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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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erschöpften –, aber dies vorausgeschickt, brauchte ich ob meiner Schwäche nicht zu erröten, denn ich ließ nichts davon durchschimmern, und es gelang mir, umgehend ein unfreundliches Gesicht zu machen.
    - Hör mir gut zu … Ich bin nicht gekommen, um mich bei dir zu bedanken …. fauchte ich und schleuderte ihr einen finsteren und unbarmherzigen Blick entgegen, der mir noch besser glückte, als ich gehofft hatte.
    Innerhalb weniger Jahre hatte dieses Mädchen eine solche Selbstsicherheit gewonnen, daß ich nicht umhin konnte, die Art und Weise zu bewundern, wie sie diese Eröffnung hinnahm. Sie neigte leicht den Kopf, und ihr Lächeln verlor nur ein wenig an Glanz, so wenig, daß ich zweimal hinsehen mußte, um den Unterschied zu erfassen. Dennoch, dem überschwenglichen Empfang nach zu urteilen, den sie mir bereitet hatte, hätte ich schwören können, daß sie nicht darauf gefaßt war, wie sich die Sache entwickelte, und wenn man sich vorstellte, wie sie jetzt wohl innerlich zurücksteckte, mußte man ihre bemerkenswerte Gewandtheit, ihre wunderbare Haltung um so höher schätzen.
    Nun gut, ich war nicht gekommen, um sie mit Komplimenten zu überschütten. Ich bohrte meinen Blick in ihre Augen, und obwohl weiterhin eine vermaledeite Kälte herrschte, spürte ich, daß sich mein Körper aufwärmte.
    - Herrgott, du kannst mich doch nicht kaufen, NIEMAND kann mich kaufen …!! stieß ich hochmütig hervor, fegte das ganze Land mit der Hand beiseite.
    Mir zitterten noch die Knie von diesen wenigen Worten, meine Kehle war vor Erregung wie zugeschnürt, und ich fand mich beinahe schön, und ich glaubte wirklich, ich hätte die Wahrheit gesagt, obwohl die Sache vielleicht nicht so einfach und auch nicht so klar war, sagen wir so: tief in meinem Herzen war etwas, das nicht käuflich war, und ich nahm mir die Freiheit, jede Menge Aufhebens davon zu machen. Aber wie soll man auch klarkommen, wenn man sich nicht von Zeit zu Zeit für unschlagbar hält, wie die Hoffnung nicht ganz fahren lassen, wenn man nichts Heiliges in sich hat, wenn man nicht gelegentlich in seinem Innersten den Hauch einer göttlichen Essenz wahrnimmt …?
    Ich war bereit, an Ort und Stelle zu sterben. In diesem Augenblick bedauerte ich, daß es sich nur um einen Fiat 500 handelte, ich wollte, sie hätte mich mit Geschenken überschwemmt und mit Gold überhäuft, damit ich ihr zeigen konnte, was für ein Kerl ich war und wie gewaltig sie sich in den Finger geschnitten hatte.
    - Also hör mal, Dan … Wie kommst du denn darauf … ?! hörte ich wie in einem Traum, ganz damit beschäftigt, mich in meinem makellosen Glanz zu sonnen.
    Ich hatte keine Lust zu diskutieren. Ich kehrte ihr den Rücken zu und stieg ein paar Stufen hinab.
    - Ich wüßte nicht, daß ich irgend etwas von dir verlangt hätte …! fuhr sie in gleichgültigem Ton fort.
    Ich blieb abrupt stehen. Erneut spürte ich die Kälte, und auch dieses Gefühl der Niedergeschlagenheit, von dem ich mich einige Minuten lang befreit hatte, ergriff mich wieder.
    - Der beste Weg, jemanden in die Enge zu treiben, besteht darin, ihn glauben zu lassen, er habe die freie Wahl, sagte ich zu ihr.
    - Oh, ich bitte dich …! seufzte sie. Wie soll man es bei dir denn anstellen …?!
    - Gott, es gibt wenige Dinge, an denen einem im Leben wirklich liegt … Es ist nur normal, daß man versucht, sich daran zu klammern.
    Urplötzlich ließ sie ihren Rollstuhl mitten auf den Treppenabsatz vorfahren, vielleicht sah sie mich von da, wo sie war, nicht gut genug. Langsam hatte ich es satt, ihr in die Augen zu schauen, langsam tat es mir leid, daß ich meine Brille nicht mitgenommen hatte.
    - Eins sollten wir dennoch klarstellen …. meinte sie mit spöttischer Miene. Verflixt nochmal, Dan, mit dir hat man es wahrlich schwer … Habe ich etwa verlangt, daß du mir deine Seele verkaufst, komm, sei nicht lächerlich …!
    - Lächerlich zu sein in einer lächerlichen Welt, ich wüßte nicht, wo das Problem ist …
    Sie blickte mich noch eine Weile scharf an, eine Prüfung, der ich mich bereitwillig unterzog, denn ich hatte nichts zu verbergen, und was ich auf dem Herzen hatte, mußte mir im Gesicht geschrieben stehen, es sei denn, es war völlig erfroren oder auf dem besten Wege dazu. Als sie mit mir fertig war, warf sie einen Blick gen Himmel, dann zitterte sie leicht und ließ mich da stehen, ohne noch einen Ton zu sagen. Ich wartete nicht ab, bis sie zurückkam, um mich meinerseits zu entfernen, aber kaum unten

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