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Rosengift - Die Arena-Thriller

Rosengift - Die Arena-Thriller

Titel: Rosengift - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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fragte sich Matilda. Und vor allem: Warum hätte er so etwas tun sollen? Wegen eines einzigen leichtsinnigen Kusses? Matilda schüttelte entschieden den Kopf. Die Vorstellung, wie Patrick ihr hinter einem Grabstein auflauerte, um sie zu ermorden – womit überhaupt? –, hatte im Nachhinein etwas höchst Unrealistisches, um nicht zu sagen: etwas Lächerliches. Wie hatte sie sich da bloß so hineinsteigern können? Ein geschmackloses Foto, ein Zettel auf einem Grab – so etwas machte keiner, der es ernst meinte. Nein, Matilda glaubte nicht, dass Patrick ihr tatsächlich etwas antun wollte. Er war nur tief gekränkt und wollte sich an ihr rächen, ihre Gefühle verletzen, so wie sie die seinen verletzt hatte. Offenbar besaß er obendrein eine sadistische Ader und es machte ihm Spaß, ihr Angst einzujagen. Aber diese Tour würde sie ihm jetzt gründlich vermasseln!
    Als sie vor Patricks Haus stand, waren dort die Fenster geschlossen und niemand war im Garten. Ohne viel Hoffnung drückte Matilda auf die Klingel an der Gartenpforte. Gerade als sie wieder aufs Rad steigen und weiterfahren wollte, ging die Haustür auf und Patricks Vater kam auf sie zu. Er trug Jeans und ein zerknittertes Hemd und wirkte auch sonst irgendwie zerknautscht. Vielleicht, weil er keine Schuhe trug. Ob er wohl immer so tiefe Ringe unter den Augen hatte?
    »Was gibt’s?«, fragte er. Es klang weder freundlich noch unfreundlich, nur teilnahmslos. Als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders. Seine grauen Augen schienen durch sie hindurchzublicken. Matilda wünschte sich plötzlich, sie hätte nicht geklingelt.
    »Ich bin Matilda aus Patricks Schule und wollte ihn mal kurz sprechen.«
    »Mein Sohn ist leider nicht zu Hause«, kam es sachlich zurück. Matilda hätte zu gerne gefragt, wo Patrick denn sei, aber sie traute sich nicht.
    »Ah, ja dann… danke. Dann sehe ich ihn ja morgen in der Schule.«
    »Vermutlich«, antwortete der Mann knapp. Er hatte sich schon halb von ihr weggedreht, als er sich scheinbar noch einmal zu besinnen schien. Zum ersten Mal sah er Matilda wirklich an und seine Stimme klang eine Spur freundlicher, als er fragte: »Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    »Nein, danke. War nicht so wichtig. Oder vielleicht… sagen Sie ihm bitte einfach nur, dass ich hier war. Auf Wiedersehen und entschuldigen Sie die Störung.« Matilda machte, dass sie wegkam. Seltsamer Typ. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte. Hatte Patrick seinen Vater gebeten, ihn zu verleugnen?
    Zu Hause setzte sie sich wieder an den Computer. Sie wollte mit Anna chatten oder mit Nicole. Mit irgendjemandem, um sich abzulenken. Keine ihrer Freundinnen war online. Automatisch checkte Matilda ihre Mails. Im Posteingang war eine neue Nachricht von Legnesedot . Siehatte keinen Betreff und lautete: War’s schön auf dem Friedhof? Bald wirst du auch dort sein und verrotten.
    Die Mail war vor zehn Minuten angekommen. Dieses Mal war kein Hintergrundbild zu sehen. Matilda starrte eine ganze Weile auf die Mail. Ihr Kopf war völlig leer. Was war das überhaupt für ein blöder Name, Legnesedot ? Das klang irgendwie französisch. Oder… sie stutzte. Dann wusste sie, was der Name bedeutete: Man musste ihn nur rückwärts lesen.

24
    An Schlaf war in dieser Nacht kaum zu denken. Wirre Träume plagten Matilda, sobald sie für eine Weile einnickte, immer wieder schreckte sie hoch und wusste im ersten Moment nicht, wo sie war. Die Nachtgeräusche des alten Hauses schienen schlimmer denn je zu sein: Es ächzte und knackte, einmal glaubte sie sogar, Schritte auf der Treppe zu hören. Ungeachtet der Energieverschwendung hatte sie das Licht im Wohnzimmer und im oberen Flur angelassen. Auch in ihrem Zimmer brannte die Schreibtischlampe. Sie hatte sie unter die Tischplatte gestellt, damit sie sie nicht blendete. Doch nichts half. Schlaflos wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Gegen zwei Uhr gab es ein kräftiges Gewitter. Noch im Halbschlaf zuckte sie zusammen, als der erste Blitz einschlug. Dann saß sie kerzengerade im Bett und atmete heftig. Kurz überlegte sie, ob sie Miguel anrufen sollte. Er war wieder einmal nicht nach Hause gekommen, wie so oft in den letzten Tagen. Aber was sollte sie ihm sagen? Dass sie sich vor dem Gewitter fürchtete wie ein kleines Mädchen? Oder sollte sie ihm lieber gleich alles erzählen, ihm von dem ganzen Mist berichten, der mit Patrick gerade ablief? Warum eigentlich nicht? Vielleicht keine

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