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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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der MacRae-Brüder in den Laden ihres Mannes. Habe ich schon erwähnt, dass er Goldschmied war?«
    Jeanne schüttelte den Kopf.
    »Er hatte großes Talent. Sein Lehrling war nicht so talentiert, aber sehr schlau.«
    »Der Mann lebt hier in Edinburgh«, sagte Malcolm. »Charles Talbot. Er ist eine wahre Schande für die Stadt.«
    »Ich weiß, wen Ihr meint«, warf Jeanne ein. »Ich war in seinem Geschäft.«
    »Das hat er sich mit Marys Geld eingerichtet«, sagte Betty.
    Jeanne war völlig überfordert, und offenbar sah man es ihr an, denn das Kindermädchen fragte: »Könnt Ihr mir folgen?«
    Jeanne lächelte ratlos.
    Malcolm kam zu Hilfe, indem er Betty aufforderte: »Erzähl ihr von Hamish.«
    Betty nickte. »Also – eines Tages kam einer der MacRae-Brüder in den Laden und sagte, ein Bruder sei leidend und bedürfe dringend einer Behandlung. Der Laird, Mr. Alisdair, und seine Frau waren Stammkunden bei Mr. Gordon, und so erklärte Mary sich bereit mitzufahren.«
    Betty lächelte verschmitzt. »Und wie es manchmal so geht – Mary und ihr Patient verliebten sich. Aber Charles setzte das Gerücht in die Welt, dass sie ihren Mann ermordet hätte. Sie kam in Inverness vor Gericht, und weil der Sheriff nicht über Mord befinden darf, sollte sie dem Obersten Gericht in Edinburgh übergeben werden – doch Mr. Hamish entführte sie gerade noch rechtzeitig.«
    »Und darum darf sie sich in Schottland nicht mehr sehen lassen?«, fragte Jeanne. »Weil sie dann hier vor Gericht gestellt würde?«
    Betty nickte. »Natürlich wissen alle, dass sie nichts getan hat. Sie ist ein wahrer Engel. Aber Mr. Hamish will kein Risiko eingehen. Darum segeln die beiden um die Welt und kommen nur einmal im Jahr nach Gilmuir.«
    Jeanne nahm den Teller mit Scones, den die Köchin ihr reichte, bedankte sich und begann zu essen.
    »Und dort ist Mr. Douglas auch im Moment, Miss«, erklärte Betty ihr. »Es ist wieder Zeit für die Zusammenkunft.« Die anderen nickten, wussten offensichtlich, wovon sie sprach.
    »Die Zusammenkunft?«, fragte Jeanne.
    »Die MacRaes treffen sich jeden Sommer auf Gilmuir«, erklärte Betty ihr. »Die Brüder und ihre Ehefrauen – Hamish und Mary, James und Riona, Brendan und Elspeth – finden sich bei Mr. Alisdair und Mrs. Iseabal ein. Und natürlich fehlt auch Mr. Douglas nicht.«
    »Sie wollen auf diese Weise die Familienbande festigen«, meldete Stephens sich zu Wort. »Die Cousins und Cousinen sollen einander nicht fremd werden.«
    »Es ist eine ganze Schar von Kindern«, die Köchin lächelte gutmütig, »und Miss Margaret ist ihre Königin.«
    »Und Mr. Douglas ein liebender Vater«, lobte Betty. »So viel er auch arbeiten muss, er nimmt sich jeden Abend die Zeit, sie ins Bett zu bringen.«
    In der restlichen Unterhaltung ging es um Verschiedenes – darum, wo man was am besten einkaufte, um das Wetter und um Leute, die Jeanne nicht kannte.
    Als Tochter ihres Vaters war sie isoliert gewesen, weil dem Comte kein Umgang gut genug für sie erschien, im Kloster war sie isoliert gewesen, weil man den anderen den Umgang mit einer so verderbten Sünderin wie ihr nicht zumuten wollte. Hier, in einer Küche, wurde sie plötzlich ohne weiteres akzeptiert und in die Gemeinschaft aufgenommen. Früher hatte sie diese Menschen kaum registriert, jetzt genoss sie ihre Kameradschaft und ihren Respekt.
    Je mehr sie erfuhr, umso größer wurde ihre Achtung vor Douglas. Er begegnete anderen offensichtlich mit einer Fairness und Zuneigung, die diese sowohl spürten als auch schätzten.
    Nach dem Frühstück stand sie auf, strich ihr Kleid glatt, faltete die Hände und bedankte sich bei der Köchin. Die rundliche Frau nickte lächelnd, und Jeanne verließ die Küche und die freundlichen Menschen.
    Was sollte sie jetzt tun? Sie wollte nicht wie gestern wieder den ganzen Tag in ihrem Zimmer verbringen. Also ging sie den Korridor hinunter; ihre Absätze klackten überlaut auf den gebohnerten Eichendielen.
    Als Erstes schaute sie in den Salon und bemerkte, dass sie ihn am ersten Abend gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Im ganzen Raum gab es keinen einzigen Missklang, und bei seiner Einrichtung hatte offenbar der Gesichtspunkt der Behaglichkeit die größte Rolle gespielt. Bodenlange Damastvorhänge schmückten die Fenster, und die geschnitzten Polstermöbel mit den vielen Kissen vor dem großen Marmorkamin mit der Skulptur und den Kandelabern auf dem Sims waren mit dem gleichen blattgrünen Damast bezogen. Durch die

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