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Rütlischwur

Rütlischwur

Titel: Rütlischwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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alten Beine aus dem Volvo und streckte sich. Sein Strohhut fiel zu Boden.
    »Höchste Zeit, dass ich zurückkomme, habe ich mir gedacht. Du steckst ja mächtig in der Tinte.«
    »Seit wann fährst du Auto?«, wollte Eschenbach wissen.
    »Ich hab’s gelernt, so wie man das meiste lernt auf dieser Welt: ein bisschen Talent und viel Fleiß.«
    »Talent, du? – Fürs Autofahren?«
    »Der theoretische Teil war überhaupt kein Problem«, sagte Lenz. »Und beim praktischen … Also, ich kenn da eine Fahrlehrerin, die hat Nerven wie Drahtseile.«
    »Und der Alkohol?«
    »Den habe ich im Griff.«
    »Nicht umgekehrt?«
    »Ich habe während der ganzen drei Monate in der Toskana nur Traubensaft getrunken … Unvergoren, wohlverstanden. Aber Rosa hat gemeint, du würdest dir Sorgen machen. Drum hat sie die Geschichte mit Antonio erfunden.«
    Die beiden Männer umarmten sich.
    John, der zuerst etwas betreten danebengestanden hatte, bückte sich, hob Lenz’ Hut vom Boden auf und stülpte ihn sich über den Kopf. »Dann können wir ja getrost in die Stadt fah­ren.«
    Weil Ewald Lenz die ganze Nacht durchgefahren war, von Florenz bis nach Einsiedeln, und kaum mehr als zwei Stunden geschlafen hatte, setzte sich Eschenbach ans Steuer. Schließlich war es auch sein Wagen.
    Auf dem Weg nach Zürich gingen der Bruder und der Kommissar das Gespräch durch, das John mit Judith führen würde.
    »Und bringen Sie den Unfall zur Sprache. Wir wissen nicht, was Judith wirklich darüber weiß. Weshalb sie mit ihrer Mutter allein in Irland war, wo sich Banz zu diesem Zeitpunkt aufgehalten hat … und vor allem, ob Judith wusste, wer ihr Vater ist … Einfach alle Aspekte, die wir gestern besprochen haben.«
    John, der neben Eschenbach auf dem Beifahrersitz saß, zog ein Blatt Papier hervor. »Ich habe mir das alles schon notiert.«
    »Prima. Und fragen Sie, ob sie weiß, wo sich dieser Ernest aufhält und was sie bei Jeremy Walther wollte …«
    »Und, und …«, brummte John. »Auch das steht bereits auf der Liste.«
    Vor dem Gefängnisgebäude an der Rotwandstrasse fuhr Eschenbach auf den Gehsteig und hielt den Wagen an.
    »Sie müssen sich eintragen«, sagte er zu John, der bereits die Tür geöffnet hatte. »Auf einer Liste. Wenn Sie das tun, dann merken Sie sich doch die Namen der Personen, die Judith schon besucht haben. Das haben wir vergessen. Ist aber wichtig.«
    Der Bruder nickte und machte sich auf den Weg.
    Auf der Fahrt quer durch die Stadt in Richtung Forch beschlich Eschenbach das Gefühl, dass er dem Bruder noch etwas hätte sagen müssen. Aber was?
    »Warum denke ich immer, dass ich etwas Wichtiges über­sehe?«, fragte er mit einem Blick auf den Rücksitz.
    Aber Lenz schlief. Er lag mit angewinkelten Beinen auf dem Polster. Ein leises Schnarchen war zu hören. Beim nächsten Rotlicht öffnete der Kommissar das Handschuhfach. Sein Vorrat an Brissagos und Feuerzeugen war unangetastet geblieben. Immerhin.
    Rauchend und in Gedanken versunken, saß Eschenbach hinter dem Steuer und stotterte von einer Ampel zur nächsten. Der Zigarillo, den er sich angezündet hatte, brannte wie trockenes Stroh. Beißender Qualm breitete sich aus.
    Kurz bevor sie in die Forchstrasse einbogen, bekam Lenz einen Hustenanfall. Eschenbach öffnete das Fenster. »Wir sind gleich da«, sagte er.

Kapitel 24
    Außer man ist Prophet
    A uf dem Esstisch in Lenz’ Wohnung stand ein riesiger Blumenstrauß. Eschenbach hatte ihn sofort bemerkt, und er sah auch, wie Lenz, der seine Reisetasche auf den alten Lehnstuhl gestellt hatte, das kleine Kärtchen neben der Vase sofort in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
    »Der ist bestimmt von deiner Fahrlehrerin«, bemerkte der Kommissar und ging in die Küche.
    »Es ist rührend, wie sich die Leute hier im Haus um mich kümmern.«
    »Eine Salami, Oliven … und da stehen auch noch zwei Teller mit Vitello tonnato.« Eschenbach, der vor dem offenen Kühlschrank stand, staunte nicht schlecht. »Wirklich rührend, wie sich die um dich kümmern.«
    Eine Frauenstimme ertönte vom Eingangsflur:
    »Sind Sie es, Herr Lenz?«
    »Ja!«, rief Ewald. »Alles in Ordnung.«
    »Wenn wir gewusst hätten, dass Sie kommen, dann hätten wir ein bisschen was eingekauft.«
    »Keine Sorge!«
    Eschenbach lachte still in sich hinein und beschloss, das Spielchen noch ein wenig weiterzuspielen.
    »Hast du jetzt neuerdings eine Haushälterin?«
    »Bring die Teller, wir essen draußen.«
    »Oder bringt die Spitex dir die

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