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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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ihm entwich, als hätte jemand tief in ihm einen verborgenen Stöpsel gezogen.
    Dorinbo hatte es ebenfalls gehört. Er wandte sich von dem Bauern ab, der gerade von seinen Freunden fortgetragen wurde, und starrte Munisai entgeistert an. «Was denkst du dir, Bruder?!», platzte der Mönch heraus, ehe Bennosuke sich auch nur stotternd weigern konnte. «Ist das dein Ernst?»
    «Der Junge braucht Praxis. Das hier wäre zwar nicht viel mehr als ein leichter Übungskampf», sagte Munisai mit einer abschätzigen Handbewegung in Richtung Arima, «aber immerhin ein Anfang.»
    «Anmaßender Hund!», zischte Arima wütend, die Hand am Schwert. «Also gut! Ich akzeptiere! Ich töte Euren Sohn, und dann müsst Ihr gegen mich antreten! Abgemacht?»
    «Da gibt es nichts abzumachen. An dem Jungen kommt Ihr ohnehin nicht vorbei. Aber was soll’s: abgemacht.»
    Bennosukes Blick schoss hin und her, er wusste nicht, wen er ansehen sollte und was hier vor sich ging. Dorinbo schaute entsetzt drein, Arima schäumte, Hayato wirkte interessiert, Munisai aber … Er hatte immer noch das angespannte Grinsen auf den Lippen, beobachtete Bennosuke aber mit durchdringendem Blick. War das eine Herausforderung? Falls ja, hätte sich Bennosuke herzlich gern geschlagen gegeben.
    Einen winzigen Moment lang verhärteten sich Munisais Gesichtszüge. Fast unmerklich fuhr sein Blick zu seinem eigenen linken Arm hinab und dann gleich wieder zu Bennosuke zurück. Der Junge sah genauer hin, und dann entdeckte er die Schlinge. Sie war gut kaschiert um das Handgelenk und den Hals des Samurai geschlungen, um eine Fassade der Stärke zu errichten – aber eben nur eine Fassade.
    Munisais Blick fragte ihn, ob er verstanden habe. Ja, das hatte er, aber stärker fühlte er sich deshalb nicht. Kälte kroch ihm in die Glieder.
    «Nur zu, Junge. Der ist dir nicht gewachsen», sagte Munisai so laut, dass alle es hören konnten, und ermutigte ihn mit einer Kopfbewegung. Bennosuke trat beklommenen Schritts die Treppe hinab auf den Hof.
    «Was ist er schon?», fuhr Munisai mit lauter Stimme und in schroffem Ton fort, nun an Arima gerichtet. «Dieses Stück Pferdescheiße da. Dieser Abschaum, der hier ankommt und sich als Schwertheiliger ausgibt. Dieser Hinterlader-Schlappschwanz, der’s nicht mal wert ist, Hundepisse vom Boden aufzulecken! Kihei Arima, der …»
    «Schluss mit dem Irrsinn!», schrie Dorinbo seinen Bruder an und versperrte Arima dann den Weg. Der wollte sich Munisais Schmähungen nun endgültig nicht länger gefallen lassen und kam auf ihn zu, das Schwert schon halb aus der Scheide, nun offenbar nur noch aufs Töten aus, nicht mehr auf ein Duell. Dorinbo versuchte, die Klinge mit der einen Hand wieder in die Scheide zu schieben und mit der anderen den Mann zurückzuhalten, wobei er mit dem Blut des Bauern dunkle Handabdrücke auf der Brust des Samurai hinterließ.
    «Bitte, Herr Kihei – überlegt es Euch, ich flehe Euch an. Bennosuke ist noch ein Kind! Warum solltet Ihr ihn töten? Ich bitte Euch: haltet ein!», flehte der Mönch, doch Arima sann nun nur noch auf Mord. Als Dorinbo es einsah, stieß er ihn verzweifelt mit aller Kraft zurück und unternahm das Einzige, womit er Arima noch ablenken konnte – er wandte sich an den Herrn des Samurai.
    «Bitte, Fürst Nakata», sagte Dorinbo, die entblößten Arme in flehentlicher Geste erhoben, «ich kann verstehen, dass Ihr einen Groll gegen Munisai hegt, aber Bennosuke hat nichts damit zu tun! Was wäre das für ein Duell, wenn ein Mann gegen ein Kind antreten würde?»
    «Ein sehenswertes», erwiderte Hayato mit Behagen und versuchte, Dorinbo fortzuwinken. Doch der Mönch fiel stattdessen vor ihm auf die Knie und senkte das Haupt zu Boden. Er griff nach einem Fuß des Fürsten und flehte wie in höchster Not weiter: «Bitte! Ich bitte Euch! Ich flehe Euch an! Ich werde alles tun, was Ihr von mir verlangt! Ich opfere mein Leben! Nehmt mich an seiner statt!»
    Hayato wollte sich von dem Mönch losreißen, Dorinbo aber klammerte sich fest.
    «Arima!», sagte der Fürst in angewidertem Ton.
    Der Samurai kam herbei und trat Dorinbo mit großer Wucht in die Rippen. Aufschnaufend fiel der Mönch auf die Seite, und Arima versetzte ihm noch einen Tritt, sodass Dorinbo sich zusammenkrümmte. Dann stellte er sich über ihn, nach weiteren Anzeichen von Aufsässigkeit Ausschau haltend, und spie schließlich auf ihn hinab.
    * * *
    Die winzigsten Kleinigkeiten ändern mitunter den Lauf der Geschichte. Ein einziger

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