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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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zu ergeben, uns in aller Unschuld zu treffen, ohne dass es irgendetwas bedeutete.
    Rückblickend ist es erstaunlich, wie oft wir uns in der Mittagspause oder nach Feierabend zufällig über den Weg liefen, beim Durchwühlen der Sonderangebote im Elektromarkt oder beim Nachgrübeln über die Vorzüge einer »Drei-zum-Preis-von-zwei«-Aktion in der Drogerie. Ich freute mich immer aufrichtig, ihn zu sehen. Irgendetwas dehnte sich dann in meinem Inneren aus und zog sich gleichzeitig zusammen. Ich fühlte mich wieder wie eine Studentin im ersten Semester, die einen Jungen zum ersten Mal trifft und sich fragt, ob er wirklich mit ihr reden will oder nur höflich ist.
    Wir waren Freunde, mehr nicht. Warum hätte irgendjemand etwas anderes denken sollen?
    Es stimmt schon, dass uns Menschen, die uns nicht kannten, zu Studienzeiten oft für ein Pärchen hielten. Wenn wir zu viert unterwegs waren, amüsierte uns dieser Trugschluss – es machte uns Spaß, die Leute im Ungewissen zu lassen. Schließlich war es nicht unsere Schuld, dass sie so dumm waren. Was schadete es schon?
    Einmal passierte uns so eine Verwechslung während eines Wochenendtrips, zu dem Stevie und ich Mike und Cora nach Tenby in Pembrokeshire entführten. Wir verbrachten den Tag damit, träge wie Krabben auf unseren bunten Handtüchern am Strand zu liegen, die Finger und Zehen tief im Sand vergraben, während die hellen Fährboote nach Caldey Island durch die Bucht pendelten und flüchtige Blicke auf Familien im Anorak gewährten, die dicht aneinandergedrängt dem Wind trotzten.
    Wir hatten zwei Doppelzimmer gebucht – natürlich nach Geschlechtern getrennt, wie es sich gehörte. Während Cora und Stevie duschten, klopfte Mike mit erwartungsvoll strahlendem Gesicht, das noch ganz rosa vom Wasserdampf war, an die Tür des Mädchenzimmers. In seinem grauen Wollpullover mit den schlaff herunterhängenden Ärmeln sah er aus wie ein kleiner Junge, der umarmt werden wollte.
    »Ob Ihr mir wohl beim edlen Streben nach billigem Alkohol behilflich sein wollt, o holde Lizzy? Stevie braucht eine halbe Ewigkeit.« Ich schnappte mir also meine Jacke und rief Cora über den Lärm der laufenden Dusche hinweg eine Erklärung zu. Zusammen zogen wir durch die Straßen und suchten ein Spirituosengeschäft, und als wir endlich eins gefunden hatten, betrachteten wir prüfend die Regalreihen, zählten unsere Münzen, lachten und rempelten uns gegenseitig kumpelhaft an, flüsternd und mit einem Lächeln auf den Lippen. Als der Mann an der Kasse unseren Wein und unser Bier in eine Tüte packte, fragte ich ihn, ob er uns ein nettes Restaurant empfehlen könne.
    »Für eine ganz besondere Gelegenheit, nehme ich an? Was Hübsches, Romantisches für euch beide?«, fragte er mit väterlichem Lächeln und entblößte dabei ein schauderhaft schlechtes Gebiss.
    Mike und ich grinsten uns an und nickten.
    »Wusste ich’s doch. Sieht man auf den ersten Blick. Meine Frau und ich gehen an unserem Hochzeitstag immer ins Plantagenet . Bisschen teuer zwar, aber das ist sie doch wert, oder?« Er zwinkerte Mike zu. »Ihr gebt ein hübsches Paar ab.«
    Das klang schön – wir mussten beide lächeln. Und wir folgten seinem Rat und speisten bei Kerzenschein in der beengten, kitschig-romantischen Pracht eines Stadthauses aus dem siebzehnten Jahrhundert.
    Weil wir paarweise Platz genommen hatten, ging das Personal davon aus, dass wir zwei Pärchen waren und Stevie und ich zusammengehörten. Ich tat so, als würde ich nicht merken, wie Stevies Brust vor Stolz anschwoll, weil sich die anderen Männer im Restaurant zu uns umdrehten und sich, nachdem sie einen Sekundenbruchteil zu lange in unsere Richtung geschaut hatten, offenkundig fragten, was eine Frau wie ich mit einem so durchschnittlich aussehenden jungen Mann wie Stevie wollte. Um das Vergnügen noch weiter auszudehnen, spielte ich mit den Härchen in Stevies Nacken, wie es eine gute Freundin eben tut, was ihn sofort zum Erröten und Grinsen brachte. Auch Mike grinste und zwinkerte mir über seine Jacobsmuscheln hinweg zu, während er Cora einen Kuss auf den Hals drückte. Unbezahlbar!
    Es war doch nur ein Spiel. Vollkommen harmlos, oder etwa nicht?
    Am nächsten Tag nahmen wir die Fähre nach Caldey Island, schauten uns das Zisterzienserkloster an, wanderten die ausgetretenen Pfade entlang und bewunderten die alte Kirchenruine. Cora war übel, weil sie zu viel von der Schokolade gegessen hatte, die die Mönche auf der Insel selbst herstellen. Wir

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