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Rütlischwur

Rütlischwur

Titel: Rütlischwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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natürlich nie. Jedenfalls werden wir uns um dich kümmern. Du brauchst einen Anwalt … einen guten. Wir haben an Dr. Albrecht Kupper gedacht. Strafverteidiger … einer der Besten. Er wird sich bei dir melden … Hörst du mir überhaupt zu?«
    Nachdem sie die Brücke in Richtung Bürkliplatz überquert hatten, bog der Wagen rechts in den Stadthausquai.
    »Da kommst du nicht durch«, sagte Sam zum Fahrer. »Wir müssen außen rum … Gleich wieder links!«
    Der Fahrer tat wie geheißen.
    In diesem Moment, wie ein Schatten aus dem Nichts, erschien eine Gestalt im Licht der Scheinwerfer. Weder Judith noch Imholz hatten sie kommen gesehen; nur den dumpfen Aufprall hörten sie, unmittelbar bevor sie aus dem Fond nach vorne geschleudert wurden, mit dem Gesicht gegen die Nackenstützen der Vordersitze prallten und wieder zurück ins Polster katapultiert wurden.
    Zwei harte Schläge, von vorne und hinten.
    Der Fahrer fluchte, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Einer der Airbags hatte sich auf der Beifahrerseite explosionsartig geöffnet und den Aluminiumkoffer auf Sams Knien mit aller Wucht gegen dessen Brust gerammt.
    »Was soll ich jetzt tun, verdammt noch mal«, rief der Chauffeur in die gespenstische Stille. Obwohl der Wagen schon eine ganze Weile stillstand, hielt er noch immer den Fuß fest auf der Bremse.
    Niemand antwortete.
    »Wir haben jemanden umgefahren … Ich hab den überhaupt nicht kommen sehen. Herrgott!«
    Als wiederum keiner antwortete, fing der Fahrer zu schluchzen an.
    Als Judith benommen den Kopf hob, hörte sie das leise Wimmern direkt vor sich. Sie blickte nach rechts und sah Imholz. Ihr Chef lag mit blutender Nase schräg gegen das Fenster gelehnt. Regungslos wie ein niedergestreckter Boxer.
    Ohne den Blick von Imholz abzuwenden, tastete Judith mit der Hand zur Tür, öffnete sie und stieg aus.
    Der schwarze Audi stand quer vor einem Geschäft mit Fischereiartikeln.
    Langsam, wie in Trance, setzte sie einen Fuß vor den andern. Ihre feuchten Kleider klebten an ihrem Körper. Mit jedem Schritt wurde ihr kälter.
    »Judith, denk nach«, sagte sie zu sich selbst.
    »Denk verdammt noch mal nach!«

Kapitel 16
    Glaubensfragen und eine rasante Fahrt
    I n den zwei Tagen nach dem ersten Gespräch, das Eschenbach mit Bruder John auf der Treppe vor dem Kloster geführt hatte, verbesserte sich sein Gesundheitszustand wesentlich. Das verdankte der Kommissar nicht zuletzt Dr. Kälin. Der Arzt führte mehrere Tests durch und fuhr mit seinem Patienten ins Spital Einsiedeln. Dort wurde von Eschenbachs Brummschädel eine Computertomographie gemacht, die zum Glück nichts Gravierendes zutage förderte.
    »Hirnblutungen oder andere Komplikationen können wir nun ausschließen«, meinte Dr. Kälin erleichtert, nachdem das ganze Procedere durch war. »Sie brauchen aber weiterhin Ru­he.«
    Vergeblich versuchte Eschenbach sich an den Unfall zu erinnern.
    »Eine anterograde Amnesie ist nicht untypisch«, beruhigte ihn der Arzt. »Es können auch weiterhin Beschwerden wie Apathie, Leistungsminderung, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit auftreten. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem postkommotionellen Syndrom.«
    Der Kommissar seufzte. »Ich hab auch keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin.«
    »Keine Sorge.« Dr. Kälin nickte. »Diese Form der Gedächtnislücke betrifft auch den kurzen Zeitraum nach dem Unfallereignis. Gravierender wäre umgekehrt.«
    Eschenbach blickte den Arzt fragend an.
    »Eine retrograde Amnesie … Also ein Gedächtnisverlust für die Zeit vor dem Unfallgeschehen. Sie tritt eher selten auf und ist in der Regel Zeichen einer höhergradigen Hirnschädigung.«
    »Ach so.«
    »Sie haben mir erzählt, dass Ihr Kollege Jagmetti Sie in der Nacht angerufen hat … und dass Sie dann zur Bank gingen. Das wissen Sie also noch. Richtig, oder?«
    Der Kommissar nickte. »Ich sollte ihn vielleicht benachrichtigen … und meine Frau auch. Sie ist in Kanada.«
    »Es wäre besser, wenn Bruder John dies für Sie erledigen würde.« Der Arzt machte ein ernstes Gesicht. »Die Untersuchungen waren anstrengend … Sie müssen sich nun hinlegen. Es ist wichtig, dass Sie sich nicht überanstrengen.«
    Zurück im Kloster, gab Eschenbach Bruder John sein Handy: »Corina und Claudio, bitte«, seufzte er. »Die Nummern sind gespeichert. Und dramatisieren Sie die Sache nicht. Die anderen werde ich später benachrichtigen.«
    Als John das Tablett mit dem Abendessen brachte, schlief der Kommissar

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