Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
und die Ammit ruhte noch immer. Sie mordete seit Wochen nicht mehr, war seit Tagen nicht einmal mehr aufgetaucht, aber das würde sie noch. Deshalb wartete der Kopfgeldjäger in aller Ruhe darauf, dass sie sich wieder zeigte.
Lucien hatte all das aus sicherer Entfernung beobachtet, doch jetzt hatte er entschieden, dass es nicht schaden konnte, einem guten alten Freund einen Besuch abzustatten. Wobei das mit dem Freund eher zynisch gemeint war.
Er kannte den Unterwelts-Söldner, wusste, wie gefährlich es war, sich heimlich anzuschleichen. Darum machte er sich schon von Weitem bemerkbar.
„Der beste Kopfgeldjäger, den die Unterwelten zu bieten haben. Ich wünsche Euch einen guten Abend, mein Freund.“
Der Krieger war mit einem Satz auf den Füßen. Doch als er seinen Besucher erkannte, ließ er sich mit deutlichem Desinteresse wieder auf den Boden sinken.
„Lord Lucien von Memphis. Welch Ehre,“ spie er hervor.
„Aber nicht doch. Ich war gerade in der Nähe“, erwiderte Lucien. Er setzte sich ans Feuer, streckte seine Hände aus, wie um sie zu wärmen. „Eine kalte ungemütliche Nacht, findet Ihr nicht?“
„Es geht.“ Der Schattenjäger holte eine Ratte am Spieß aus den Flammen und brach ein Stück der gerösteten Haut ab. Lucien verzog angewidert die Lippen. Die meisten Dämonen waren nicht sehr wählerisch, was ihr Essen anging.
„Ich würde Euch ja etwas anbieten, aber das Blut ist schon verkocht.“
„Danke, ich habe bereits gespeist.“
Schattenjäger zuckte die Schultern und fuhr fort, die gegrillte Ratte zu verzehren.
„Mir war klar, dass man Euch schicken würde, die Ammit zu töten. Wer außer Euch wäre dazu auch in der Lage?“
„Viele wären es“, überging der Söldner Luciens Schmeichelei. „Ich hatte gerade Zeit.“
Lucien wusste viel über die Ammit, schließlich stammte sie aus seiner Mythologie. Sie war einfältig und leicht zu manipulieren. Aber dennoch auch listig und nicht einfach zu töten. Außerdem hatte er noch einen weiteren Verdacht, was den Zeitpunkt ihrer Hinrichtung betraf.
„Sollt Ihr sie vor oder nach einem Geständnis umbringen?“, hakte er wie beiläufig nach.
Jetzt lachte der Söldner aus vollem Hals, sodass selbst die Baumkronen erzitterten.
„Ihr wisst, wer mich geschickt hat, nicht wahr, Mylord?“
„Ganz sicher sogar. So, wie ich weiß, wer die Ammit geschickt hat“, gestand Lucien mit einem sardonischen Lächeln. „Und den Sapyrion.“
Erst war es nur eine Ahnung gewesen, doch als nun auch noch die Crawler in der Welt gewütet hatten, gab es keinen Zweifel mehr. Zu wenige hatten die Macht, die Dunklen Vampire aus der Ferne zu befehligen.
Wortlos zog der Söldner sein Schwert und legte es mit der Spitze in die Glut. „Muss es gelegentlich härten. Damit es seinen Biss nicht verliert.“
„Das kann ich gut verstehen. Gerade jetzt ist der erste Schnitt so wichtig. Ein Versagen hätte sicher böse Folgen für Euch. Er mag es nicht, wenn etwas nicht nach seinen Plänen läuft.“
„Er kümmert sich eben um die seinen, wenn sie in Schwierigkeiten sind.“
„Oder wenn sie mal wieder über die Stränge schlagen und für Ärger sorgen. Immer muss ein anderer dafür den Kopf hinhalten. Eine Schande, findet Ihr nicht?“
„Ich mag Köpfe, Lucien. Und ich befolge nur meine Aufträge. Ihr wisst sehr viel. Gebt Acht, dass Euch das nicht auch irgendwann auf meine Auftragsliste bringt.“
Die unverhohlene Drohung schwang zwischen ihnen in der Luft, Lucien fletschte die Zähne, bemühte sich aber um Zurückhaltung.
„Wissen ist Macht, mein Freund. Diese Macht wird nur dann gefährlich, wenn man sie unklug einsetzt. Doch ich kenne meine Grenzen, weiß, wann ich zu schweigen habe. Allein das Wissen zu besitzen kann oft sehr hilfreich sein, auch wenn man es nicht verwendet.“
„Und was genau wisst Ihr, Mylord?“
„Dass nicht nur Schwerter im Feuer geschmiedet werden, sondern auch Ringe. Und manches Band zwischen zwei Wesen wird auch in Flammen gehärtet. Das sollte man nie vergessen.“
Es wurde Zeit zu gehen. Was er wissen wollte, hatte er erfahren.
„Blut ist nun mal dicker als Wasser, Mylord. Das wisst Ihr doch auch.“
„Vor allem wenn es in Silber fließt.“
Der Söldner fletschte die Zähne, rührte sich aber nicht. „Gebt auf Euch Acht, Lord Lucien. Die Nacht hat viele Schatten.“
„Ich weiß. Manche haben sogar einen Namen. Danke Euch für die Gastfreundschaft.“
Er nickte, erhob sich und wandte sich zum Gehen. Als er
Weitere Kostenlose Bücher