand wegschieben sollen, tat es aber nicht.
„Hat dir das noch niemand gesagt?“ Sein Blick wurde eindringlich.
Sie erschauerte. „Nein, nicht dass ich mich erinnere.“ Momentan konnte sie nicht einmal einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn, sich an etwas erinnern!
„Sie sind sehr verführerisch. Das ist mir bei unserer ersten Begegnung sofort aufgefallen. Schön geschwungen und voll. Richtig sinnlich.“
„Wirklich?“ Ihr wurden die Knie weich.
„Ja. Wie geschaffen zum Küssen“, antwortete er und neigte sich vor.
Unwillkürlich hob Joelle ihm das Gesicht entgegen. Was machst du da? fragte eine innere Stimme sie.
Keine Ahnung, antwortete Joelle. Sie wusste nur, dass sie sich nicht mehr zurückhalten konnte – oder vielmehr wollte.
Dann küsste Gabriel sie sanft. Nach einer Weile legte er die Arme um sie und presste sie an sich.
Heißes Verlangen durchflutete Joelle, und sie meinte, vor Lust zu vergehen.
Es war genau wie in Mexiko: In einem Augenblick hatte sie noch alles unter Kontrolle gehabt, im nächsten waren ihre Sinne in Aufruhr geraten.
Gabriel ließ die Hände tiefer gleiten und berührte ihre Brüste, dann die Taille und schließlich ihre
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