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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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Illusion.
    Wieder und wieder scheiterte er mit seinen Attacken, bis Munisai mit der stumpfen Kante seines Schwerts ein letztes Mal das Handgelenk des Jungen traf und dessen Schwert scheppernd über den Boden davonrutschte.
    «Nein, lass es liegen», sagte Munisai, als Bennosuke es aufheben gehen wollte. Er gehorchte und blieb stehen, bereit für das Urteil seines Vaters. «Du zeigst durchaus hoffnungsvolle Ansätze. Aber du setzt deine Schultern zu sehr ein. Die Kraft des Schwerts kommt aus dem Handgelenk und dem Unterarm. Es sind zwei verschiedene Dinge, ob man mit einer Sense Gras schneidet oder ein Schwert führt. Denk immer daran.»
    Das war kein Lob, aber es war auch keine beschämende Kritik. Bennosuke war nach den Paraden seiner ersten Angriffe wütend geworden und hatte sich gedemütigt gefühlt, doch jetzt wurde ihm klar, über welche Fähigkeiten dieser Mann verfügte, und er war fasziniert.
    «Bist du wirklich der Landesbeste?», fragte er.
    «Ich habe ein Turnier gewonnen, wofür man mir diesen Titel verliehen hat, aber das ist weiter nichts als ein Wort. Ich bin nicht gegen jeden Schwertkämpfer des ganzen Landes angetreten – nur gegen die, die der Einladung des alten Fürsten Ashikaga gefolgt sind.»
    «Aber gegen einige der Besten musst du doch gekämpft haben», hakte der Junge nach.
    Der Samurai nickte. «Ja. Aber das ist jetzt schon fünf Jahre her. Einige von ihnen sind wahrscheinlich längst tot.»
    «Was bedeutet das schon? Du hast sie dennoch geschlagen.»
    «Es bedeutet, dass jüngere Männer an ihre Stelle treten werden, und die werden versuchen, mich und meinesgleichen zu schlagen», sagte Munisai und sah wehmütig auf seinen in der Schlinge hängenden Arm hinab. «Die Zeit ist nicht gnädig zu unsereinem. Die Besten, oder wie auch immer man sie nennen will, die Elite … Das ist stets im Fluss. Aber es kümmert mich nicht. So ist nun mal der Lauf der Welt. Dieser Titel war weiter nichts als eine lächerliche Trophäe und eitler Tand.»
    «Wenn du das so siehst», erwiderte Bennosuke, «warum bist du dann überhaupt bei dem Turnier angetreten?»
    Die ehrliche Frage war berechtigt, und sie brachte Munisai eine andere Farbe wieder in den Sinn: das leuchtende Hellblau seiner alten Rüstung. Erinnerungen stiegen in ihm auf, gefolgt von Selbstvorwürfen, die den Impuls, sich zu rechtfertigen, im Keim erstickten. Erneut verfinsterte sich sein Gesicht, und er ging hinüber und hängte das Holzschwert an seinen Platz zurück.
    Bennosuke bemerkte die Wandlung, die in seinem Vater vorging. Er verstand sie nicht, wollte die Gelegenheit aber nicht ungenutzt verstreichen lassen. Statt wie sonst wegen eines vermeintlichen Fehlers zu verzagen, hatte ihm die Fechtübung Selbstvertrauen eingeflößt. Er straffte die Schultern und sagte zu Munisai, der ihm immer noch den Rücken zuwandte: «Ich habe dich gesehen in den letzten Tagen. Du bist zu den Ruinen gegangen. Ich bin auch manchmal dort. Vielleicht könnten wir irgendwann mal zusammen hingehen, um meiner Mutter zu gedenken.» Dann erinnerte er sich an den Tadel seines Vaters von zuvor. «Yoshiko, meine ich.»
    «Weshalb sollte ich da unten Yoshikos gedenken?», fragte Munisai. Der Junge konnte sein Gesicht kaum sehen, bemerkte aber, dass er kurz die Stirn runzelte.
    «Sie ist doch dort ums Leben gekommen, in dem Feuer.»
    «Natürlich», gab Munisai zurück und wandte sich mit sorgsam neutraler Miene um. «Natürlich. Es ist lange her. Ich … ich bete stattdessen an allen möglichen Schreinen für sie. Eine alte Gewohnheit.»
    «Ja. Also, gehen wir mal zusammen hin?», beharrte Bennosuke.
    «Vielleicht», erwiderte Munisai. «Eines Tages.»
    * * *
    Das Tor des Guts fiel scheppernd hinter Munisai zu und flog von der Wucht gleich wieder auf. Ihn kümmerte das nicht. Er brauchte dieses Tor nicht mal; in diesem Dorf würde ihn niemand berauben. Es existierte nur der Vollständigkeit halber, um keine Lücke in der hohen Mauer zu lassen, die seinem Anwesen den Anschein einer Festung gab. Das Gutshaus war für sein Amt perfekt geeignet: Es wachte über die umliegenden Gebäude und verbarg zugleich sein Inneres.
    Doch er hatte andere Dinge im Sinn. Die Nacht war hereingebrochen, und der Samurai schritt durch das Gewirr von Pfaden zwischen den stillen Reisfeldern in das dunkle Tal hinab. Die Bauern hatten sich längst in ihre Hütten zurückgezogen, und das ferne Murmeln ihrer Stimmen drang vom Talgrund herauf. Um die Laternen, die an einigen Wegkreuzungen

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