Ruf der Sehnsucht
die alles an mir hasste.«
»Sie wäre nicht erfreut, dich jetzt und hier zu sehen«, meinte er lächelnd.
Auch Jeanne lächelte. »Nein, das wäre sie nicht.«
»Zum Teufel mit allen sauertöpfischen Nonnen«, sagte er. »Küss mich.«
Sie öffnete ihm ihre Arme und ihr Herz.
Als er ihren Hals küsste und dabei etwas Unverständliches murmelte, spürte sie Tränen aus ihren Augenwinkeln rinnen. Was immer sie beide in der Vergangenheit erlebt hatten – sie würden einander für alle Zukunft begehren.
Aber würde das genügen?
Ehe sie sichs versah, war er nackt, und Sekunden später flog ihr Nachthemd aus dem Bett.
Er setzte sich hin, zog sie auf seine Schenkel, aber nur so dicht an sich heran, dass seine Erektion gerade ihre Pforte berührte. Jeanne wollte ihn in sich fühlen, doch sie würde sich offenbar gedulden müssen.
Sie begann zu zittern wie eine Opiumsüchtige, bei der die Wirkung der Droge nachließ, legte die Wange an seine Schulter und atmete tief.
»Bald, Jeanne.«
Er reizte sie mit Worten und sanftem Streicheln. Sie küsste ihn auf die Kehle und spürte die Hitze, die in ihr hochstieg, auf seiner Haut. Langsam strich sie mit der Fingerspitze an seinem Glied entlang. Damals im Sommer hatte sie ihn mit ihren Händen zum Höhepunkt gebracht, gleichermaßen fasziniert und stolz seine Reaktion auf ihre Berührung beobachtet.
»Nicht«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Tu das nicht.«
»Nein?«
Das Bett war wie eine in rote Seide gehüllte Welt für sich, die sie beide miteinander geschaffen hatten und in der sie sich vorbehaltlos lieben konnten.
»Hindere mich doch daran, wenn du kannst«, neckte sie ihn.
»Du weißt genau, dass ich das nicht kann. Außerdem wäre ich ein Narr, wenn ich es täte.«
Sie verlor jedes Zeitgefühl, wusste nicht, wie lange sie einander auf diese süße Weise quälten. Er umkreiste mit dem Finger langsam ihre Knospen, Jeanne knabberte an seinem Ohrläppchen. Das hatte er früher geliebt, sie immer geküsst, wenn er es nicht länger aushielt – und wie sich herausstellte, hatte sich daran nichts geändert.
Das war alles, was sie sich gestatteten – zarte, neckende Berührungen und Küsse –, bis Jeanne fürchtete, den Verstand zu verlieren.
Ihr Atem wurde schneller, das Blut schien heiß durch ihre Adern zu strömen, und ihre Haut glühte.
»Bitte«, flüsterte sie an seinem Ohr. »Bitte.«
Plötzlich lag ein Kissen unter ihrem Gesäß, und Douglas beugte sie zu ihr herunter.
Sie hob sich ihm entgegen und grub die Zähne in die Unterlippe, um nicht vor Lust zu schreien.
Als sie zum Höhepunkt kam, war er in ihr, hart und ungeduldig und wundervoll.
»Verzeih mir«, bat er. Seine Entschuldigung war eine unwillkommene Unterbrechung, aber Jeanne schlang die Arme um seinen Hals.
»Verzeih du mir«, flüsterte sie.
Er küsste ihr die Worte von den Lippen, und die Vergangenheit verschmolz mit der Gegenwart.
»Verzeih mir«, murmelte Jeanne später noch einmal.
Er verstand nicht, warum, und küsste sie wieder, und sie, Feigling, der sie war, konzentrierte sich auf ihre Lust, ließ die Chance zur Enthüllung verstreichen.
Kapitel 16
A m nächsten Morgen wurde Jeanne von einem Klopfen geweckt. Ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass Douglas gegangen war.
Sie stand auf, hüllte sich in ihren Morgenmantel und öffnete. Die Frau, die vor ihr stand, war etwa im gleichen Alter. Sie trug das blonde Haar zur Krone geflochten und ein dunkelblaues Kleid mit weißer Paspel an Miederausschnitt und Ärmelrüschen.
»Guten Morgen, Miss.« Sie lächelte Jeanne strahlend an. »Ich komme, um Euch mitzuteilen, dass Euer Zimmer bereit ist.«
»Ihr seid die Witschafterin.«
»Nein, Miss – ich bin Betty, Miss Margarets Kindermädchen. Obwohl sie längst kein Kindermädchen mehr braucht, so groß, wie sie schon ist.« Sie lächelte Jeanne an, und ihre blauen Augen blitzten. »Jedenfalls sagt sie mir das ständig.«
Sie trat zurück und deutete auf eine Tür auf halber Höhe des Korridors. »Ich bin ausgezogen und habe das Zimmer mit einem der Dienstmädchen geputzt. Ich helfe Euch gerne, Eure Sachen hinüberzuschaffen.«
»Ich kann Euch doch nicht Euer Zimmer wegnehmen«, protestierte Jeanne.
»Oh, ich habe mich oben schon eingerichtet«, wischte Betty ihren Einwand fröhlich beiseite. Sie beugte sich vor, als hätte sie Angst, dass jemand mithören könnte, und sagte verschwörerisch: »Dort geht es weniger förmlich zu. Nicht, dass ich Mr. Douglas und
Weitere Kostenlose Bücher