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Rügensommer

Rügensommer

Titel: Rügensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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alles.«
    Sie erreichten am Ende einer schmalen Gasse den See.
    »Du hast nicht zu viel versprochen«, schwärmte Natty augenblicklich. »Erstaunlich, dass hier nicht viel mehr Spaziergänger unterwegs sind.«
    »Hier kann man eben keine Schuhe kaufen.«
    »Aber besonders viele Männer sind hier auch nicht«, warf Deike ein.
    Er lachte. »Die sind alle beim Roland. Der Bahnhof ist nicht weit von hier.«
    »Ja, Männer scheinen diese alte Dampfeisenbahn zu lieben.«
    Sie bummelten an zwei Bronzeskulpturen vorbei. Eine spielte die Laute, die andere saß ihr zu Füßen und hörte der Musik zu. Ein Steg führte ein Stück auf den See hinaus. Es war in der Tat ein zauberhaftes Plätzchen. Der See glitzerte, Schilfhalme wiegten sich im Wind, Wolken malten dramatische Schatten auf das Wasser.
    »Bei Sonnenuntergang muss es hier schön sein. Ich meine, besonders schön«, sagte Deike.
    Hannes nickte und wirkte ganz entspannt. Sogar das Grübchen am Kinn ließ sich wieder sehen. »Ich zeige euch noch etwas, das Männer lieben«, verkündete er mit einem gefährlich verschmitzten Ausdruck in seinem Gesicht.
    »Was das wohl sein mag?« Natty machte große Augen wie ein Kind, dem man gerade ein aufwändig verpacktes Geschenk in die Hand gedrückt hatte.
    Die Überraschung verbarg sich hinter hohen Hecken. Zuerst dachte Deike, es handle sich um einen Kinderspielplatz, denn es gab verschiedene Gebilde auf feinem Sand, die auf den ersten Blick aussahen, als sollten sie zum Klettern einladen. Dann entdeckte sie jedoch mehrere Schaufelräder und Metallspiralen, die alle Wasser transportieren konnten. Und da schien auch ein Brunnen zu stehen.
    »Hübsch«, sagte Natty. »Aber einen Männertraum habe ich mir anders vorgestellt.«
    »Ach ja, wie denn?« Hannes machte einen Schritt auf eine undefinierbare Metallplatte zu, an der eine Haltestange montiert war. Ein merkwürdiges Konstrukt.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie leichthin. »Irgendwie spektakulärer.«
    Deike bemerkte einen kleinen Jungen, der kräftig an einem Eisenrad drehte und damit eines der Schaufelräder in Bewegung setzte.
    »Andererseits: Männer sind Spielkinder«, meinte Deike wenig begeistert. Sie schlenderte langsam in Richtung des kleinen Jungen.
    »Stimmt genau«, rief Hannes, stieg auf das Metallbrett und begann es kraftvoll zu treten. Sie blieb neben dem Brunnen stehen und sah ihm verständnislos zu. Es quietschte fürchterlich, während die Platte wie eine Schaukel auf und ab wippte.
    Natty, die ein gutes Stück entfernt stand, begriff, was Hannes mit seinem immer stärker werdenden Treten bezweckte.
    »Vorsicht!«, schrie sie, aber es war schon zu spät. Aus dem vermeintlichen Brunnen neben Deike schoss eine Fontäne in die Höhe und fiel in dicken Tropfen auf sie herab. Sie erschrak und machte instinktiv einen Schritt zur Seite. Da Hannes, aus voller Kehle lachend, weiter trampelte, schoss auch schon der nächste Wasserschwall hoch in die Luft. Dieses Mal erwischte sie nur noch feiner Sprühnebel. Deike brachte sich vollständig in Sicherheit. Das Wasser lief in Rinnsalen aus ihren Haaren, die vermutlich platt an ihrem Schädel klebten. Hannes hatte zu treten aufgehört, entweder weil sein Opfer nicht mehr zu erreichen, oder weil er vor Lachen schon ganz kraftlos war. Auch Natty schüttete sich aus und konnte sich kaum wieder beruhigen.
    »So etwas lieben Männer also?«, fauchte Deike wütend. »Wie kann man bloß so kindisch sein? Soll ich mich jetzt vielleicht klatschnass in ein Café setzen?«
    »Nein, das wäre keine gute Idee.« Hannes musste schon wieder lachen. »Sonst ruinierst du noch die Polsterbezüge«, brachte er gerade noch hervor.
    »Das hast du dir ja toll ausgedacht. Ich bin aus dem Verkehr gezogen, und du kannst mit Natty alleine ein Eis essen gehen.«
    »Wie bitte?« Ihm verging das Lachen. »Das ist doch Unsinn. Wir setzen uns nach draußen. Das trocknet ganz schnell bei diesem Wetter.« Leise fügte er hinzu: »Hätte ich gewusst, dass du so empfindlich bist, hätte ich mir das gespart.«
    »Meine Güte, es ist doch nur Wasser.« Natty hatte gut reden, sie hatte ja auch nichts abbekommen. »Du bist doch sonst kein Spielverderber.«
    Na toll, jetzt stand Deike also als Spaßbremse da, und die beiden konnten prima über sie lästern.
    »Es ist ja nur wegen der Schuhe«, verteidigte sie sich halbherzig und hob wie zum Beweis die Papiertüte mit ihrer Errungenschaft darin hoch. »Ich habe ein kleines Vermögen dafür hingelegt und lege keinen

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