Roulette des Herzens
sie eine Frau wie dich bekämen.«
»Ich will keinen ehrbaren Mann. Ich will dich.«
Er lächelte widerstrebend. »Mein süßer Engel«, flüsterte er. »Du kannst einen besseren Mann als mich bekommen.«
»Ich bin anderer Ansicht.« Sara ignorierte seinen Versuch, sie sacht von sich zu schieben, und kuschelte sich an ihn.
Widerwillig drückte er sie an sich. »Dir wird kalt. Ich bringe dich ins Haus.«
»Ich friere nicht.« Sie hatte nicht die Absicht, irgendwohin zu gehen. Von diesem Augenblick hatte sie in zu vielen Nächten geträumt.
Derek blickte über ihren Kopf hinweg zu den erleuchteten Fenstern des Hauses. »Du solltest im Ballsaal sein und mit Mr. Marshall – oder Lord Banks tanzen.«
Die Erwähnung der beiden grünen Jungen veranlasste sie, die Stirn zu furchen. »Denkst du, ich hätte so etwas verdient? Du willst mich mit einem oberflächlichen, eingebildeten Dandy verkuppeln und dann behaupten, ich hatte eine prächtige Partie gemacht? Nun, ich fange an zu denken, dass deine Behauptung, ich sei zu gut für dich, nur ein dir genehmer Vorwand ist. In Wahrheit fehlt mir vielleicht etwas. Du denkst bestimmt, ich sei nicht imstande, deine Begierden zu befriedigen, oder…«
»Nein«, unterbrach Derek rasch.
»Ich nehme an, du würdest dich lieber mit all den verheirateten Frauen einlassen, die dir etwas in Ohr raunen oder schöne Augen machen und dir neckisch mit dem Fächer auf den Arm klopfen.«
»Sara!«
»Schriftsteller sind sehr aufmerksame und scharfsichtige Menschen. Allein durch meine Beobachtungsgabe kann ich dir genau sagen, mit welchen Frauen du verkehrt hast.«
Derek unterbrach die Tirade durch einen Kuss. Sobald er den Eindruck hatte, dass Sara still sein würde, hob er den Kopf. »Keine dieser Frauen war für mich von Bedeutung«, sagte er rau. »Von keiner Seite hat es Versprechungen oder das Gefühl der Verpflichtung gegeben. Ich habe nichts für diese Frauen empfunden.« Er wandte den Blick von Sara ab und fluchte, weil er sich der Sinnlosigkeit seiner Bemühungen bewusst war, ihr sein früheres Verhalten zu erklären. Sie musste es jedoch begreifen, damit sie sich keine Illusionen über ihn machte. Er zwang sich zu sagen:
»Manche dieser Frauen behaupteten, mich zu lieben. Kaum hatten sie das gesagt, habe ich sie verlassen.«
»Warum?«
»Für Liebe ist in meinem Leben kein Raum. Ich will so etwas nicht. Ich habe dafür keine Verwendung.«
Sara starrte sein Profil an. Trotz des von Derek angeschlagenen ausdruckslosen Tons ahnte sie, in welch starkem inneren Aufruhr er war. Er belog sich. Er musste mehr als jeder andere Mensch, den sie kennengelernt hatte, geliebt werden. »Was willst du dann?« erkundigte sie sich leise.
Schweigend schüttelte er den Kopf. Sie wusste jedoch Bescheid. Er wollte sich sicher fühlen. Wenn er genügend reich und mächtig war, würde er sich nie mehr verletzt, einsam oder verlassen fühlen. Sie streichelte weiter sein Haar und spielte mit seinen vollen rabenschwarzen Locken. »Mach einen Versuch mit mir«, drängte sie ihn. »Hast du wirklich so viel zu verlieren?«
Er lachte harsch auf und ließ sie los. »Mehr, als du ahnst.«
Verzweifelt klammerte sie sich an ihn und raunte ihm zu: »Hör mir zu!« Sie konnte nur noch ihre letzte Karte ausspielen. »Du kannst die Wahrheit nicht ändern«« sagte sie mit vor innerer Bewegung bebender Stimme. »Du kannst dich so aufführen, als seist du blind und taub. Du kannst auch für immer aus meinem Leben verschwinden.
Die Wahrheit wird jedoch immer da sein, und du kannst sie nicht vertreiben. Ich liebe dich.« Sara spürte ihn erschauern. »Ich liebe dich«, wiederholte sie. »Belüg weder dich noch mich, indem du so tust, als würdest du mich zu meinem Besten verlassen. Damit würdest du uns die Möglichkeit auf ein gemeinsames Glück verwehren. Ich würde mich an jedem Tag und in jeder Nacht nach dir sehnen. Aber zumindest ich hätte ein reines Gewissen. Ich habe dir nichts aus Furcht, Stolz oder Sturheit vorenthalten. Hab wenigstens einmal die Kraft, nicht wegzugehen«, flüsterte sie. »Bleib bei mir. Lass mich dich lieben, Derek.«
Wie erstarrt stand er da, seine Niederlage erkennend, Sara mit ihrer Wärme und ihren Verheißungen in den Armen haltend. Er konnte sich nicht gestatten, das zu nehmen, was sie ihm bot. Nie hatte er sich so wertlos gefühlt, war sich niemals derart wie ein Schwindler vorgekommen. Einen Tag oder eine Woche lang hätte er vielleicht das sein können, was sie wollte,
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