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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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schnellen Rückzug vorbereitet. Falls jemand in der Wohnung das Niesen gehört hatte, war ihm jeder kleinste Schritt klar. Innerhalb von zwölf Sekunden wäre er auf der Straße. Mit dem Risiko einer Herzmuskelentzündung. Wie sie sich Jogger mit Fieber zuziehen, Elitefritzen, die es nicht lassen können, mit einem von der Hongkonggrippe befallenen Körper in Södermalm herumzujoggen.
    Aber klar, er musste da jetzt durch, wie es so schön heißt. Er hatte den Naturgesetzen getrotzt und sich wie gewöhnlich auf
    Raubzug begeben, ohne die Folgen seines Zustands einzukalkulieren. Außer was das Niesen anging, das auch nicht zur Standardausrüstung des professionellen Einbrechers gehört.
    Tatsache war, dass die Mehrzahl seiner Sinne außer Funktion war. Die Augen tränten, der Blick war getrübt, es pfiff und knackte in den Ohren wie ein unentschlossener Tinnitus, kein Duft drang in sein geschwollenes Riechorgan, er konnte nichts schmecken, und dass auch sein Tastsinn angeschlagen war, wurde ihm bewiesen, als er die Tür aufbrach – es dauerte mindestens zwanzig Sekunden länger als gewöhnlich.
    Er machte ein paar Schritte ins Wohnungsinnere. Die kleine Taschenlampe ließ ihren auf Punktlicht eingestellten Strahl über den Fußboden und die Wände gleiten. Ein paar Schubladen sahen interessant aus. Er würde später zu ihnen zurückkommen.
    Er pflegte Wohnungen eine Woche lang zu beobachten. Das war Teil seiner Strategie – er hatte stets mindestens zehn interessante ›Objekte‹ unter Beobachtung. Wenn kein Licht angemacht wurde, wenn Post und Zeitungen aus dem Briefschlitz ragten, waren die Leute verreist. Dann war es verhältnismäßig sicher zuzuschlagen.
    Doch dies hier war keiner seiner gewöhnlichen Fälle. Hier war es vollkommen sicher, das war ihm garantiert worden. Deshalb unterdrückte er auch das nächste Niesen nicht, sondern ließ es im Raum explodieren. Der Einbrecher schlich weiter ins nächste Zimmer, es musste das Schlafzimmer sein. Einiges an Büchern, von denen einige richtig interessant wirkten, Sammlerstücke, eine Stereoanlage, die ganz neu zu sein schien.
    Und Bargeld auf dem Nachttisch.
    Ja, wirklich, da lag ein kleiner Stapel Fünfhundertkronenscheine.
    Der Einbrecher hob den obersten ab und beleuchtete ihn. Er schüttelte ein paar schlappe Insekten ab, wahrscheinlich Motten, und prüfte ihn. Doch, er wirkte echt.
    Neben den Fünfhundertkronenscheinen lag ein handgeschriebener Brief. Er hob ihn hoch. Er war merkwürdig schwer. Er ließ den Lichtstrahl über die Einleitungsworte des Briefes wandern. Er las: ›Ich habe nach reiflicher Überlegung beschlossen, mir das Leben zu nehmen.‹
    Weiter konnte er nicht lesen. Das Papier war ganz mit Insekten bedeckt. Deshalb war es so schwer.
    Aber waren das wirklich Motten? Waren es überhaupt Insekten? Er leuchtete sie an und betrachtete sie genauer.
    Waren das nicht Larven? Kurze, dicke weiße Larven?
    Schmetterlingslarven?
    Oder eher – Würmer?
    Und Würmer waren wohl keine Insekten?
    ›Ich habe nach reiflicher Überlegung beschlossen, mir das Leben zu nehmen.‹
    »Scheiße, verdammt!« rief der Einbrecher und schickte den Lichtstrahl zum Bett hinüber.
    Das ganze Bett wimmelte von kurzen, dicken weißen Würmern.
    Und irgendwo darunter waren die mehr oder weniger aufgelösten Konturen eines Menschen.
    Dem Einbrecher drehte sich der Magen um. Er fuhr herum und rannte aus der Wohnung. Er lief ins Treppenhaus, stürzte die drei Stockwerke hinunter und gelangte auf die Straße.
    Herzmuskelentzündung, dachte er und blickte auf seine Hand. Da hing dieser verdammte Brief. Er schüttelte ihn ab und betrachtete ihn. Er zitterte heftig.
    Statt Fünfhundertern, dachte er selbstkritisch. Sehr profihaft angestellt.
    Er knüllte ihn zusammen, und als er ihn in den nächsten Papierkorb warf, sah er auf der anderen Straßenseite ein erleuchtetes Schild. Eine Kneipe.
    Ja, er brauchte einen Schnaps. Grippe hin oder her.
    Er überquerte die Straße und betrat die Kneipe. Sie war halbvoll. Die Leute wichen zurück. Und sonst gelang es ihm immer, sich unsichtbar zu machen. Jetzt richtete sich die Aufmerksamkeit aller auf ihn. Was hatten sie?
    Die Antwort kam unmittelbar. »Himmel, Arsch und Zwirn«, sagte eine Stimme hinter seinem Rücken. »Das ist ja unfassbar, wie Sie stinken.«
    Er drehte sich um.
    Ein uniformierter Polizist stand vor ihm und hielt sich die Nase zu. Dahinter wedelte ein zweiter sich mit der Hand vor der Nase wie mit einem Fächer.
    »Ich

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