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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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aber länger nicht. Er hatte seine Ehre verkauft, seinen Körper, alles, das ihm dienlich gewesen war, um dem ihm vom Leben zugedachten Schicksal zu entrinnen. Und nun konnte er, trotz seines großen Vermögens, das, was er geopfert hatte, nicht zurückkaufen. Wäre er zu Tränen fähig gewesen, hätte er jetzt geweint. So empfand er jedoch nur eine betäubende Kälte.
    Es war nicht schwer, Sara zu verlassen. Das war erschreckend einfach.
    Sie gab einen unverständlichen Laut von sich, als er sich aus ihren Armen löste. Er verließ sie so, wie er die anderen Frauen verlassen hatte, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Irgendwie schaffte Sara es in den Ballsaal zurück. Sie war zu benommen, um darüber nachdenken zu können, was als nächstes geschehen würde. Derek war nicht im Ballsaal. Das elegante Treiben beim Ball machte es ihr leicht, Haltung zu bewahren. Sie tanzte mehrmals mit verschiedenen Herren, ein gefrorenes Lächeln im Gesicht, und unterhielt sich in einem Plauderton, der selbst ihr aufgesetzt erschien. Offenbar war ihr Kummer nicht erkennbar, denn niemand schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.
    Doch dann erschien Lady Wolverton. Ihre lächelnde Miene wich einem Stirnrunzeln. »Was ist passiert, Miss Fielding?.« erkundigte sie sich besorgt.
    Panik ergriff Sara, und sie vermochte nicht zu antworten. Die leiseste Andeutung von Mitleid würde sie dem Zusammenbruch nahe bringen. Sie würde sofort den Ball verlassen müssen, denn sonst brach sie bestimmt in Tränen aus. »Oh, ich hatte eine wunderbare Zeit«, antwortete sie rasch. »Ich habe nur leichte Kopfschmerzen bekommen. Es ist ziemlich spät. Ich bin nicht daran gewöhnt, so lange aufzubleiben. Vielleicht sollte ich mich zurückziehen.«
    Lily wollte Miss Fielding am Arm berühren, zog die Hand jedoch zurück. Aus ihren Samtaugen sprach Mitgefühl.
    »Möchten Sie sich aussprechen?«
    Sara schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich bin sehr müde.
    Joyce betrachtete die beiden sich unterhaltenden Frauen von der anderen Seite des Ballsaales her. Sie hatte sich mit Lord William Granville, einem ihrer zahlreichen Verehrer, der seit Jahren erfolglos ihre Gunst zu erringen trachtete, in einen stillen Winkel zurückgezogen. Die Hoffnung, eines Tages mit ihr schlafen zu können, verleitete Granville dazu, sich Joyce immer wieder zu nähern. Sie hatte ihn jedoch stets zurückgewiesen. Trotz der vielgepriesenen Fähigkeiten als Liebhaber und seines recht annehmbaren Äußeren hatte er für sie nie das ausgestrahlt, was sie wollte, zumindest bis jetzt.
    Lächelnd schaute sie ihm in die kleinen blauen Augen. »Sehen Sie diese Frau, William, die dort neben Lady Wolverton steht?«
    Gleichgültig sah er in die angegebene Richtung und ließ den Blick auf den beiden Frauen verweilen. »Ah, die entzückende Miss Fielding«, erwiderte er. »Ja, ich sehe sie.« Angesichts ihrer freigebig dargebotenen Reize fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. »Sie ist ein hübsches kleines Früchtchen.« Er schaute wieder Lady Ashby an, genoss den Anblick ihres blonden Haars und ihres üppigen Busens, der durch das tiefausgeschnittene lavendelfarbene Kleid besonders gut zur Geltung kam. »Ich ziehe jedoch erfahrene Frauen vor, die jemanden wie mich und meine mannigfachen Wünsche besser zu befriedigen verstehen.«
    »Tatsächlich?« Porrees hübsches Gesicht verhärtete sich. »Wir kennen uns schon sehr lange, William, nicht wahr?
    Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir unsere Freundschaft etwas intimer gestalten.«
    Vor gieriger Sinneslust stieg ihm die Röte vom Hals aus ins Gesicht. »Vielleicht haben Sie recht«, sagte er leise und bewegte sich näher zu Lady Ashby.
    Geziert drückte sie ihm den Fächer gegen die Brust, um ihn auf Abstand zu halten. »Zunächst möchte ich Sie jedoch um einen Gefallen bitten.«
    »Einen Gefallen?« wiederholte er misstrauisch.
    »Ich versichere Ihnen, Sie werden die Sache sehr amüsant finden.« Joyce verzog die Lippen zu einem maliziösen Lächeln. »Sobald das hübsche kleine Früchtchen, wie Sie Miss Fielding genannt haben, sich vom Ball zurückgezogen hat, möchte ich, dass Sie in ihr Zimmer gehen und…« Joyce stellte sich auf die Zehenspitzen und raunte Granville ins Ohr, was sie sich ausgedacht hatte. Die Röte seines Gesichts wurde noch intensiver.
    »Betrachten Sie Miss Fielding als Leckerbissen, der Ihren Appetit anregen soll, ehe sie sich später in der Nacht dem Hauptgericht widmen«, sagte sie zum Schluss. »Erst Miss

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