Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
Vom Netzwerk:
Hätte er sich cool verhalten, wäre die Diskussion vermutlich weitergegangen, vielleicht sogar in eine sinnvolle Richtung, die keine Schwerter beinhaltete. Nun hatte er selbst den Startschuss für den nächsten Akt gegeben und als Erster eine Waffe in die Hand genommen.
    Ich Idiot.
    Steinchen und Warze bauten sich am Eingang der Gruft auf, beide unbewaffnet und nicht ganz sicher auf den Beinen, aber mit entschlossenen Gesichtern.
    »Ihr rührt Bastian nicht an!«, rief Paul triumphierend.
    Ihre Gegner verständigten sich mit Blicken. Nathan, Georg, Lars und Ralf. Doro nickte traurig und drehte sich weg.
    Im nächsten Moment hatte Ralf sich auf Iris gestürzt und sie zu Boden geworfen. Er riss das Messer aus ihrem Gürtel und hielt es ihr an den Hals.
    Für Sekundenbruchteile wurde die Welt vor Bastians Augen schwarz.
    Iris. Sie hatten Iris. Und es war sein Fehler gewesen, seine Schuld. Bastian rannte bereits, bevor ihm bewusst wurde, was er tat. In ihm war so viel Wut, dass sie ihm beinahe die Luft zum Atmen abdrückte, aber er hatte ein Schwert, und gleich würde es in Ralfs Körper stecken, ganz egal in welchem Teil, Hauptsache, es richtete Schaden an.
    Alles, was in ihm brodelte, die Angst, die Ungewissheit, der Hass auf diese abergläubischen Idioten machte sich in einem lauten Schrei Luft, der wie das Brüllen eines Tieres klang. Warze stand im Weg, er rempelte ihn beiseite, steuerte auf Ralf zu, der Iris mit seinem schweren, stinkenden Körper am Boden festhielt. Hinter ihm schrie Paul etwas und auch Iris rief ihm eine Warnung zu, während sie sich gegen Ralfs Griff wehrte, doch er verstand kein Wort, wollte nichts verstehen. Wollte nur in all das hineinschlagen, mit seiner ganzen Kraft.
    Sie stürzten sich von hinten auf ihn, jemand packte ihn an den Schultern und warf ihn zu Boden, kniete sich auf seinen Rücken und presste ihm die Luft aus der Lunge. Hinter ihm schrie Paul, es klang nach Handgemenge; ein Stiefel trat gegen Bastians Hand, einmal, zweimal, bis er das Schwert losließ. Sie zerrten ihn auf die Beine.
    »Ich hab ihn!«, schrie Georg.
    Mona eilte zu ihm, wickelte ein Leinentuch von ihrem Hals, mit dem sie Bastian die Hände auf den Rücken fesselten.
    »Dumm gelaufen«, feixte Ralf. Er hatte Iris losgelassen und kam direkt auf Bastian zu. In seiner Hand glänzte das Messer.
    »Nicht lange warten, mach es schnell«, hörte Bastian Georg sagen, Iris schrie auf und schnellte auf Ralf zu, wurde aber von Carina festgehalten.
    Da war Ralf, kam näher, das Messer glänzte. Ein Schmerz in Nacken und Schultern, die Klinge verschwand aus Bastians Sichtfeld, denn jemand hatte seine Haare gepackt und ihm den Kopf nach hinten gerissen.
    Nun kam die Angst, kalt und machtvoll, sie ergriff ihn, schüttelte ihn, verlieh ihm noch einmal Kraft. Er trat um sich, wehrte sich so heftig wie er konnte, doch es half nichts, weitere Arme kamen dazu und hielten ihn fest wie eiserne Klammern.
    Irgendwo hörte er Paul rufen, Steinchen und Warze, verstand nicht, was sie sagten, fühlte nur die Klinge an seinem Hals, eisig und starr. Panik hämmerte in seiner Brust. Nur noch Sekunden, gleich würde der Schmerz da sein, dann das letzte Ringen um Atem, der Moment, der alles auslöschte, alles, was er war, was er dachte, was er liebte. Oh, bitte nein, nein, nein.
    »Ich muss das aber nicht machen, oder?« Ralfs unsicherer Tonfall.
    »Das war mir klar«, schnauzte Georg. »Nathan?«
    »Ich glaube, ich kann das nicht.«
    »Okay, dann haltet ihr ihn fest und gebt mir das Messer.« Ein neues Paar Hände griff nach Bastian, wärmer und feuchter als zuvor.
    Schwere, schnelle Schritte. Im nächsten Moment war Paul da, seine Stimme ganz nah.
    »Warte! Hörst du, Georg? Tu es nicht!«
    »Komm mir ja nicht zu nahe, sonst steche ich ihn ab!« Der Druck der stählernen Spitze an Bastians Hals war wieder da, stärker als zuvor. Er presste die Lider zusammen, sein Atem kam pfeifend, doch er war noch da, Sauerstoff floss durch seinen Körper, sein Herz pumpte wie verrückt.
    »Nimm das Messer da weg, bitte! Georg, hör mir zu! Ich weiß, was wir tun«, rief Paul. Die Worte stürzten schnell, atemlos, panisch aus ihm heraus. »Georg, bitte! Du hast Tristrams Worte doch bei dir. Seine Forderung.«
    »Sicher.«
    »Wie war die Stelle mit dem Töten?«
    Statt Georg meldete sich Doro zu Wort. »Ihr bleibet alle in meinem Reich, wenn ihr nicht opfert den einen und tötet ihn schnell mit einem Streich oder langsam unter den Steinen.«
    »Genau.« Pauls

Weitere Kostenlose Bücher