Rueckkehr nach Connemara
benutzt. Er hatte Sex gebraucht, und sie war gerade in der Nähe gewesen. Doch als sie in Gedanken die Ereignisse der vergangenen Nacht noch einmal durchging, entspannte sie sich wieder. Wenn er nur seine Bedürfnisse hätte befriedigen wollen, wäre er nicht so liebevoll gewesen und hätte nicht so viel Rücksicht genommen. Im Grunde ihres Herzens glaubte sie, dass er mehr für sie empfand.
Lorcan hatte jahrelang seine Gefühle verleugnet und musste erst lernen, sich zu öffnen. Wenn sie ihm zeigte, wie sehr sie ihm vertraute, und mit ihm über ihre Empfindungen sprach, würde er es vielleicht auch tun.
Als er später geistesabwesend hereinkam, um sich ein Käsesandwich zu machen, erinnerte er sie an die Verabredung zum Dinner im Restaurant in Galway.
"Wirf dich in Schale", riet er ihr.
"Ist es so elegant?" fragte sie aufgeregt.
"Ja, ziemlich." Lorcan lächelte leicht, dann drehte er sich um und verschwand wieder.
Zu gern hätte Kathleen gewusst, was mit ihm los war. Sie mahnte sich, nicht zu optimistisch zu sein.
Am Abend kam Bridget, um Con zu beaufsichtigen. Sie
begrüßte Lorcan freundlich, ehe sie Kathleen in dem grünen Top und dem farblich darauf abgestimmten engen Rock bewundernd musterte.
"Du siehst heute anders aus", stellte Bridget schließlich fest.
Kathleen begegnete Lorcans warnendem Blick. "Das liegt sicher am Lippenstift. Er passt gut zu Lorcans Hemd", improvisierte sie.
"Ich glaube, wir sollten gehen", mischte er sich ein. Dann führte er Kathleen mit bewundernswerter Selbstverständlichkeit hinaus, ehe Bridget sich zu sehr für das Thema erwärmte.
"Sehe ich wirklich so anders aus?" wollte Kathleen wissen, als sie im Auto saßen.
"Vielleicht weniger beunruhigt oder gequält als sonst."
Am liebsten hätte sie ihn gefragt, ob er sie schöner oder fraulicher fand als zuvor. Sie gab sich jedoch mit seiner Antwort zufrieden, denn sie liebte ihn so, wie er war.
In dem Restaurant herrschte viel Betrieb. Aber der
Oberkellner wies ihnen einen Tisch am Fenster zu, wo sie sich gut unterhalten konnten.
"Das ist fantastisch", erklärte sie nach dem ersten Gang. "Ich fühle mich wieder als Mensch statt nur als Mutter, Köchin, Gärtnerin und was weiß ich."
"Ich möchte, dass dein Leben leichter wird." Er nahm ihre Hand.
Erfreut über die spontane Geste, umschloss sie seine Finger mit ihren. "Ich habe nichts gegen viel Arbeit..."
"Das weiß ich. Aber ..." Er unterbrach sich, weil der Ober Wein nachschenkte. Dann wurde auch schon der zweite Gang serviert, und Lorcan vergaß offenbar, was er hatte sagen wollen.
Behutsam lenkte Kathleen das Gespräch auf seine Pläne für das Haus. Lebhaft unterhielten sie sich über
Farbzusammenstellungen und Einrichtungen und vereinbarten, in der nächsten Woche in Galway einzukaufen.
"Du brauchst jemanden, der dir beim Gemüseanbau hilft", sagte er. "Ich werde dafür Leute einstellen, auch einen hauptberuflichen Gärtner. Hauspersonal brauchen wir auch."
"Moment mal." Kathleen war beunruhigt. "Wer bezahlt das alles? Wir müssen uns erst einigen, wer was tut und ..."
"Darüber will ich ja mit dir nach dem Dessert sprechen, sobald wir ungestört sind."
Kathleen spürte, dass Lorcan sich unbehaglich fühlte, und wurde nervös. Lorcan hatte nicht ein einziges Mal ihre Liebesnacht erwähnt. Er machte ihr auch keine Komplimente.
Statt dessen verhielt er sich höflich und wirkte seltsam gleichgültig. Nur wenn er über die Zukunft des Herrenhauses redete, lebte er wieder auf.
Sie atmete tief ein, schob die Torte beiseite und beugte sich vor. Sie brauchte Klarheit.
"Was hast du?" fragte sie ruhig.
Er sah sie mit den grünen Augen eindringlich an. "Nichts."
"Doch. Irgendetwas stimmt nicht. Wenn wir nicht ehrlich zueinander sein können ..."
"Ich möchte dir einen Vorschlag machen", unterbrach er sie.
Ihr verkrampfte sich der Magen. Einen Vorschlag - so hatte Harry es damals auch ausgedrückt. Sie ahnte nichts Gutes und blickte Lorcan fragend an.
"Wir verstehen uns gut, und wir ..." Er befeuchtete die Lippen mit der Zunge. "Letzte Nacht..."
"Ja?" ermutigte sie ihn.
In seinen Augen leuchtete es auf, als er die Hand auf ihre legte und sie streichelte.
"So etwas kannte ich bisher nicht, Kathleen." Er wählte die Worte mit Bedacht. "Ich wusste nicht, dass ein Mann und eine Frau die körperliche Vereinigung so intensiv erleben können."
Seine Stimme klang rau. "Nur schon darüber zu reden erregt mich. Ehrlich gesagt, ich konnte den ganzen Tag kaum
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