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Rütlischwur

Rütlischwur

Titel: Rütlischwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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wie kaum ein Zweiter, kam ihm die zündende Idee.
    »Wenn ich bei Ihnen nie angestellt war …«, begann er langsam, den Gedanken wie ein Schifflein hinter sich herziehend. »Dann kann ich unmöglich dem Bankgeheimnis unterstellt sein.«
    »De facto aber schon.«
    »Ich bin ja nie hier gewesen, kann also auch unmöglich wissen, dass über zehn Milliarden Schweizer Franken aus Ihrem System verschwunden sind. Einfach so, von Kunden mit klingenden Namen, die auf diese Beträge wohl nie einen Centime Steuern bezahlt haben.«
    Eschenbach konnte keine einzige Regung in Kaltenbachs bleichem Gesicht feststellen. Scheinbar gelangweilt wandte sich der Bankier ab, stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. Als er zurückkam, hielt er ein Papier in den Händen.
    »Wir unterschätzen die Leute nie, mit denen wir zu tun haben, Herr Eschenbach. Das war schon immer eine Stärke unserer Bank.«
    Kaltenbach setzte sich wieder.
    »Wer andere unterschätzt, erlebt Überraschungen. Und Überraschungen mögen wir nicht.« Der Bankier schob Eschenbach das Papier zu.
    Die Vereinbarung, die Eschenbach Satz für Satz durchging, reichte über den üblichen Punkt der Geheimhaltung hinaus. Eschenbach sollte sich dazu verpflichten, von seinem Wissen keinerlei Gebrauch zu machen und keinerlei weitere Nachforschungen zu betreiben. Was unter keinerlei zu verstehen war, wurde umfassend festgehalten.
    Es bedeutete das Ende der Causa Banz.
    Als Gegenleistung würde man ihm, Eschenbach, drei volle Monatsgehälter ausbezahlen und Rosa Mazzoleni auf unbestimmte Zeit weiter bei Duprey beschäftigen.
    »Der Passus, der Frau Mazzoleni betrifft, ist doch auch in Ihrem Sinne, nicht wahr?«
    »Da müssen Sie sie schon selbst fragen.« Eschenbach hob die Schultern. »Sie ist eine tüchtige Frau … Da kann sie arbeiten, wo sie will.«
    »Eine fristlose Entlassung der Dame wäre Ihnen also auch recht«, meinte Kaltenbach. Und ohne Eschenbachs Antwort abzuwarten, fügte er hinzu: »Und was Sie betrifft … wir haben uns über Ihren Kontostand informiert. Sie haben das Geld ja mehr als nötig. Zudem ist es ja keinesfalls sicher, ob Sie Ihre Stelle bei der Kantonspolizei behalten können.«
    »Ich bestehe auf der Erfüllung meines alten Vertrages.«
    »Das geht nicht.«
    »Tja.«
    Eine kurze Pause entstand.
    Kaltenbach wackelte mit dem Kopf, zögerte und meinte dann: »Wir können über den Betrag diskutieren …«
    »Inklusive Bonus.«
    »Einen Bonus? Sie haben doch überhaupt nichts geleistet.«
    »Es gibt auch Boni für Dinge, die man nicht leistet. Fürs Nichtreden, zum Beispiel, und dafür, dass man nicht zur Konkurrenz geht. Und auch dafür, dass man’s aushält, dass man wie ein Arschloch behandelt wird.«
    »Also gut!«
    Eschenbach, der sich auf eine längere Verhandlung eingestellt hatte, hielt inne. »Der volle Bonus, ohne Abzüge.«
    Der Bankier erhob sich abermals, ging zum Schreibtisch und kam mit einem neuen Papier zurück. »Derselbe Vertrag, den Sie vorhin gelesen haben … ergänzt um die von Herrn Banz zugesicherten Bezüge.«
    »Insgesamt eine Million Schweizer Franken.«
    Kaltenbach nickte. »Zu den genannten Bedingungen.«
    »Haben Sie noch weitere Versionen?«, fragte Eschenbach, als er die Verträge miteinander verglich und feststellte, dass der ausgehandelte Betrag tatsächlich aufgeführt war. Er bemerkte auch, dass Kaltenbach und ein weiterer Partner der Bank das Dokument bereits unterzeichnet hatten.
    »Der Betrag wird einem Sperrkonto zugeführt«, bemerkte der Bankier. »Lautend auf Ihren Namen. Diesen Passus haben wir noch hinzugefügt. Wenn wir das Gefühl haben, dass Sie sich an unsere Abmachungen halten, werden wir das Konto deblockieren. »
    »Ich brauche das Geld für meine Miete.«
    »Denken Sie daran, Eschenbach. Dies ist ein Entgegenkommen unsererseits. De jure haben wir Ihnen gegenüber keine Verpflichtungen.«
    Eschenbach unterschrieb.
    »Das zweite Exemplar ist für Sie.«
    Der Kommissar faltete die Blätter zweimal, steckte sie in die Seitentasche seines Vestons und stand auf. »Sie haben damit gerechnet, dass ich unterschreiben würde?«
    »Wir haben es gehofft«, sagte Kaltenbach, der sich nun ebenfalls erhob. »Aber mit der Hoffnung ist es so eine Sache. Wir sind beide in einem Alter, in dem wir uns keine Enttäuschungen mehr einhandeln wollen. Also erhoffen wir uns Dinge, die wir auch erreichen können. Ich nenne es die Ökonomie der alten Männer … Wir tun manchmal etwas, das uns gegen den Strich geht, nur weil

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