Rosendorn
geatmet hatte, seit er seinen Blick auf mich gerichtet hatte. Mein Herz schien in meiner Brust seltsam zu flattern. Ich hätte mich daran gewöhnen können, dass Ethan mich so ansah, dass er mir zulächelte und mich in seiner Wärme badete …
Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Er spielt in einer anderen Liga, Dana, sagte meine innere Stimme. Es war schön, dass ein super Typ wie er mich wie eine Frau und nicht wie ein Mädchen behandelte, aber ich wagte es nicht, mehr darin zu sehen als einen für ihn ganz gewöhnlichen Flirt. Ich bin nicht hässlich – wie könnte ich das sein, wenn doch Feenblut durch meine Adern fließt? –, aber ich bin auch nichts Besonderes. Und ganz sicher bin ich nicht hübsch genug, um das Interesse von jemandem wie Ethan zu wecken. Er war selbst für eine Fee heiß, und er konnte jede Menge Frauen haben, die hübscher, weltgewandter und erfahrener waren als ich. Ich bin der festen Überzeugung, dass man sich niemals zu viele Hoffnungen machen sollte.
Ich fühlte mich schüchtern und irgendwie blöd, als ich mich nun auf einen antiken hochlehnigen Sessel gegenüber vom Sofa setzte. Steif nahm ich die Tasse in die Hand, die Kimber vor mir abgestellt hatte – neben sich, nicht neben Ethan natürlich –, auch wenn ich nicht gerade in der Stimmung für Tee war. Und erst recht nicht, als ich die kleinen Teeblätter sah, die auf dem Boden der Tasse herumschwammen. Offensichtlich benutzten die Leute in Avalon keine Teebeutel. Seufz.
Ich hob die Tasse an die Lippen und nahm halbherzig einen Schluck. Als ich sie dann auf den Unterteller zurückstellen wollte, ertappte ich mich dabei, wie ich die Teeblätter anstarrte und mich fragte, was eine Zigeunerin wohl darin lesen mochte. Mir schwante, dass es nichts Gutes sein konnte.
»Also, werdet ihr beide mir jetzt verraten, was überhaupt los ist?«, fragte ich und blickte noch immer in meine Tasse. Fast so, als wenn die Feen, wenn ich sie nicht ansah, nicht mit mir sprechen und mir auch nicht sagen würden, was meine seltsame Wahrnehmung für sie bedeutete.
»Du bist ein ganz besonderes Mädchen, Dana Stuart«, sagte Ethan.
Gegen meinen Willen sah ich zu ihm auf und ließ mich von seinem Blick gefangen nehmen. Ich mag naiv sein, doch ich hatte genügend Filme im Kino und im Fernsehen gesehen, um den nicht ganz jugendfreien Ausdruck in seinen bemerkenswert grünblauen Augen deuten zu können. Mein Hals war wie zugeschnürt, und ich war mir nicht sicher, ob mir heiß oder kalt war. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht zusammenzuzucken.
»Mein Name ist Hathaway«, sagte ich schwach. Meine Eltern hatten nie geheiratet, und ich hatte mein ganzes Leben lang den Namen meiner Mutter getragen. Ich war nicht geneigt, das jetzt zu ändern.
Seine Mundwinkel zuckten verdächtig, aber in seinen Augen stand noch immer dieser düstere, hungrige Ausdruck. »Stuart oder Hathaway – du bist etwas ganz Besonderes.«
Kimber räusperte sich geräuschvoll. Ethan zog einen Schmollmund.
»Du bist so eine Spaßbremse«, brummte er. Sie wollte etwas entgegnen, doch er winkte ab und wandte seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Du weißt, dass dein Vater zur Elite gehört und eines der einflussreichsten Mitglieder des Feenvolkes in Avalon ist.«
Jetzt zuckte ich
tatsächlich
zusammen. Ich wünschte mir, Mom hätte mir in all den Jahren einfach die Wahrheit gesagt. Dann hätte ich gewusst, worauf ich mich einließ, als ich nach Avalon kam. Aber sie hatte mir so viele widersprüchliche Geschichten erzählt, dass ich unmöglich hatte entscheiden können, was der Wahrheit entsprach und was ihrer Phantasie entsprungen war. Leider konnte ich nicht länger abstreiten, dass die erhabene Stellung meines Vaters eine der Wahrheiten war.
»Die Feen sind keine besonders fruchtbaren Geschöpfe«, erklärte Ethan. »Wir haben nicht oft Kinder miteinander – und mit Menschen zusammen noch seltener.« Er grinste. »Kimber ist sozusagen eine Laune der Natur, ein Freak, weil sie weniger als zwei Jahre nach mir geboren wurde.«
Kimber boxte ihm gegen den Arm. Heftig. »Die meisten Leute betrachten mich als Wunderbaby und nicht als ›Freak‹«, sagte sie. Doch der Ausdruck in ihren Augen ließ keinen Zweifel daran, dass es nicht das erste Mal war, dass sie im Zusammenhang mit ihrer Existenz so genannt wurde. Ich mochte sie sofort ein bisschen mehr, weil ich jetzt verstand, dass ihre Kratzbürstigkeit nur eine Art Selbstverteidigung war.
»Für
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