Rosentod: Thriller (German Edition)
umsehen. Ginge das?
„Warum nicht? Ich führe Sie auch durchs gesamte Gebäude, wenn Sie möchten. Vielleicht sehen Sie danach ja endlich ein, wie lächerlich Ihre Verdächtigungen sind.“
Während der nächsten Viertelstunde durchstreifen sie das ganze Haus. Vergeblich. Ulla ist enttäuscht. So kommt sie nicht weiter.
„Hatte Elke ihre Affäre mit Thomas Groll eigentlich vor oder nach Ihnen?“, fragt sie.
„Sowohl, als auch“, grinst er. „Die haben doch alle paar Monate etwas miteinander. Tom kann nicht anders. Er liebt sie.“
„Könnte er mit Elkes Verschwinden in Zusammenhang stehen?“
Tesslar weiß es nicht. Er begleitet sie an die Tür. „Alles Gute“, sagt er. „Ich hoffe, wir sehen uns nicht wieder.“
„Das kann ich nicht garantieren“, antwortet Ulla, bedankt sich für die Auskünfte, verabschiedet sich und geht.
Kaum ist die Chefinspektorin außer Sichtweite, zieht Tesslar sein Mobiltelefon aus der Tasche. Ein kurzes Grübeln noch. Dann tippt er eine Nummer ein.
„Hallo?“ Obwohl die Chefinspektorin bereits außer Sichtweite ist, blickt sich Tesslar argwöhnisch um und dämpft seine Stimme. „Diese Spärlich von der Kripo war gerade bei mir. Die Dame wird mir langsam lästig. Kann man da etwas tun?“
***
Graz, Eggenberg. Bergstraße.
Frisch geschieden ist halb gewonnen? Blöder Spruch.
Verdrossen beißt sich der Kriminalbeamte Bernd Koschinsky auf die Unterlippe, nimmt die Hände vor den Mund und bläst auf seine rot angelaufenen, schmerzenden Fäuste. Das wütende Trommeln an seine Wohnungstür zeigt erste Erfolge. Die Nachbarn laufen auf den Flur und sagen ihm, er solle sich zum Teufel scheren.
Das nimmt sich Koschinsky schwer zu Herzen. Er zeigt ihnen so lange den Stinkefinger und empfiehlt ihnen so herzlich das Arschlecken, bis sie sich verziehen.
Um sich die Pranken nicht völlig zu demolieren, verlegt er sich aufs Läuten. Zehn Minuten später hat er die Polizei am Hals. Zwei Stück, mit vierbeiniger Verstärkung. Der Langhaarschäfer ist groß und stämmig. Selbst mit angelegtem Maulkorb ist mit dem Vieh nicht zu spaßen.
Er gehe ja schon, gibt der Chefinspektor klein bei und zeigt dem Pärchen seinen Dienstausweis.
„Soll sich meine Exfrau meine Wäsche und die Dokumente halt in den Arsch schieben. Es ist mir gleich. Ich hau ab. Eigentlich bin ich schon weg.“
Mürrisch hält der schnauzbärtige Uniformierte seinen knurrenden Hund zurück und gibt Koschinsky einen Wink. In Begleitung verlässt Koschinsky das Haus. Dem Schnauzbart ist das alles eher peinlich. Seiner Kollegin weniger. Typisch, denkt Koschinsky.
Um eine Anzeige komme der Chefinspektor herum, wenn er auch wirklich einen Abgang mache, bietet der Kollege an.
Koschinsky nickt und geht.
Erleichtert steckt die junge Polizistin die Handschellen weg und wirft ihrem älteren Kollegen einen fragenden Blick zu. „War es das jetzt?“
Er nickt, sie setzen sich in den Streifenwagen und fahren zum nächsten Einsatz.
Kurz darauf kommt Koschinsky wieder hinter der Hausecke hervor, überquert die Straße und läuft noch einmal die Treppe hoch. Na warte, denkt er sich. Wenn du nicht öffnest, muss ich eben andere Saiten aufziehen.
Grinsend holt er eine Art Uhrmacherwerkzeug aus der Tasche und macht sich am Schloss zu schaffen. Wenig später schwingt die Tür auf. Völlig lautlos.
Edith steht im Flur, legt gerade ihr Mobiltelefon zur Seite und wendet ihm den Rücken zu. Sie wird ganz starr, als er ihr von hinten den Arm über den Hals legt und ihr den Mund zuhält.
„Ruhig“, zischt der Chefinspektor. „Ganz ruhig. Du willst doch keinen Skandal provozieren, oder?“
Seine geschiedene Frau schüttelt den Kopf.
„Ich lass dich jetzt los“, knurrt Koschinsky. „Aber wehe, du schreist.“
Angstvoll glotzt sie ihn an, als er sie ins Schlafzimmer stößt.
„Du weißt, was ich will“, zischt er. „Gib es raus. Es ist mein Geld. Du weißt es.“
Fluchend bückt sie sich, schlägt den Teppich hoch, nimmt die Plastiktüte mit den beiden Sparbüchern und drückt sie ihm in die Hand.
„Da“, sagt sie. „Ersticken sollst du an den Moneten. Was bist du doch für eine miese Figur.“
„Immer mit der Ruhe, meine Liebe. Du hast die Wohnung und die Möbel“, grinst er und steckt die beiden Büchlein ein. „Das reicht doch wohl als Abgeltung für eine dreijährige Ehe, oder? Hast du wirklich geglaubt, du könntest mir meine Kohle klauen? Nach all den Opfern, die ich für dich brachte?“
„Du? Für
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