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Ruf der Drachen (German Edition)

Ruf der Drachen (German Edition)

Titel: Ruf der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yalda Lewin
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herbstlichen Straßen.
    Wenn der Fremde, der die Nachrichten an den Wasserspeiern platziert hatte, das Sonnensymbol nutzte, dann musste er Teil dieser alten Bruderschaft sein! Aber was, wenn die Zeichen schon seit langer Zeit an den Speiern angebracht waren? Was, wenn nur die Botschaft neu war, nicht aber das System? Hatte die geheime Bruderschaft sich vielleicht schon seit vielen Jahren der Geheimfächer in den Wasserspeiern bedient, um sich so zu verständigen?
    Ich kam immer wieder zu einer Grundfrage zurück: Wer hatte die Speier erbaut? Es musste jemand gewesen sein, der Zugang zu den Materialien der Orgelbauer hatte oder selbst einer war. Und ganz offensichtlich war er am Bau der Domorgel beteiligt gewesen, denn wie sonst hätte er das Zeichen der Bruderschaft dort anbringen können? Oder war auch das erst viel später geschehen?
    Ich seufzte leise und rieb mir die müden Augen. Noch immer war mir nicht klar, weshalb ich mich überhaupt so tief auf dieses Rätsel eingelassen hatte. Und doch gab es kein Zurück mehr. Ich wollte herausfinden, was es mit diesen Botschaften auf sich hatte. Mit der Bruderschaft. Und wer der Verfasser der Nachrichten war, die mich kreuz und quer durch die geteilte Stadt führten.
    Aber zuerst musste ich an die frische Luft.
    ***
    Marens Innenhof war auch an diesem Tag in dunstigen Nebel gehüllt. Man tauchte in ihn ein wie in eine mystische, fremde Welt, die sich unerwartet auftat, und es war, als glitte man durch stehende Zeit. Ich fühlte mich ein wenig verloren, uferlos, und die Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, wie Maren auf meinen überraschenden Besuch reagieren würde, machte es nicht gerade besser. Doch ich ging weiter, den Kopf gesenkt, vorbei am Wasserspeier, der gerade schwieg, hin zum Aufgang III.
    Nur Sekunden nach meinem Klingeln hörte ich bereits das Knarren der Dielen in Marens Wohnung. Schritte, die sich näherten. Dann schwang die Tür auf. Ich nahm die Schultern zurück, während mein Herzschlag sich beschleunigte.
    »Hallo, Maren.«
    Selbst meine Stimme erschien mir seltsam fremd.
    Maren musterte mich ungerührt, es schien eine Ewigkeit zu dauern. Endlich trat sie einen Schritt zur Seite. »Komm rein.«
    Ich wagte, ein wenig aufzuatmen. Immerhin schickte sie mich nicht sofort wieder weg.
    »Ich dachte, wir sollten reden«, sagte ich, als wir beide uns am Küchentisch wiederfanden.
    Maren blickte mich an. Ihr Blick blieb an meinem Kinn hängen, das sich inzwischen bläulich verfärbt hatte. »Was ist denn da passiert?«, fragte sie und deutete mit einem Nicken auf die Verletzung.
    Ich winkte ab. »Nicht wichtig. Max und ich hatten gestern Abend noch eine kleine … Unterhaltung. Er wird dich in Zukunft in Ruhe lassen.«
    »Aha.«
    Das war alles.
    Ich holte tief Luft. »Ich wüsste gerne, was ich falsch gemacht habe.«
    Maren lachte leise, doch es klang eher verzweifelt als amüsiert. »Kannst du dir das nicht denken?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Vielleicht. Ich schätze, ich war nicht besonders mitteilsam, oder?«
    »Könnte man so sagen, ja«, erwiderte Maren. Ihr Tonfall war noch immer spröde, doch der Ausdruck in ihrem Gesicht wurde ein wenig weicher, und auch die Stimmung im Raum änderte sich. Die Kälte, die ich bisher wahrgenommen hatte, das Ringen um unbedingte Distanz, wich einer angespannten Erwartung.
    »Weißt du, Jakob«, fuhr Maren fort und schüttelte den Kopf wie über sich selbst, »es ist wirklich verrückt. Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Ich lasse mich auf dich ein, obwohl ich nicht weiß, warum. Ich fange an, mit dir merkwürdige Wasserspeier auszukundschaften, verstecke mich in fremden Gärten, werde fast erwischt, lasse meine Probekabine sausen …«
    »Interessant. Hattest du mich nicht gefragt, ob ich jemand bin, der auch mal die Regeln bricht?«, hakte ich ein.
    Maren legte den Kopf schief. »Versteh mich nicht falsch, es macht einen Mordsspaß. Ehrlich.« Sie atmete tief durch und strich sich eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn. »Aber in all dieser Zeit erfahre ich so gut wie nichts über dich. Du schweigst dich aus. Und ich will nicht immer fragen müssen, verstehst du? Ich will einfach nur wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich bin Jakob. Das ist alles.«
    »Falsch«, entgegnete Maren und in ihren Augen flackerte es. »Du nimmst Dinge wahr, die den meisten nie im Leben aufgefallen wären. Du tickst anders. Irgendwas stimmt nicht mir dir und ich wüsste gerne, was. Ist das denn

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