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Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Zeiten haben sehr oft die Augen ihrer Feinde gegessen, um deren Seele aufzunehmen.“
    „Jetzt verderben Sie mir gleich den Appetit, Melissa.“ Er verzog das Gesicht.
    „Oh wie schade, ich wollte Ihnen gerade anbieten, meine Portion mitzuessen, so hungrig, wie Sie sind.“ Er hatte seinen Teller schon fast aufgegessen.
    „Ich finde ja, Sie sollten sie selbst essen. Ehrlich, Sie könnten es vertragen. Sie sind nämlich ziemlich blass um die Nase.“
    „Ich bin immer blass, Warren“, erklärte ich und lächelte ihn an. „Das liegt bei mir in der Familie. Da müssen Sie sich keine Sorgen machen.“ Ich entschuldigte mich, dass ich noch etwas zu erledigen hätte, und erhob mich. „Einen schönen Abend noch. Und trinken Sie nicht zuviel Wein. Das macht nur Kopfweh. Ich suche Sie dann Morgen auf, wenn ich alles andere erledigt habe.“
    „Gut! Sie finden mich …“
    „Ich finde Sie schon, keine Sorge. Ignoranz rieche ich nämlich schon über Meilen.“
    Er hielt mich im Vorbeigehen am Handgelenk fest.
    „Bitte, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich hab inzwischen viel Respekt vor Ihrer Arbeit, aber es ist schwer vorstellbar, dass … Schön, ich glaube Ihnen das mit dem Gedankenlesen. Ist echt ein Hit. Aber der ganze Rest mit anderen Dimensionen, Überwesen.“
    Ich lächelte ihn traurig an, befreite mich aus seinem Griff und beendete seine Versuche, sich zu entschuldigen. „Sie können sich so manches nicht vorstellen, Warren. Vielleicht können Sie das irgendwann. Wenn Sie es wollen.“
    Ich war aus der Tür, noch ehe er etwas erwidern konnte.

     
    Warren sah Melissa nach. Eine merkwürdige junge Frau. Aber schlichtweg bezaubernd. Sie hatte seinen Plan durchschaut, dass er nur einen netten Abend mit ihr verbringen wollte. Ganz klar. Deshalb war sie auch gegangen. Und weil er schon wieder in den Fettnapf der Ungläubigkeit getreten war. Himmel, er konnte sich aber auch einfach nicht vorstellen, dass das, wovon sie sprach, real sein sollte. So etwas gab es einfach nicht. Leute, die an diese Dinge glaubten, landeten früher oder später in der Psychiatrie. Oder bei der Ashera. Aber die Leute dort wirkten alles andere als verrückt auf ihn.
    Seufzend nahm er sich den unberührten Teller von Melissa und begann, auch diesen zu verspeisen. Einer der Gäste stieß ihn im Vorübergehen an und eine volle Gabel landete statt in seinem Mund, auf seiner weißen Anzughose.
    „Hey, passen Sie doch auf“, schnauzte er und stand auf, um dem Typ gehörig die Meinung zu sagen.
    Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, als er dem Mann in die Augen sah. Was gar nicht so einfach war, denn der Typ überragte ihn deutlich, obwohl Warren mit seinen einsfünfundachtzig nicht gerade klein war. Der Kerl musste an die zwei Meter groß sein. Seine Augen waren dunkel wie das Meer an seinem tiefsten Punkt. Sein Gesicht mit goldfarbener Haut aristokratisch scharf geschnitten. Ein feiner Schnurr- und Kinnbart umrahmte die weichen schmalen Lippen. Ein Mann, dem gewiss alle Frauen zu Füßen lagen. Aber diese Augen. Sie wirkten leer, nicht mal das Kerzenlicht spiegelte sich in ihnen. Als würden sie alles verschlingen. Oder, nach dem, was Melissa eben gesagt hatte, als wäre der Mann schon tot. Die Art, wie er ihn ansah. Jetzt lächelte er und plötzlich schimmerte auch die Reflektion der kleinen Dekoflammen wieder in der dunklen Iris.
    „Passen Sie gut auf sich auf, Mr. Forthys“, sagte der Fremde.
    Seine Lippen hatten sich gar nicht bewegt. Und dann war er einfach fort. Verschwunden. Hatte sich in Luft aufgelöst. Die Tür nach draußen fiel leise ins Schloss. Mit zittrigen Knien setzte Warren sich wieder hin. Nein! Er würde sich von diesem Hokuspokus-Quatsch garantiert nicht anstecken lassen. Aber eine kalte Angst blieb den ganzen restlichen Abend in seinem Nacken sitzen. Als er eine gute Stunde später zu Fuß die paar Blocks vom Restaurant zu seiner Wohnung zurücklegte, ertappte er sich immer wieder dabei, wie er sich beunruhigt umdrehte, ob nicht jemand hinter ihm war. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit teilte er sich das Bett mit seiner Dienstwaffe.
    Oh Maske, trügerisch und schön
     
    Warrens Rückzug hatte mich verletzt. Dass er uns immer noch belächelte, hinterließ einen bitteren Geschmack in mir. Am liebsten hätte ich Franklin darum gebeten, diesem Agenten jemand anderen zur Seite zu stellen.
    „Ärgere dich nicht. Der Kerl ist es nicht wert.“
    Ich wirbelte beim Klang der vertrauten Stimme herum.

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