Saeculum
Wildnis gefolgt war, würde er sie nicht wehrlos vorfinden.
D ie Hitze hatte ganze Arbeit geleistet, sie hatte Bastians nasses Zeug getrocknet und gewärmt. Als sie langsam zurückzugehen begann, tauchten Paul, Mona und Carina auf, alle drei mit bedrückten Gesichtern. Die tief stehende Sonne verwandelte Carinas rotes Haar in einen flammenden Wasserfall.
»Ist Warze wieder da?«
Bastian und Steinchen schüttelten gleichzeitig die Köpfe. Sie saßen auf einer von Steinchens Decken am Feuer, über dem ein Kessel mit Bohneneintopf brodelte und einen verlockenden Geruch verbreitete.
»Ist Lars bei euch?«
Bastians Gegenfrage löste Erstaunen aus. »Wieso?«
»Weil wir ihn seit heute Vormittag nicht mehr gesehen haben.«
»Was?« Paul schrie beinahe. »Aber … am See war er doch mit dabei! Ist er danach nicht mit euch zurückgegangen?«
»Ist er. Aber nur bis zu einem dieser großen Felsen, die auf dem Weg liegen, den haben wir von zwei Seiten umrundet. Er ist aus meinem Blickfeld verschwunden und dann nicht mehr aufgetaucht.« Bastian fühlte sich seltsam verantwortlich dafür. »Es wird doch gleich dunkel«, murmelte Paul. Bastian beobachtete, wie er das Lager mit den Augen absuchte und sein Blick sich verdüsterte.
Die Ankunft des gesamten Orga-Teams trieb die anderen Spieler ebenfalls zum Feuer. Sandra setzte sich weit von Bastian weg und drehte den Kopf zur Seite. Gemeinsam mit Lisbeth kam auch Iris näher und er hoffte, sie würde sich zu ihm setzen, doch sie nickte ihm nur kurz zu und blieb stehen.
Paul wartete, bis alle da waren. »Wir sind seit heute Morgen im Wald unterwegs und suchen nach Warze, aber wir haben ihn nicht finden können. Es gibt so unwahrscheinlich viele Möglichkeiten.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Jetzt ist auch noch Lars weg. Das ist eine echte Katastrophe. Ich kann euch gar nicht sagen, welche Vorwürfe ich mir mache.«
»Er ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen«, warf Sandra ein. Paul schüttelte den Kopf.
»Ich bin verantwortlich für das, was hier passiert. Also, eigentlich unser ganzes Team, aber vor allem ich. Habt ihr euch ausgemalt, was geschieht, wenn wir die beiden nicht finden? Ich verstehe, dass ihr euch alle auf das Spiel gefreut habt - ich ja auch. Aber ab sofort werden wir nichts anderes mehr tun, als Lars und Warze zu suchen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Das versteht ihr doch, oder?«
Alle nickten zustimmend, sogar Ralf, obwohl er wirkte, als wäre er vor Enttäuschung den Tränen nahe.
Paul rieb sich mit beiden Händen über Augen und Stirn, bevor er einen Hilfe suchenden Blick zu Carina schickte. Sie schüttelte leicht den Kopf.
»Wir haben leider noch mehr schlechte Nachrichten«, sagte sie.
»Lass, Carina. Ich würde lieber erst genauer nachsehen.«
»Das haben wir doch schon.«
Ratlosigkeit war für Bastian ein neuer Zug an Paul - und einer, der ihm nicht gefiel, so wie die Dinge standen.
»Was ist denn los?«
Die Antwort fiel Paul sichtlich schwer. Er sah starr geradeaus, und als er sprach, ließ er den Bohnenkessel nicht aus den Augen.
»Unser Satellitenhandy ist verschwunden. Wir können uns nicht erklären, wie das passiert ist, es war sicher verwahrt.«
»Wäre ja eigentlich Monas Aufgabe gewesen«, sagte Carina, wobei sie den Ärger in ihrer Stimme nicht ganz unterdrücken konnte. »Immerhin war sie für das Ding verantwortlich.«
In Monas Wangen stieg leichte Röte. »Ich hatte es am gleichen Platz wie immer deponiert und ich dachte nicht, dass ich es die ganze Zeit bewachen müsste - es sind doch nur wir hier und warum sollten wir uns selbst beklauen?« Sie verstummte abrupt, als wäre ihr plötzlich die Bedeutung ihrer Worte klar geworden.
Bastian beobachtete, wie bei einem nach dem anderen der Groschen fiel. Lisbeth presste eine Hand vor den Mund, Alma sah sich hektisch um, während Iris' Gesicht nur unmerklich härter wurde, als ob sie die Zähne zusammenbiss.
»Denkt ihr, es ist noch jemand in der Gegend?«, flüsterte Alma. »Aber den hätten wir sicher gesehen! Und - auf jeden Fall hätte Roderick uns gewarnt!«
»Natürlich ist noch jemand hier, aber Roderick kann ihn nicht wittern. Nur spüren.« Doro war bis eben bloß ein dunkler Fleck im Schatten des Waldes gewesen. Nun trat sie zu ihnen ans Feuer, schwarz wie eine Krähe, mit gerunzelten Brauen. »Einer, der nicht aus Fleisch und Blut ist.« Einen Atemzug lang ließ sie ihre Worte wirken, bevor sie fortfuhr. »Wir sind hier Eindringlinge. Wir
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