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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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Er hatte also entweder offen gelogen oder ihr Interesse an ihm heruntergespielt. Er sollte merken, in welche Lage ihn sein (unbewiesenes) Herumvögeln gebracht hatte. Schließlich bestand nun durchaus die Möglichkeit, dass die Polizei eine Verbindung zwischen den beiden aufdeckte.
    Ich hatte das Auto vor einer Reihe trister kleiner viktorianischer Häuser aus rotem Backstein geparkt, die direkt aus dem kaputten Straßenpflaster aufragten und identischen Häuserreihen auf der anderen Straßenseite gegenüberstanden. Der Wind wehte träge Pommestüten und Currykartons herum. Es war einer dieser Tage, an denen ich mich auch ohne meine Sorge über das Auftauchen des Tagebuchs gefragt hätte, warum ich nichts Sinnvolleres mit meinem Leben anfing.
    Es war erschreckend heiß für Anfang April. Die Hitzewelle hatte die ganze Stadt unvorbereitet erwischt, und die Leute liefen noch in Anzügen und Kostümen aus schweren, winterlichen Stoffen herum. Sogar auf die Seite drei hatte es die Hitze schon geschafft. Meine Hände waren so schweißnass, dass mir der Autoschlüssel beim Aufschließen gleich zweimal aus der Hand rutschte. Ich hob ihn auf, während ich einen ganzen Schwall brachialer Flüche losließ. Ein Polizeiauto fuhr vorbei. Ich stieg in meinen Wagen, drohte dem Redaktionsauto mit weiteren Obszönitäten, damit er auch ja ansprang. Dann verfluchte ich die fehlende Servolenkung und versuchte, mich aus der winzigen Lücke hinauszubugsieren, die ich irgendeinem Arschloch mit protzigem Jaguar zu verdanken hatte, der direkt an meiner Stoßstange geparkt hatte. Ich erwog, gegen die Fahrertür des Jaguars zu treten. Manchmal erschreckte mich mein Drang, wahllos auf Gegenstände einzuprügeln. Das wurde immer mehr zu meiner Standardreaktion auf eine Welt, die erpicht darauf schien, mich zu quälen und meine Geduld zu strapazieren. Erst an diesem Morgen hatte ich eine leere Coladose nach dem Nachbarshund geworfen, weil er nicht aufhören wollte zu bellen. Aber so gerne ich den Jaguar beschädigt hätte, ich war mir nicht sicher, bis wohin die Überwachungskameras des Gerichtsgebäudes reichten. An der nächsten Kreuzung sah ich das Polizeiauto am Straßenrand stehen. Es schien nicht darauf zu warten, dass der Verkehr nachließ und es einfädeln konnte. Es wartete auf etwas anderes.
    Als ich einige Minuten später an einer Ampel hielt, war es immer noch zwei Autos hinter mir. Weil ich nicht ständig den Tacho im Auge behalten wollte, bog ich in die nächste Tankstelle ein, um einen halben Liter Milch zu kaufen. Erst als es mir ein paar Minuten später nach viel Drängeln, Gestikulieren und Hupen gelungen war, mich wieder in den Verkehr einzuordnen, fiel mir auf, dass der Polizeiwagen rechts vor mir in einer Haltebucht wartete.
    Und tatsächlich: Nachdem ich mit vollkommen akzeptabler Geschwindigkeit vorbeigefahren war, reihte er sich ebenfalls wieder in den Verkehr ein und folgte mir. Zumindest war ich mir ziemlich sicher, dass er mir folgte. Ich überlegte, ob die Bremsleuchten vielleicht defekt waren. An dem verdammten Redaktionsauto funktionierte so gut wie nichts. Nicht genug damit, dass der Tank ständig leer war (jeder Nutzer musste eigentlich dafür sorgen, dass der Tank noch mindestens halb voll war). Auch die Scheibenwischer quietschten fürchterlich, wenn nicht gerade sintflutartige Regengüsse niedergingen (dann wischten sie wirkungslos an der Windschutzscheibe vorbei), das Getriebe klapperte und klopfte verdächtig, und die Handbremse musste man ungefähr einen Meter nach oben ziehen, damit sie etwas ausrichtete. Ich bedachte die Rostlaube erneut mit ein paar lebhaften, fantasievollen Flüchen und zügelte mit Mühe den allzu vertrauten Drang, aufs Armaturenbrett zu trommeln oder das Lenkrad herauszureißen.
    Die Scheinwerfer des Polizeiautos scherten nicht plötzlich aus, um mich zu überholen. Sie folgten mir einfach mit mehreren Autos Abstand. Unverändert.
    Ich geriet in Panik, erst langsam, dann immer schneller. Eine unlogische Reaktion, schließlich hatte ich mir nichts zuschulden kommen lassen. Aber der viele Kaffee, den ich getrunken hatte, um im Gerichtssaal wach zu bleiben, brachte mein Herz zum Rasen, und mein Kopf tat es ihm gleich. Wie wild kreisten meine Gedanken um sich selbst und gerieten außer Kontrolle. Was, wenn ein Kollege von Mike der Polizei erzählt hatte, dass Mike Jenny schon aus Wrexham kannte? Wenn er sie vielleicht sogar zusammen gesehen hatte? Selbst wenn es nur Gerüchte waren,

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