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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Gitter und
Zahlen.«
    »Die Viren haben mit ihrem Werk begonnen«, sagte Lee und
erklärte, was sie erwarten sollte. »Ich weiß nicht,
ob es uns dabei helfen wird, Ichun zu retten, aber es verleiht mir
Hoffnung.«
    »Wir haben niemals etwas anderes als Hoffnung gehabt«,
sagte Wu Lin. »Los jetzt, geh schon zu deinen Freunden. Ich
werde zu meinen gehen. Gemeinsam, mein Bruder, werden wir sehen, was
wir tun können.«
    Chen Yao, Redd und Captain Tsatar warteten zusammen mit dem
Korporal außerhalb des Schlafgebäudes. In einem kalten
Wind, der dünnen Staub von der Wüste hereinblies.
    Chen Yao sah Lee an und sagte: »Du bist ein Gott, Wei Lee. Es
gibt keine Gesetze.«
    »Wenn ich ein Gott bin, was ist Wu Lin?«
    »Eine Möglichkeit.«
    »Das sind wir alle. Oder ich hoffe es.«
    Redd sagte: »Vielleicht erklärst du eines Tages alles,
was hier abgeht.« Er trug ein schwarz-rot kariertes Tuch
über dem Mund und der langen Nase, gegen den staubigen Wind. Der
Kapitän des Schwarzen Drachen war ebenfalls dort. Er
hatte sich das Jagdgewehr über die Schultern geschlungen; dessen
achteckiger Lauf ragte einen Meter bis über seinen schwarzen
Filzhut steil in die Höhe.
    »Ich bin glücklich, dich zu sehen«, sagte Lee,
»aber falls ich mich nicht irre: solltest du nicht auf deinem
Schiff sein?«
    »Es liegt am Hebewerk bereit«, sagte Kapitän
Tsatar. »Unsere Hintertür, falls wir eine
brauchen.«
    »Wenn wir sie brauchen«, sagte Redd, »und das ist
bald. Soldat organisiert einige von der Gleiterbesatzung.« Er
lachte. »Zumeist hält er ihnen Vorträge über ihre
moralische Verpflichtung.«
    »Die Menschen müssen die Natur der Revolution
verstehen«, sagte Kapitän Tsatar. »Sobald sie sie
einmal verstehen, werden sie sich ihr freudig und voll
anschließen.«
    »Hoffen wir’s«, sagte Redd.
    »Wir halten die ganze Nacht über eine tiefe
Radarüberwachung aufrecht«, sagte der Korporal. Seine Augen
waren rotgerändert, und er war unrasiert. »Gerade ehe ich
gekommen bin, dich aufzuwecken, haben zwei Blips aufgeleuchtet,
dreihundert Kilometer weit draußen. Sie nähern sich rasch.
Wir bringen jedermann auf Position, und die Hebewerke sind
eingeschaltet worden.« Er grinste grimmig. »Es ist stets
nett, daran zu denken, daß es eine Hintertür gibt, aber
ich bezweifle, daß wir die Zeit haben werden, sie zu
benutzen.«
    Sie machten sich auf den Weg zum Hauptplatz. Redd berichtete Lee,
was in der Nacht geschehen war. Weniger als die Hälfte der
Einwohner von Ichun waren geblieben, um ihre Häuser zu
verteidigen. Der Rest, sowie die Kinder, die alten Männer und
die Frauen, waren an Bord abkommandierter Gleiter die Ebene des
Himmels hinabtransportiert worden.
    »Das hat eine Menge Schwierigkeiten verursacht«, sagte
Redd, »und Soldat hat einige Schädel einschlagen
müssen. Man sollte glauben, die Mannschaften wären dankbar
gewesen, daß man ihnen erlaubte, sich auf den Weg zu
machen.«
    Kapitän Tsatar sagte milde: »Du verstehst wenig vom
Stolz des Seemanns.«
    Redd lachte. »Soldat hat gesagt, das war’s? Die Reaktion
der Kleinbesitzer auf den Verlust ihres einzigen Mittels, die
Menschen zu unterdrücken.«
    »Soldat ist ein guter Mann«, sagte Kapitän Tsatar,
»neigt jedoch manchmal dazu, der Theorie gegenüber der
Praxis den Vorzug zu geben.«
    Redd flüsterte Lee zu: »Ich wollte, daß Chen Yao
ebenfalls geht. Sie wollte natürlich nicht.«
    »Mein Platz ist bei Wei Lee«, sagte Chen Yao. »Und
obgleich sein Platz nicht hier ist, scheint er sich zum Hierbleiben
entschlossen zu haben.«
    »Ich kann von dem hier nicht weglaufen, Yao.«
    Chen Yao war wütender und fürchtete sich mehr, als sie
es irgend jemanden wissen lassen wollte. Vielleicht sah nur Lee die
Anstrengung, die sie darein legte, die Stimme unter Kontrolle zu
halten, als sie kalt sagte: »Du kannst der Welt auch nicht eine
Stadt nach der anderen retten.«
    Der Korporal berichtete: »Mußte ein Dutzend bewaffneter
Leute an Bord jedes Gleiter bringen, um sicherzustellen, daß
Flüchtlinge nicht bei der erstbesten Gelegenheit über Bord
geworfen würden.«
    »Das ist gut«, sagte Lee. Daran hatte er nicht gedacht,
und es schien ihm plötzlich, daß es soviel gab, woran er
nicht gedacht hatte. Er war das Zentrum von tausend sich
auflösenden Fäden. Es war ein aufregender, erschreckender
Gedanke, der Adrenalin ausschüttete, während sie auf den
großen Platz hinaustraten.
    Ichuns Hauptstraße verlief quer darüber. Dort, wo sie
auf den Platz stieß, war

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