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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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etwas essen gehen.
    »De Vries hat ein halbes Jahr auf Bewährung mit drei Jahren Bewährungsfrist wegen fahrlässiger Tötung gekriegt«, verkündete Nel.
    »Da ist er aber glimpflich davongekommen.«
    Sie schaute mich an. »Im Urteil steht, dass ihm eine schwere Herzoperation und eine lange Heilungs- und Rehaphase als mildernde Umstände angerechnet wurden.«
    »Der Richter hätte sicher weniger milde geurteilt, wenn er gewusst hätte, von wem das Herz stammte.«
    »Kann sein. Aber die Polizei weiß es nicht und die Justizbehörden werden es auch nie erfahren.«
    Strafakten waren ein Kinderspiel für Nel und die Polizeicomputer waren und blieben ihr vertrauter Tummelplatz, obwohl sie aus Gründen der Zeitersparnis die Einwahl und den Zugangscode von Bart benutzt hatte. Victor de Vries war ein Kleinkrimineller, der mit achtzehn zum ersten Mal in den Registern auftauchte, wegen Ladendiebstahl in einem Herrenbekleidungsgeschäft. Offenbar liebte er gute Anzüge, denn er wurde noch zweimal in Modegeschäften erwischt und saß kurze Haftstrafen ab, weil er die Geldstrafen, die ihm der Einzelrichter für einfache Strafsachen auferlegte, nicht zahlen wollte oder konnte. Danach wurden seine Vergehen ernster: Wohnungseinbrüche bis zum Raubüberfall auf einen amerikanischen Touristen. Drei Monate im Knast Bijlmermeer. Er hatte eine Adresse in der Goudsbloemstraat in Amsterdam angegeben.
    »Der scheint ja nicht gerade helle zu sein«, meinte Nel. »Auf offener Straße, neben der Bar, in der er arbeitete. Der Tourist wehrt sich, Victor fuchtelt mit einem Stilett herum, der Tourist fängt an zu schreien, Victor kriegt einen Mordsschrecken und der Besitzer der Bar springt ihm an den Hals.« Sie lachte. »Fristlos entlassen.«
    »Ist er Barkeeper von Beruf?«
    »Ja, laut seinen Angaben. Auftrag erledigt, oder? Soll ich einen Bericht schreiben?«
    »Ein Blatt mit sämtlichen Angaben reicht.« Ich schwieg einen Moment und sagte dann: »Das sieht ein bisschen mager aus, oder, nur ein Name und eine Adresse?«
    Sie schaute mich an. »Aber das war es doch, was sie wollte? Und wir haben es schneller herausgefunden als erwartet. Lass uns den Fall abschließen. Wir erzählen ihr nichts von dem Unfall, der Abtreibung. Davon weiß sie bestimmt nichts, und es würde ihr nur wehtun.«
    Nel setzte sich an meinen Schreibtisch, schaltete meinen Mac ein und fing rasch an zu tippen. Ich legte schon mal ein Blatt Papier mit unserem Briefkopf in den Drucker ein. Max Winter / Nel van Doom. Ermittlungen.
    »Die Abtreibung muss der Grund dafür gewesen sein, warum sie in der Nacht dort waren«, sagte Nel, als sie den Druckauftrag startete. »Vielleicht ist der Vater dahintergekommen, dass Rosa schwanger war, und hat sie dazu gezwungen?«
    In Feerweerd vielleicht, nicht in Amsterdam. »Nel, eine achtzehnjährige junge Frau? Ich glaube eher, dass sie die Abtreibung selbst wollte und ihren Vater um Hilfe gebeten hat. Aber das spielt ja doch keine Rolle mehr, sie sind alle beide tot und Arin war in Armenien.«
    CyberNel nickte. »Wie dem auch sei. Reider wollte die Sache garantiert diskret abwickeln, irgendwo an einem abgelegenen Ort. Ich habe die Umgebung überprüft, es gibt eine Privatklinik bei Huis ter Heide. Wenn Rosa dort morgens oder mittags eine Abtreibung hatte, hat sie sich womöglich erst in einem Zimmer erholt, bis es Reider irgendwann in der Nacht zu viel wurde, weil er morgens wieder seine Funktion als Direktor ausüben musste oder was auch immer. Er checkt aus und sie schlagen den Utrechtseweg ein, um bei Rijnsweerd auf die Autobahn nach Amsterdam zu fahren.«
    Sie nahm das Blatt aus dem Drucker, faltete es zweimal zusammen und steckte es in einen Umschlag. »Ich fahre morgen mit dir nach Amsterdam, steige da in den Zug nach Groningen und nehme ein Taxi nach Feerweerd. Okay?«
    »Mit dem Auto geht’s schneller und du kannst eine Kiste Äpfel mitnehmen.«
    »In Groningen gibt es auch Äpfel«, sagte sie. »Und ich möchte mir die Dame gerne selbst mal anschauen.«

 

8
    »Hier ist es so still wie auf dem Mond«, bemerkte Nel, nachdem Henri die Tür hinter uns geschlossen hatte.
    »Ganz recht, Mevrouw«, sagte Henri. »Bitte folgen Sie mir.«
    »Dabei hat Amsterdam doch eine Atmosphäre, also gibt es auch Schallwellen«, murmelte Nel hinter seinem Rücken.
    »Cornelia, benimm dich«, mahnte ich.
    Der Hausdiener ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und führte uns ins Büro. Arin Reider wirkte nicht erfreut über Nels Anwesenheit. Die

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