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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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Kraftsport. Aber ihn interessiert das nicht.
    Rückblickend kann ich ihm das nicht krummnehmen. Schließlich hat er viele Männer an der Seite seiner Mutter gesehen und im Gegensatz zu mir weiß er wohl, dass auch die Nummer mit mir nicht ewig halten wird.
    Sein Vater ist ein brasilianischer Stripper, der sich, nachdem er Fatima geschwängert hat, lieber wieder anderen Frauen gewidmet hat.
    Was das Leben mit Fatima so schwierig macht: Sie will nicht, dass ich im Hamburger Rotlichtmilieu Kontakte knüpfe. Natürlich hat sie Angst, dass ich dann all ihre kleinen dreckigen Kiez-Geschichten erfahre. Also soll ich nichts Eigenes starten. Und so bin ich, was ich nie sein wollte: von einer Frau abhängig. Dabei habe ich mir geschworen, dass meine Mutter die letzte Frau war, von der ich abhängig war.

    Carmen ist eine Althure aus der Herbertstraße. Sie ist schon jenseits der 50, völlig abgebrüht, wie du es eben sein musst, wenn du im Milieu zu Geld kommen willst – besonders als Frau. Und Carmen hat viel Geld, weil sie es geschafft hat, einige Stammfreier an sich zu binden. Sie hat einen Arzt, der ihr fast jeden Tag 1000 Mark gibt, ein anderer Freier hat ihr teuren Schmuck geschenkt, Ringe, Ohrringe, eine Rolex, alles zusammen im Wert von gut 360 000 Mark. Carmen fährt auch einen neues Mercedes SLK, den sich ein Lkw-Fahrer vom Mund abgespart hat, um Carmens Gunst zu bekommen.
    Aber Carmen ist unglücklich. In einer durchheulten – und durchsoffenen – Nacht gesteht sie einer jungen Kollegin, dass sie sich so sehr nach einem Mann sehnt, dem sie sich ganz hingeben kann. Die große Liebe. Carmen, die abgebrühte Althure, wird auf ihre alten Tage weich. Sie sucht ihren Traummann; etwas jünger sollte er sein, aber ein richtiger Mann, zu dem sie aufschauen kann.
    In anderen Kreisen wäre das wahrscheinlich unter den beiden Frauen geblieben. Im Hamburger Milieu zerbrechen sich dagegen alle sofort den Kopf, wie sich denn so eine Schwäche zum eigenen Vorteil ausnutzen lässt. Die jüngere Nutte erzählt es jedenfalls ihrem Zuhälter und der bestellt ein paar Kumpels zum Kriegsrat ein.
    Wenn Carmen einen Lover will, dann soll sie ihn bekommen. Das Ziel: die Nutte zu »rasieren«, das bedeutet: beklauen.
    Ist so etwas unmoralisch? Betrachten wir die Fakten: Carmen hat ihr Leben lang Männern die große Liebe vorgespielt und sich für die schöne Illusion fürstlich entlohnen lassen. Die Männer haben sich nie beschwert, sie waren danach zwar etwas ärmer, aber was ist Geld schon gegen die Liebe? Wenn Carmen jetzt die Liebe bekommt, ist es doch nur fair, dass sie dafür bezahlt, oder nicht?
    So kann man es sich schönreden.
    Jedenfalls wird ein Mann gesucht, der Carmen die große Liebe vorspielt, um sie um ihren Schmuck zu bringen. Jakob, ein erfahrener Kiezianer, bringt da meinen Namen ins Spiel. Er weiß, dass ich auf der Suche nach Bestätigung im Milieu bin. Und optisch und vom Auftreten her bin ich wohl das, was sich Carmen vorstellt.
    Ich sage auch ohne lange zu zögern zu, als mir der Plan unterbreitet wird. Mit ein bisschen Kohle könnte ich mir endlich wieder was Eigenes aufbauen.
    Nach ein paar Treffen mit Carmen merke ich jedoch, dass das nichts für mich ist. Carmen ist nun mal überhaupt nicht mein Typ. Eine eher dominante Frau, ziemlich verbraucht.
    Außerdem bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Sie hat für ihren Reichtum hart geackert, da reicht ein Blick in ihre toten Augen, um zu wissen, dass sie Sachen gesehen und gemacht hat, auf die wir alle keinen Bock haben.
    Also sage ich zu ihr: »Carmen, du bist lieb und nett, aber mit uns wird das nichts.«
    Und sie dreht nicht etwa durch, sie akzeptiert es. Da sie mir vor ein paar Tagen ihren Wagen geschenkt hat, will ich ihn ihr zurückgeben. Aber Carmen sagt, ich soll ihn behalten, für die schöne Zeit.
    Die Zuhälter sind sauer, dass ich meinen Job aufkündige und dass noch dazu ein Auto für mich herausgesprungen ist. Sie setzen daraufhin Malik, einen Iraner aus Billstedt, auf Carmen an. Der Typ ist gerade mal 21 Jahre alt, aber Carmen schmeichelt es, dass so ein junger Typ um sie wirbt.
    Das Rasieren von Carmen soll nun mit der Rückforderung meines von Carmen erhaltenen Wagens zusammenfallen – und mit einem Denkzettel für mich.
    Nachdem Malik ein paar Monate »verliebt, verlobt, verheiratet« mit Carmen gespielt hat, lädt er sie auf eine kleine Ausfahrt ein. Kaum sitzen die beiden im Auto, werden sie noch auf dem Parkplatz überfallen. Ein maskierter Typ

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