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Rost

Titel: Rost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Meyer
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war, bloß hing
sie irgendwie an ihm, dem dünnen alten Buddy Harris.
    Draußen kam ein Truck die Straße hoch und bog, sie hörte es, in ihre
Einfahrt. Virgil kam herein. Er war betrunken, vielleicht high, das sah sie.
Das kam ihr gerade recht. Sie küsste ihn auf den Hals und nahm seine Hand und
legte sie gleich zwischen ihre Beine.
    »Richtig guter Tag«, verkündete er.
    »Was hast du gemacht?«
    »Mit Pete McCallister geangelt.«
    Grace legte das Tuch weg, schmiegte sich an ihn. Sie streichelte
sein Bein.
    »Ich dachte, du bist unterwegs und suchst was«, sagte sie.
    »An einem gottverdammten Samstag?«
    »Tja, so hast du’s mir gesagt.«
    »Da wusst ich doch den Wochentag nicht mehr.«
    Sie zuckte mit den Achseln. » U.S. Steel macht nächsten Monat Eignungstests, hab ich gehört. Da könntest du dich
melden.«
    »Jede Strecke anderthalb beschissene Stunden im Verkehr.«
    Sie roch den Schnaps in seinem Atem. »Wir könnten auch näher an die
Stadt ranziehen, in ein richtiges Haus.«
    »Nein, weiter wegziehen. Lieber echtes Landleben, statt so zu tun,
als kämen wir noch mal nach oben in der Welt.«
    Er sah sie an. »Was lachst du«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf und hörte auf zu lächeln. Sie betrachteten
sich eine Weile, sein Gesicht war seltsam. Sie musterte ihn, er hatte einen
komischen Gesichtsausdruck, und plötzlich wusste sie Bescheid.
    »Was«, sagte er.
    Sie sagte: »Virgil.«
    »Was?«
    »Die Hypothek ist diese Woche fällig, außerdem ist es April, wir haben
Steuerschulden, noch von vor zwei Jahren. Ich hab einen Zahlungsplan mit dem
Finanzamt abgesprochen.«
    »Danny Hobbes ist mir dreihundert schuldig. Und wir können immer
noch mehr Geld verdienen.«
    Es war still, sie streichelte sein Bein. »Sag doch noch mal,
warum du wieder da bist.«
    »Ich hab Geld, das weißt du.«
    »Die Behindertenrente von diesem Monat?«
    »Hab ich Danny Hobbes geliehen.«
    Nicken. »Könnten wir nicht anderes Geld vom Staat bekommen?«
    »Wer Sozialhilfe will, muss seine Vermögenswerte prüfen lassen, wir
fallen da durch. Und neuerdings kriegst du irgend’nen Scheißjob zugewiesen.
Wenn du glaubst, du könntest dabei noch nach einem anständigen Job suchen,
liegst du voll daneben. Nutzt doch alles einen Scheiß, wenn du am Ende gar
nicht richtig bezahlt wirst.«
    »Bewirb dich trotzdem«, sagte sie. »Dein Sohn arbeitet auch nicht.«
    »Hab’s mir doch schon angesehen«, sagte er. »Mit Truck und Trailer
kommen wir niemals in Frage. Prüfung der Vermögenswerte, daran liegt’s.«
    »Dein Truck ist schon sechs Jahre alt, und ich krieg bloß
neun-fünfzig in der Stunde.«
    »Tja, das ist zu viel«, stellte er fest. »Verschenkst du deine Zeit
noch immer an das Frauenhaus?«
    Sie warf ihm einen Blick zu.
    »Tu doch eine Zeitlang mal was anderes, das dir auch Geld einbringt,
wenn du dir solche Sorgen deshalb machst.«
    Sie schloss die Augen, atmete tief ein.
    »Ich hab bloß laut gedacht, jetzt werd nicht gleich so wütend«,
sagte er.
    »Wir schaffen das schon«, sagte sie, die Augen immer noch geschlossen.
    Er beugte sich vor und küsste sie.
    »Wie wär’s mit einem Drink? Vertreibt die finsteren Gedanken.« Virgil
grinste und ging raus zu seinem Truck.
    Sie dachte, gib ihm Zeit. Sei etwas großzügiger. Er kam zurückund hielt eine halbleere Flasche Kentucky Deluxe hoch. Nachdem er zwei saubere Gläser aufgetrieben hatte, goss er ein, für jeden
eins. Sie hätte ihm gerne erzählt, dass Billy letzte Nacht verletzt nach Haus
gekommen war, doch irgendetwas hielt sie davon ab. Sie kippte ihren Whiskey, er
tat es ihr nach und fing an, sie zu küssen.
    Öffnete den Gürtel ihrer Jeans und schob sie runter.
    »Willst du nicht ins Bett?«
    Er schüttelte den Kopf. Er glitt in sie hinein, und sie umschlang
ihn mit den Beinen. Bald spürte sie, wie es sich aufbaute, dann vergaß sie, wo
sie war, und zog ihn rein und immer weiter rein, versuchte, näher ranzukommen,
konnte gar nicht nah genug sein. Er war immer noch dabei, sie hoffte, das
Gefühl würde noch lange dauern. Und dann merkte sie, er wurde hart, sein ganzer
Körper wurde steif, und in ihr baute es sich wieder auf, doch dann bewegte er
sich nicht mehr. Sie rieb über seinen Rücken, und er sah sie nicht an, gar
nichts sah er an, er war nur still. Sie suchte sich eine bequeme Stellung für
die Beine, und so blieben sie lange Zeit liegen. Eine Weile döste sie und hatte
seltsame Gedanken, etwa, dass sie, falls er etwas Geld nach Hause brächte,

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