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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
Vom Netzwerk:
‘Ndrangheta. Oder die Chinesen. Nein, die moderne Mafia, das
sind die Russen. Jedes Netzwerk hier ansässiger Russen ist unterwandert von
ihrer eigenen Mafia. Der Arm dieser Verbindungen reicht bis in ihre frühere
Heimat. Väterchen Russland ist allgegenwärtig. Der Druck wird immer stärker.
Sie können es monatlich messen.«
    Auf Ottakrings Gesicht war abzulesen, dass er ratlos war. Er kämpfte
mit einem Sturm gemischter Gefühle: Schock, Erleichterung, Neugierde, Abscheu,
Angst. Doch Ottakring wäre nicht er selbst gewesen, hätte er nicht ein Gespür
dafür gehabt, dass sich hier eine Goldgrube auftat. Diese Frau mit ihrem Wissen
brauchte er. Zumal er sie kannte und einzuschätzen vermochte.
    Eva M. – das M stand für Mathilde – hatte bei ihm im
Rosenheimer K1
ein Praktikum absolviert, als sie BKA -Beamtenanwärterin
war. Im Rosenmord-Prozess hatte sie eine gute Figur abgegeben. Eva M.
stammte aus Rosenheim und war in ihrer Heimatstadt Miss Herbstfest und
Faschingsprinzessin gewesen. Tüchtig in jeder Hinsicht. Vor Monaten hatte sie
den Sprung nach München geschafft, in die geheimnisumwitterte
Dienststelle  OK . Selbst die Kriminalpolizei kannte
die OK nur aus Organigrammen. Seinen
Verbindungen nach München war es zu verdanken, dass Ottakring Kenntnis davon
bekam, dass Eva M. zeitweise als verdeckte Ermittlerin gearbeitet hatte.
    »Ihr habt nach Engels Ermordung doch sicher eine SoKo gebildet«,
warf sie ein. »Ich nehme an, Sie sind der Boss. Haben Chili oder Kemal
dazugehört?«
    Ottakring schreckte aus seiner Abwesenheit hoch. Wie aus weiter
Entfernung hatte er Eva M. sprechen hören.
    »Wie bitte? Äh … nein. Äh … Kemal nicht. Die SoKo Engel,
das waren Chili, Bruni und ich. Erst später wurde die Kommission personell
aufgebohrt.«
    Eva M. spitzte den Mund und leerte ihren Espresso.
    »Wissen Sie, die Tatsache, dass Engel auf die gleiche Weise getötet
wurde wie fünf Mafiagegner in Ingolstadt, das macht mich schon sehr stutzig.
Gibt’s eine Verbindung von ihm zur Mafia? Oder generell nach Osten?«
    Ottakring staunte über den scharfen Intellekt der jungen Frau. Er
musste sie unbedingt für seine Zwecke gewinnen. Er wusste exakt, wo noch ein
Bildschirm im Rosenheimer Präsidium für sie frei war.
    Berührungen mit der italienischen Mafia schlossen sie aus, sagte er.
Dass sie an die osteuropäische Organisation nicht gedacht hatten, ließ er
unerwähnt.
    »So«, sagte er abschließend und stand auf. »Jetzt machen wir das,
weswegen wir hier sind.«
    Sein Handy rührte sich. »Ja!«
    Es war Adamina. Sie rief aus München an. »Hallo, Chefinspektor.
Haben Sie einen Augenblick Zeit? Sonst haben Sie ja nie Zeit für mich.«
    Er verdrehte die Augen zur Decke. Der schnelle Blick, den
Eva M. ihm zuwarf, entging ihm nicht.
    »Der Schusskanal in Kemal Hastemirs Körper deutet auf ein 9-Millimeter-Geschoss
hin. Das gleiche Kaliber wie bei Frau Toledo. Ich kann natürlich nicht deuten,
aus welcher Waffe.«
    Ottakring tat begeistert, nur um ihre Motivation nicht anzukratzen.
Selbstverständlich hatten sie selbst schon das Gleiche festgestellt und einige
Waffen in Betracht gezogen. Weitergebracht hatte sie die Erkenntnis jedoch
nicht.
    Eva M. starrte auf die voll beladene Tischplatte vor ihnen.
Obwohl die Bedienung die leeren Gläser und Tassen abgetragen hatte, war kaum
ein Fleckchen frei. Promotion hieß das neue Wundermittel.
    »Wie der Aufenthaltsraum im Präsidium«, sagte sie mit breitem
Zahnpastalächeln.
    Da wussten sie beide noch nicht, dass sie eingeladen waren.

NEUNZEHN
    Die Dame mit dem dicken Reservierungsbuch war eine
unaufgetakelte Person im schwarzen Kostüm. Über ihre goldgeränderte Lesebrille
musterte sie Ottakring und Eva M., als hätte sie zwei heruntergekommene
Holzknechte vor sich.
    Ottakring wies sich aus.
    Die Dame wich zurück. »Um Gottes willen«, sagte sie.
    »Welche Veranstaltung oder Veranstaltungen fanden am vorletzten
Dienstagabend statt?«, fragte Ottakring. »Am Zweiundzwanzigsten?«
    »Dienstagabend?«
    »Wie gesagt!«
    »Da muss ich erst die Chefin fragen«, sagte sie und wollte ihr Buch
zusammenklappen.
    Eva M. umklammerte ihren Arm.
    »Dienstagabend, hab ich gefragt«, sagte Ottakring
unmissverständlich. »Welche Veranstaltung?«
    Die Frau duckte sich. »Dienstagabend. Warten Sie. Dienstagabend.
Lassen Sie mich … ach, da brauch ich eigentlich gar nicht nachzuschauen.«
Sie rückte an ihrer Brille. »Da hatte Frau Gubkinowa ihren

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