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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Yang war, wenngleich auf unwirkliche Art und Weise, mit ihrer glatten himmelblauen Haut, dem schneeweißen Haar, das wie eine Aureole um ihr Haupt lag, und den Tätowierungen, die wie flüssiges Silber wirkten.
    » Habt ihr immer noch nicht genug gestarrt? «
    Xeah erschrak, als sie die singende Stimme hörte (oder glaubte, sie gehört zu haben – sie hatte immer noch keine Ahnung, auf welche Art die Sha Yang wirklich kommunizierten). Metallische Augen öffneten sich und sahen sie an.
    Xeah neigte das Haupt. »Ich bitte um Verzeihung, Ahi Laan. Aber es ist einige Zeit her, dass ich jemanden deines Volkes gesehen habe.«
    » Du meinst den alten Mann. «
    Xeah nickte. »Yu Nan, ja.« Während sie die letzten Treppenstufen bewältigte, tauchten wieder die Bilder von Kais Mentor auf: jenes verängstigte, uralte Geschöpf, das aus einem langen Schlaf im Zeitlosen Sarkophag gerissen worden war. Sie näherte sich Ahi Laan, die noch immer in ihrer Meditationsstellung verharrte. Es war fast zum Lachen: Ihr gegenüber kam sie sich mit ihren hundertvierundzwanzig Jahren wie ein Kleinkind vor! »Kanntest du ihn?«
    » Nicht persönlich. Aber er war bekannt und geachtet in den Zwölf Klans. «
    »Ich verstehe«, sagte Xeah. »In unserer Heimat seid ihr immer noch der Stoff von Mythen und Legenden, musst du wissen. Einen Sha Yang in Fleisch und Blut zu sehen ist ... nach wie vor eine überwältigende Erfahrung.« Mit zwei Schritten Abstand blieb sie vor Ahi Laan stehen, halb gegen eine Kiste gelehnt, während ihr Herz hämmerte, als habe sie gerade den Weltenberg bestiegen.
    » Aber du hältst uns nicht für Götter. « Die Sha Yang legte die Hände auf die Knie und faltete die Flügel. Im Sitzen war sie fast so groß wie Xeah im Stehen. Und dieser Blick: so durchdringend. So kühl.
    »Nein«, sagte die Heilerin. »Trotzdem weiß ich, dass ihr viel Gutes für uns getan habt; für die Hohen Völker. Ihr habt uns vereint. Habt uns von Hunger und Krieg befreit.«
    » Dennoch betest du Xal-Nama an. «
    Xeah witterte eine Fangfrage und umfasste ihren Triangel-Anhänger. »Ich bete sie nicht an. Wir – ihre Schüler – versuchen nur, ihrem Beispiel zu folgen. Uns von ihrem Vorbild inspirieren zu lassen und besser zu sein, als wir sind. Harmonie mit dem Universum zu suchen.«
    » Ich hoffe, du hast mich nicht aufgesucht, um mich zu bekehren. « Ein zynischer Unterton lag in Ahi Laans Stimme.
    »Nein«, sagte Xeah, verblüfft über den Gedanken. »Ich wollte dir nur sagen ... ich wollte dir sagen, wie leid es mir tut. Was der Kult euch angetan hat.«
    Ahi Laan legte den Kopf leicht schräg. » Warum sollte es dir leid tun? «
    »Weil ... weil ich mit dir fühle.«
    » Dann kann ich dich beruhigen: Ich brauche kein Mitleid. « Die Sha Yang schloss wieder die Augen.
    »Trotzdem bist du nicht allein. Nicht mehr.«
    Der winzigkleine Mund zuckte. » Wie beruhigend. War das alles? «
    Xeah schwieg. Sie brauchte einige Überwindung, bevor sie sagte: »Ahi Laan, wenn du es erlaubst, würde ich dir gern eine Frage stellen ...«
    Die Bronzeaugen öffneten sich nicht. » Die Antwort wird dir nicht gefallen. «
    Xeahs Horn tutete erschrocken. »Du liest meine Gedanken?«
    » Nein. Einige von uns konnten es, aber mir liegt dafür zu sehr an meiner geistigen Gesundheit. «
    Die alte Heilerin reckte neugierig den langen Hals. »Woher weißt du dann, welche Frage ich stellen will?«
    » Routine. « Ahi Laan sah sie immer noch nicht an. Es klang wie ein müdes Seufzen, als sie sagte: » Ich habe Wesen wie dich gekannt, Schülerin der Xal-Nama. Dutzende. Und ich habe dich beobachtet: Du bist ruhelos. Gefangen in einem Kreis, den du dir selbst vorgezeichnet hast. Du fürchtest dich vor der Zukunft genauso sehr, wie du Angst hast, zurück zu schauen. « Erst jetzt öffnete sie die Augen, als wollte sie sich an der Sprachlosigkeit ihres Gegenübers weiden.
    Doch Xeah war nicht sprachlos. Nervös, ja. Und beunruhigt, denn sie wusste, dass sie nicht umsonst gekommen war; dass sie vielleicht endlich eine Antwort erhalten würde. Nur war sie sich längst nicht mehr sicher, ob sie das auch wirklich wollte.
    »Bitte«, sagte sie, »ich muss es wissen. Ihr seid älter als jedes andere Volk – ihr habt so viel vom Universum gesehen.«
    » Das haben wir. Welten so zahlreich und bunt wie Kiesel am Strand; lebendige Maschinen, die sich von Quasaren ernähren, und uralte Mächte aus einem früheren Zyklus des Universums, denen man besser aus dem Weg geht. Galaxien

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