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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Wolf zu sein«, informierte er mich. Dann drehte er sich um und stieg die enge Treppe hinauf, ohne auch nur darauf zu warten, dass ich ihm sagte, wo es langging.
    Ich folgte ihm. Er wirkte fast unsichtbar, bis auf das gelegentliche Aufblitzen seiner Hand auf dem wackligen Geländer. Es kam mir vor, als wären er und ich in diesem Moment ein Autounfall, und anstatt in die Bremsen zu gehen, trat ich fest aufs Gas.
    Auf dem nächsten Treppenabsatz zögerte er, aber ich ging weiter. Ich nahm ihn bei der Hand, zog ihn hinter mir her die nächsten Stufen hinauf und führte ihn bis nach oben in mein Zimmer unter dem Dach. Cole duckte sich, um sich nicht den Kopf an der schrägen Decke zu stoßen, und ich drehte mich um und legte ihm die Hand in den Nacken, bevor er sich wieder aufrichten konnte.
    Er roch extrem nach Wolf, was mein Kopf als eine seltsame Kombination aus Sam und Jack und Grace und Becks Haus registrierte, aber das war mir egal, denn sein Mund war wie eine Droge. Während ich ihn küsste, war alles, woran ich denken konnte, wie sehr ich seine Unterlippe zwischen meinen Lippen spüren wollte und seine Hände, die meinen Körper an seinen drückten. Alles in mir kribbelte, war lebendig. Ich konnte an nichts anderes denken als daran, wie gierig er meinen Kuss erwiderte.
    Von unten, weit weg, hörte man ein Poltern und Krachen. Dad in voller Aktion. Aber er war auf einem anderen Planeten als Cole und ich. Wenn Coles Mund allein mich so weit von meinem Leben wegtragen konnte, wohin würde mich dann erst der Rest von ihm bringen? Ich griff nach Coles Jeans , meine Finger fuhren den Bund entlang und öffneten den Knopf. Cole schloss die Augen und sog den Atem ein.
    Ich löste mich von ihm und ließ mich rückwärts auf mein Bett sinken. Mein Herz raste mit einer Million Meilen pro Stunde, als ich zu ihm hochsah und mir vorstellte, wie das Gewicht seines Körpers mich in die Matratze drücken würde.
    Er blieb stehen.
    »Isabel«, sagte er, seine Hände hingen bewegungslos an seinen Seiten.
    »Was?« ,zischte ich. Ich war, wieder mal, völlig außer Atem, während er aussah, als bräuchte er überhaupt keine Luft zum Leben. Ich dachte daran, dass ich an diesem Morgen joggen gewesen war und noch nicht die Gelegenheit gehabt hatte, neues Make-up aufzulegen und meine Haare in Ordnung zu bringen. War das vielleicht der Grund? Ich stemmte mich auf die Ellbogen hoch, mein ganzer Körper zitterte. Irgendetwas stieg da in mir auf, etwas, was ich nicht einordnen konnte. »Was, Cole? Spuck’s aus.«
    Cole stand da und sah mich einfach nur an, mit seiner aufgeknöpften Jeans und den halb zu Fäusten geballten Händen an seinen Seiten. »Ich kann das nicht.«
    Meine Stimme klang spöttisch, als ich meinen Blick an ihm hinabschweifen ließ. »Danach sieht’s aber nicht aus.«
    »Ich meine, ich kann das nicht mehr.« Er knöpfte seine Jeans zu und sah mich immer noch an.
    Ich wünschte, er würde damit aufhören. Ich wandte den Kopf ab, damit ich sein Gesicht nicht mehr sehen musste. Es wirkte herablassend, ob er es so meinte oder nicht. Es gab nichts, was er hätte sagen können, das mir dieses Gefühl genommen hätte.
    »Isabel«, fing er wieder an. »Sei nicht sauer. Ich will ja. Ich will wirklich.«
    Ich sagte nichts. Ich starrte auf eine Feder, die aus einem meiner Kissen auf das lavendelfarbene Laken entwischt war.
    »Gott, Isabel, mach es nicht noch schwerer, ja? Ich versuche mich hier gerade zu erinnern, wie man sich als anständiger Mensch verhält, okay? Ich versuche mich zu erinnern, wer ich war, bevor ich mich nicht mehr ausstehen konnte.«
    »Ach, und damals hast du keine Mädchen gevögelt, oder was?«, fauchte ich. Eine dicke Träne rollte mir über die Wange.
    Ich hörte, wie er sich bewegte, und als ich aufblickte, hatte er sich umgewandt und sah aus dem Dachfenster, die Arme vor der Brust verschränkt. »Du hattest doch gesagt, du wolltest noch warten.«
    »Na und?«
    »Du willst doch gar nicht mit mir schlafen. Du willst doch nicht deine Unschuld an einen abgewrackten Rockstar verlieren. Dafür würdest du dich den Rest deines Lebens hassen. So ist das nun mal mit Sex, da kannst du dich drauf verlassen.« Seine Stimme klang jetzt bitter. »Du willst einfach nur nichts fühlen und das würde bestimmt auch funktionieren, für ungefähr eine Stunde. Aber danach ist alles nur noch schlimmer. Glaub mir einfach.«
    »Tja, du bist der Experte«, erwiderte ich. Noch eine Träne kullerte mir über das Gesicht. Seit der

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