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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wort besser mit ›Küchenschabe‹ über-
    setzt werden sol te.«
    »Wirklich?«
    »Immerhin heißt es dort, man könne sie mit Feuer töten oder in ›Sirup-
    fal en‹. Später heißt es, sie brächten lüsterne Träume.«
    »Sieh mich nicht an«, sagte Agnes. »Ich biete dir nur Gesel schaft beim
    Heimweg.«
    Zu ihrem großen Erstaunen – und zu Perditas Entzücken – lief Hilbert
    Himmelwärts rot an.
    »Äh… man könnte das fragliche Wort in der betreffenden Passage
    auch mit ›gekochter Hummer‹ übersetzen«, brachte er hastig hervor.
    »Nanny Ogg meint, früher hätten die Omnianer Hexen verbrannt«,
    sagte Agnes.
    »Früher haben wir praktisch al es verbrannt«, erwiderte Himmelwärts
    kummervoll. »Allerdings wurden einige Hexen in Fässer mit Sirup gesto-
    ßen.«
    Auch seine Stimme war langweilig. Alles deutete darauf hin, daß er eine
    langweilige Person war. In dieser Hinsicht offenbarte er eine Perfektion,
    die fast wie Absicht schien.
    Doch eine Sache weckte Agnes’ Neugier.
    »Warum hast du dich auf den Weg gemacht, um Oma Wetterwachs zu
    besuchen?«
    »Nun, alle… respektieren sie sehr«, antwortete Himmelwärts und wähl-
    te seine Worte wie jemand, der Federn aus einem Topf mit kochendem
    Wasser zieht. »Und ich hörte immer wieder, wie seltsam es sei, daß sie
    gestern abend nicht im Schloß erschienen ist. Und ich dachte, daß es für
    eine alte Frau wie sie bestimmt nicht leicht ist, ganz allein zu leben.
    Und…«
    »Ja?«
    »Nun, sie gilt als recht betagt, und es ist nie zu spät, über den Zustand
    seiner unsterblichen Seele nachzudenken«, sagte Himmelwärts. »Und
    bestimmt hat sie eine Seele.«
    Agnes musterte ihn von der Seite her. »Sie hat nie davon gesprochen.«
    »Vermutlich hältst du mich für dumm.«
    »Ich halte dich für jemanden, der erstaunlich viel Glück hatte, Herr
    Himmelwärts.«
    Andererseits… Hier war jemand, der von Oma Wetterwachs gehört hat-
    te und trotzdem durch einen Wald ging, der ihm Angst einjagte, um sie zu besuchen, obwohl sie vermutlich eine Küchenschabe oder vielleicht auch
    ein gekochter Hummer war. Die Leute in Lancre gingen nur dann zu
    Oma Wetterwachs, wenn sie etwas von ihr wol ten. Manchmal kamen sie
    mit kleinen Geschenken (denn eines Tages mochte es nötig werden, er-
    neut ihre Dienste in Anspruch zu nehmen), aber meistens vergewisserten
    sie sich vorher, daß sie zum betreffenden Zeitpunkt nicht zu Hause war.
    Offenbar steckte mehr hinter Hilbert Himmelwärts, als es auf den ersten
    Blick den Anschein hatte.
    Zwei Zentauren kamen vor ihnen aus dem Gebüsch und galoppierten
    über den Pfad. Himmelwärts hielt sich an einem Baum fest.
    »Ich habe sie auf dem Weg hierher auch gesehen!« brachte er hervor.
    »Kommen sie hier häufig vor?«
    »Ich bin ihnen nie zuvor begegnet«, erwiderte Agnes. »Vermutlich
    stammen sie aus Überwald.«
    »Und die schrecklichen kleinen blauen Kobolde? Einer von ihnen hat
    mir gegenüber eine sehr ungezogene Geste gemacht!«
    »Ich weiß gar nichts über sie.«
    »Und die Vampire? Ich meine, ich weiß, daß die Dinge hier anders sind, aber…«
    »Vampire?!« entfuhr es Agnes. »Du hast die Vampire gesehen? Gestern
    abend?«
    »Nun, ich meine, ja. Im Priesterseminar habe ich mich eingehend mit ihnen befaßt, aber ich hätte nie gedacht, daß sie im Plauderton darüber
    reden, Blut zu trinken und so. Es überrascht mich sehr, daß der König
    so etwas erlaubt…«
    »Und sie haben… dein Bewußtsein nicht beeinflußt?«
    »Ich litt an einer schrecklichen Migräne. Hat das etwas damit zu tun?
    Ich dachte, es läge an den Krabben.«
    Ein Schrei fuhr durch den Wald. Er schien aus vielen einzelnen Kom-
    ponenten zu bestehen, aber es klang hauptsächlich nach einem Trut-
    hahn, der am anderen Ende einer langen Blechröhre erdrosselt wurde.
    »Was zum Kuckuck war das denn?« rief Himmelwärts.
    Agnes blickte sich verwirrt um. Sie war in den Wäldern von Lancre
    aufgewachsen. Manchmal sah man dort seltsame Dinge, aber normaler-
    weise waren sie nur auf der Durchreise und enthielten nichts Gefährli-
    cheres als andere Leute. Doch jetzt, in diesem matten Licht, wirkten
    selbst die Bäume verdächtig.
    »Ich schlage vor, wir gehen runter zum Blöden Kaff«, sagte sie und zog
    an Himmelwärts’ Hand.
    »Wie bitte?«
    Agnes seufzte. »Ich meine das nächste Dorf.«
    »Blödes Kaff?«
    »Einmal kam ein Reisender dorthin«, erklärte Agnes so geduldig wie
    möglich. Die Lancrestianer hatten sich längst an so etwas

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