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Rütlischwur

Rütlischwur

Titel: Rütlischwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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schon zum dritten Mal erklärte, dass er von der Vaterschaft des Bankiers Banz nichts gewusst hatte.
    »Ich hab’s doch gerade erst herausgefunden. Wegen des Anagramms hier. Und dass Anne-Christine, die ja im Polizeibericht mit ihrem ledigen Namen Duprey aufgeführt ist … Ich meine, dass die mit diesem Banz verheiratet war … Also, das haben Sie mir doch gesagt.«
    »Schon gut.«
    Es klopfte an der Tür.
    Eschenbach blickte fragend zu John.
    »Herein!«, rief dieser in ungewohnt lautem Tonfall.
    Es war Bruder Pachomius. Der alte Mönch streckte zuerst nur den Kopf durch den Türspalt. Als weder Eschenbach noch John etwas sagte, zögerte er.
    »Es ist alles in bester Ordnung. Komm herein«, rief John.
    Der über siebzigjährige Mann näherte sich den beiden schwankend. Auf halbem Weg blieb er stehen und sagte: »Darf ich mh … meinen Bruder bitten, mein Büro wieder herzurichten. So wie es wwhar, bevor der Fremde alles drcheinandergebracht hat.«
    Mit glasigen Augen blickte der alte Mann in Eschenbachs Richtung.
    Der Kommissar merkte sofort, dass der Bruder getrunken hatte. Er legte die Faxnachricht auf den Tisch und ging auf Bruder Pachomius zu.
    Auch John eilte herbei. Gemeinsam stützten sie den Bibliothekar und geleiteten ihn Schritt für Schritt zu einer Chaiselongue, die in einem kleinen Erker im hinteren Teil des geräumigen Büros stand.
    »Das ist sein Platz«, sagte John.
    Mit einem leisen Seufzer legte sich Pachomius auf das Polster.
    »Und die Bibliothek ist seine Aufgabe … Wir dürfen sie ihm nicht wegnehmen.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Eschenbach. Dann bemerkte er, dass Pachomius bereits eingeschlummert war.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt machen wir weiter«, sagte John. »Wir gehen in Judiths Zimmer. Ich möchte Ihnen da nämlich etwas zeigen.«
    Ein heilloses Durcheinander empfing sie im kleinen Studio im Nordflügel des Gebäudes. Der kleine Schreibtisch war überhäuft mit Notizen, und auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett lag ein silberner Laptop.
    »Was wissen Sie über Hawala, Herr Kommissar?«
    »Ein informelles Bankensystem«, sagte Eschenbach. »Es wird häufig von Migranten in Anspruch genommen, um Geld in die Heimat zu schicken. Zudem halten sich hartnäckig Gerüchte, dass der internationale Terrorismus seine Kapitaltransaktionen auf eine ähnliche Weise abwickelt. Warum fragen Sie?«
    John nickte eifrig. »Ich bin erstaunt, dass Sie dieses System kennen. Mir war es völlig unbekannt, bevor Ernest es mir erklärt hat.«
    »Ernest Bill?«
    »Ja. Ich habe Ihnen doch erzählt, dass Judiths Schulgeld immer bar bezahlt wurde. Durch einen Kurier. Ich habe das seltsam gefunden, weil doch Ernest die besten Beziehungen hat.«
    Eschenbach stutzte. »Von welchen Beziehungen reden Sie?«
    »Von der Bank, in der auch Judith arbeitet.«
    »Duprey?«
    »Und Sie doch auch!« Etwas erstaunt blickten Johns wache Augen über den schmalen Rand seiner Brille. »Sie arbeiten doch ebenfalls dort. Also müssten Sie ihn kennen, Ernest ist Verwaltungsrat.«
    »Bei Duprey?«
    »Aber wir sprechen doch von keiner anderen Bank.«
    Etwas verwirrt fuhr sich Eschenbach durchs Haar. »Ich bin keine sieben Tage dort gewesen, da kann man nicht alles wissen.«
    »Heinrich Harrer war sieben Jahre in Tibet.«
    »Das tut doch jetzt überhaupt nichts zur Sache.«
    »Sieben ist eine heilige Zahl.«
    »Dann stecken Sie sich die sonst wohin.« Genervt nahm Eschenbach einige der A4-Blätter vom Tisch und sah sie sich an.
    »Also, ich hab das seltsam gefunden, dass ein Verwaltungsrat einer Privatbank das Schulgeld durch einen Boten überbringen lässt«, fuhr John ungerührt fort. »Darum habe ich ihn gefragt, weshalb er das tut.«
    »Weil er anonym bleiben wollte«, grummelte Eschenbach. »Geld ohne Schatten … Diese Geschichte haben Sie mir schon einmal erzählt.«
    »Aber wie das genau funktioniert … Also, das weiß ich, weil Ernest es mir erklärt hat.«
    »Hier ist eine Zeichnung.« Eschenbach legte eines der Blätter wieder auf den Tisch.
    »Und dann ist Judith mit diesem Hawala gekommen und hat mich gelöchert. Sie beschäftigt sich damit, seit sie mit Ihnen hier ins Kloster gekommen ist. Ich frage mich, weshalb ein solch altertümliches System so wichtig für sie ist.«
    »Und ich frage mich«, sagte Eschenbach und sah John an, »weshalb kommt Judith mit einem solchen Thema überhaupt zu Ihnen? Sie unterrichten Latein und Englisch.«
    »Biologie und Menschenkunde ebenfalls.«
    »Aber damit hat das hier doch

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