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Rotkehlchen

Rotkehlchen

Titel: Rotkehlchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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eigentlich schon die Runde gemacht und sich vorgestellt?«
    »Hatte noch keine Zeit, nächste Woche, Linda.«
    »Sie sind nun schon einen ganzen Monat hier. Gestern fragte mich Steffensen, wer denn der große blonde Kerl sei, den er auf der Toilette getroffen habe.«
    »Ja und, was haben Sie ihm geantwortet?«
    »Ich sagte, das sei an a need to know basis.«
    Sie lachte. »Und Sie haben am Mittwoch auf dieses Abteilungsfest zu kommen!«
    »Das habe ich verstanden«, murmelte er und nahm zwei Zettel aus seinem Postfach mit. Der eine sollte ihn an das Fest erinnern und der andere beinhaltete eine interne Notiz über die neue Vertrauensmann-Verordnung. Beide segelten in den Papierkorb, kaum dass er sein Büro betreten hatte.
    Dann setzte er sich, drückte am Anrufbeantworter auf REC und PAUSE und wartete. Nach etwa dreißig Sekunden klingelte das Telefon.
    »Harry Hole speaking.«
    »Härri? Spicking?« Es war Ellen.
    »Sorry, ich dachte, es wäre jemand anders.«
    »Er ist ein Tier«, fuhr sie fort, noch ehe er mehr sagen konnte. »Faking anbilivebell, also.«
    »Wenn du über das redest, was ich glaube, solltest du vielleicht besser aufhören, Ellen.«
    »Langweiler. Wer soll denn übrigens anrufen?«
    »Eine Frau.«
    »Endlich!«
    »Vergiss es. Vermutlich eine Verwandte oder die Frau von einem, den ich verhört habe.«
    Sie seufzte. »Und wann willst du mal wen treffen, Harry?« »Du bist wohl verliebt, was?«
    »Richtig geraten, du etwa nicht?«
    »Ich?«
    Ellens freudiger Ausruf stach ihm ins Ohr.
    »Du hast nicht gleich geantwortet, Harry! Jetzt hab ich dich. Wer ist es, wer?«
    »Hör auf, Ellen!«
    »Sag, dass ich Recht hab!«
    »Ich hab niemanden getroffen, Ellen.«
    »Lüg Muttern nicht an!«
    Harry lachte. »Erzähl mir lieber noch mehr über Hallgrim Dale. Wie weit sind die Nachforschungen?«
    »Keine Ahnung. Red mit der Kripo.«
    »Das werde ich, aber was sagt dir deine Intuition über den Mörder?«
    »Dass das ein Professioneller war, kein Affektmörder. Und obwohl ich gesagt habe, dass der Mord so sauber wirkte, glaube ich trotzdem nicht, dass er genau geplant war.«
    »Nicht?«
    »Der Mord ist effektiv durchgeführt worden und es gab auch keine Spuren. Doch der Tatort war schlecht, man hätte ihn von der Straße oder vom Hinterhof aus beobachten können.«
    »Du, es klingelt auf der anderen Leitung, ich rufe dich später zurück.«
    Harry drückte auf den Aufnahmeknopf des Anrufbeantworters und kontrollierte, dass der Kassettenrecorder lief, ehe er die andere Leitung freischaltete.
    »Harry.«
    »Hello, my name is Constance Hochner.«
    »How do you do, Miss Hochner?«
    »Ich bin die Schwester von Andreas Hochner.«
    »Ich verstehe.«
    Trotz der schlechten Verbindung konnte er hören, wie nervös sie war. Trotzdem kam sie gleich zur Sache.
    »Sie haben ein Abkommen mit meinem Bruder getroffen, Mister Hole. Und Sie haben Ihren Teil dieses Abkommens nicht eingehalten.«
    Sie sprach mit einem seltsamen Akzent, dem gleichen wie Andreas Hochner. Harry versuchte automatisch, sie sich vorzustellen, eine Angewohnheit, die er schon seit Beginn seiner Tätigkeit als Ermittler hatte.
    »Miss Hochner, ich kann erst dann etwas für Ihren Bruder tun, wenn ich seine Aussagen überprüft habe. Bisher haben wir nichts finden können, was sie bestätigen könnte.«
    »Aber warum sollte er lügen, Herr Hole? Ein Mann in seiner Situation?«
    »Genau deshalb, Frau Hochner. Wenn er nichts weiß, könnte er doch verzweifelt genug sein, so zu tun, als wisse er doch etwas.«
    Es entstand eine Pause in der knisternden Verbindung … wo? In Johannesburg?
    Constance Hochner sprach wieder.
    »Andreas hat mich gewarnt, dass Sie vielleicht so etwas sagen würden. Ich rufe Sie an, um Ihnen mitzuteilen, dass ich weitere Informationen von meinem Bruder habe, die für Sie von Interesse sein könnten.«
    »Aha.«
    »Aber Sie erhalten diese Informationen erst, wenn sich Ihre Regierung um die Sache meines Bruders kümmert.«
    »Wir tun, was wir können.«
    »Wir werden wieder Kontakt mit Ihnen aufnehmen, wenn wir merken, dass Sie uns helfen.«
    »Sie wissen doch, dass das so nicht läuft, Frau Hochner. Erst müssen wir die Resultate der Informationen sehen, die wir bekommen haben, und dann können wir ihm helfen.«
    »Mein Bruder braucht Garantien. Die Verhandlung gegen ihn beginnt in zwei Wochen.«
    Ihre Stimme stockte mitten im Satz, und Harry merkte, dass sie den Tränen nahe war.
    »Ich kann Ihnen nur mein Wort geben, dass ich tun werde,

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