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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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lächeln
    zu sehen. Und nun… was genehmigen wir uns zum Frühstück?«
    »Das Baby.«
    »Nein, besser nicht.« Der Graf zog an dem Klingelzug neben dem
    Kamin. »Das wäre undiplomatisch. Noch ist es nicht soweit.«
    »Nun, das armselige Exemplar von einer Königin scheint anämisch zu
    sein«, sagte Lacrimosa. »Vlad hätte seine Dicke hierbehalten sollen.«
    »Fang bloß nicht damit an«, warnte Vlad seine Schwester. »Agnes ist…
    sehr interessant. Ich glaube, es steckt viel in ihr.«
    »Auf jeden Fall ist eine Menge an ihr«, meinte Lacrimosa. »Sparst du sie für später auf?«
    »Na, na«, sagte der Graf. »Eure liebe Mutter war kein Vampir, als ich
    sie kennenlernte…«
    »Ja, ja, das hast du uns mindestens eine Million Mal erzählt.« Lacrimosa
    rollte mit den Augen und offenbarte die Ungeduld eines Mädchens, das
    seit achtzig Jahren Teenager ist. »Der Balkon, das Nachthemd, du in
    deinem dunklen Umhang, sie schrie…«
    »Damals waren die Dinge viel einfacher«, sagte der Graf. »Und auch
    sehr viel dümmer.« Er seufzte. »Wo steckt Igor?«
    »Ähem«, ließ sich die Gräfin vernehmen. »Ich wol te mit dir über ihn
    reden, mein Lieber. Ich glaube, er sol te verschwinden.«
    »Ja, das finde ich auch!« pflichtete Lacrimosa ihrer Mutter bei. »Selbst
    meine Freunde lachen über ihn!«
    »Ich finde seine Ich-bin-noch-viel-schrecklicher-alf-ihr-Einstellung sehr störend«, fuhr die Gräfin fort. »Seine dumme Ausdrucksweise… Und wißt ihr, wobei ich ihn letzte Woche im alten Verlies überrascht habe?«
    »Ich bin sicher, daß ich von al ein nie darauf käme«, sagte der Graf.
    »Er hatte eine Schachtel mit Spinnen und eine Peitsche! Und er zwang
    die Biester, überal Netze zu spinnen.«
    »Ich muß zugeben, daß mich ihre große Anzahl immer erstaunt hat«,
    erwiderte der Graf.
    »Ich bin der gleichen Ansicht, Vater«, sagte Vlad. »In Überwald gibt es
    kaum etwas gegen ihn einzuwenden, aber wir sol ten vermeiden, daß er
    in einer höflichen Gesellschaft die Tür öffnet.«
    »Und er riecht«, fügte die Gräfin hinzu. »Nun, Teile von ihm sind schon seit Jahrhunderten in der Familie«, sagte der Graf. »Aber ich muß
    zugeben, daß es allmählich zu weit geht.« Er zog den Klingelzug noch
    einmal.
    »Ja, Herr?« erklang Igors Stimme hinter ihm.
    Der Graf wirbelte um die eigene Achse. »Ich habe dich ausdrücklich
    aufgefordert, das zu unterlassen!«
    »Waf foll ich unterlaffen, Herr?«
    »Einfach so hinter mir zu erscheinen!«
    »Eine andere Art def Erscheinenf ift mir nicht vertraut, Herr.«
    »Geh und hol König Verence. Er soll uns bei einer leichten Mahlzeit
    Gesellschaft leisten.«
    »Sehr wohl, Herr!«
    Sie beobachteten, wie der Diener davonschlurfte. Der Graf schüttelte
    den Kopf.
    »Er zieht sich bestimmt nicht freiwillig in den Ruhestand zurück«, sagte
    Vlad. »Und in diesem Zusammenhang wird er bestimmt keinen kleinen
    Wink verstehen.«
    »Es ist so altmodisch, einen Diener namens Igor zu haben«, meinte die
    Gräfin. »Wir sollten uns wirklich von ihm trennen.«
    »Nichts leichter als das«, behauptete Lacrimosa. »Wir bringen ihn in
    den Keller, stecken ihn in die Eiserne Jungfrau, ziehen ihn ein oder zwei
    Tage lang auf dem Spannbrett lang, am besten über einem Feuer, und
    schneiden ihn dann in dünne Scheiben, und zwar von den Füßen auf-
    wärts, damit er dabei zusehen kann. Eigentlich tun wir ihm damit einen
    Gefallen.«
    »Ja, ich schätze, so ist es das Beste«, sagte der Graf kummervoll.
    »Ich weiß noch, wie du mich aufgefordert hast, die Katze von ihrem
    Elend zu befreien«, meinte Lacrimosa.
    »Eigentlich wol te ich dich darum bitten, sie nicht mehr zu quälen«, er-
    widerte der Graf. »Aber du hast recht. Ja, wir müssen uns von ihm tren-
    nen…«
    Igor führte Verence herein, und das Gesicht des Königs zeigte das ty-
    pische verwirrte Lächeln einer normalen Person in Gegenwart des Gra-
    fen.
    »Ah, Euer Majestät«, sagte die Gräfin und trat auf ihn zu. »Bitte leiste
    uns bei einer leichten Mahlzeit Gesellschaft.«

    Agnes’ Haar verfing sich in den Zweigen. Es gelang ihr, den rechten Fuß
    auf einen Ast zu setzen, während sie sich mit beiden Händen fast ver-
    zweifelt an einem anderen Ast weiter oben festhielt. Der linke Fuß blieb
    auf dem Besen, der zur Seite glitt und die junge Hexe zu einem Spagat
    zwang, den selbst Bal erinen nicht ohne eine besondere Ausbildung vol -
    bringen.
    »Kannst du was erkennen?« rief Nanny von viel zu weit unten.
    »Ich glaube,

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