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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gibt.«
    Er kontrolliert dich! rief Perdita. Sie… beeinflussen die Leute!
    »Ich bin ein wenig… benommen von der Aufregung«, murmelte Ag-
    nes. »Ich gehe jetzt besser heim.« Ein tief in ihr verwurzelter Instinkt ließ sie hinzufügen: »Und ich sol te Nanny mitnehmen.«
    Vlad bedachte sie mit einem seltsamen Blick, als reagierte sie nicht so,
    wie er es von ihr erwartete. Dann lächelte er. Agnes sah, daß er ganz
    weiße Zähne hatte.
    »Ich glaube, jemandem wie dir bin ich bisher noch nicht begegnet,
    Fräulein Nitt«, sagte er. »Du besitzt eine besondere… innere Qualität.«
    Er meint mich! Ja, er meint mich! Ich bin ihm ein Rätsel! Laß uns jetzt beide von hier verschwinden! rief Perdita.
    »Aber wir werden uns wiedersehen.«
    Agnes nickte, wankte fort und preßte sich dabei die Hand an den
    Kopf. Er fühlte sich wie ein großer Wattebausch an, in dem unerklärli-
    cherweise eine Nadel steckte.
    Sie kam an Hilbert Himmelwärts vorbei, der sein Buch auf den Boden
    fal en gelassen hatte, stöhnte und sich den Kopf mit beiden Händen
    hielt. Er sah zu Agnes auf.
    »Äh… hast du irgend etwas, das gegen Kopfschmerzen hilft?« fragte er.
    »Es… tut wirklich sehr weh.«
    »Die Königin verwendet Weidenrinde für Kopfschmerztabletten«,
    schnaufte Agnes und eilte weiter.
    Nanny Ogg stand verdrießlich mit einem Humpen in der Hand – eine
    bis dahin völlig unbekannte Kombination.
    »Der Wiesel-Mann ist nicht gekommen«, brummte sie. »Ich werde al en
    Leuten sagen, was ich von ihm halte. In diesem Teil der Welt hat er im
    Showgeschäft nichts mehr zu erwarten.«
    »Könntest du mir… nach Hause helfen, Nanny?«
    »Ich meine, er hat es sich selbst zuzuschreiben, und außerdem…
    Fühlst du dich nicht gut?«
    »Ich fühle mich schrecklich, Nanny.«
    »Dann laß uns gehen. Das gute Bier ist alle, und warum sollte ich
    hierbleiben, wenn’s nichts zu lachen gibt.«
    Der Wind pfiff über den Himmel, als sie zu Agnes’ Hütte wanderten.
    Tatsächlich schien es mehr Pfeifen als Wind zu geben. Die blattlosen
    Bäume knarrten, als die beiden Hexen an ihnen vorbeigingen, und matter
    Mondschein fül te das Dach des Waldes mit gefährlichen Schatten. Wol-
    ken drängten sich zusammen und kündigten Regen an.
    Agnes sah, wie Nanny etwas hervorholte, als sie das Schloß hinter sich
    zurückließen.
    Ein Stock. Sie hatte nie von einer Hexe gehört, die nachts einen Stock
    benutzte.
    »Warum hast du einen Stock dabei, Nanny?«
    »Was? Oh? Weiß nicht recht. Es ist eine dunkle Nacht, nicht wahr…?«
    »Aber du hast dich noch nie vor irgend etwas in Lancre gefürchtet…«
    Weiter vorn kamen mehrere Geschöpfe durchs Gebüsch und erreich-
    ten die Straße. Ein oder zwei Sekunden lang hielt Agnes sie für Pferde –
    bis der Mondschein auf sie fiel. Kurze Zeit später verschwanden sie auf
    der anderen Straßenseite im Wald. Hufe pochten zwischen den Bäumen.
    »Die habe ich schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen«, sagte Nanny.
    »Ich kenne Zentauren nur von Bildern«, erwiderte Agnes.
    »Sind vermutlich von Überwald hierhergekommen«, meinte Nanny.
    »Freut mich, sie wiederzusehen.«
    In ihrer Hütte zündete Agnes rasch die Kerzen an und wünschte sich
    Riegel an der Tür.
    »Setz dich«, sagte Nanny. »Ich kenne mich hier aus und hole dir ein
    Glas Wasser.«
    »Schon gut, ich…«
    Agnes’ linker Arm zuckte. Entsetzt beobachtete sie, wie er, von einem
    anderen Willen gelenkt, nach oben kam – die Hand winkte vor ihrem
    Gesicht.
    »Ist dir warm?« fragte Nanny.
    »Ich kümmere mich selbst um das Wasser!« keuchte Agnes.
    Sie eilte in die Küche und schloß die rechte Hand um ihr linkes Hand-
    gelenk. Der linke Arm schüttelte sich frei, nahm ein Messer vom Ablauf,
    stieß es in die Wand und kratzte damit Buchstaben in den abbröckelnden
    Putz.
    VMPIR
    Die linke Hand ließ das Messer fallen, griff nach dem Haar an Agnes’
    Hinterkopf und schob ihr Gesicht bis auf wenige Zentimeter an die
    schriftliche Botschaft heran.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« rief Nanny aus dem anderen Zimmer.
    Agnes nahm eine Bewegung wahr und drehte sich um. Ein kleiner
    blauer Mann mit einer blauen Mütze beobachtete sie von den Regalen
    über dem Waschbecken aus. Er streckte die Zunge heraus, machte eine
    kleine obszöne Geste und verschwand hinter dem Beutel mit der Seife.
    »Nanny?«
    »Ja, Mädchen?«
    »Gibt es so etwas wie blaue Mäuse?«
    »Nicht, während man nüchtern ist.«
    »Ich glaube… ich könnte jetzt einen Schluck

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