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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Ausdruck finden sollte.
    Inzwischen war der »Quintus Fixlein« erschienen und hatte sich wie der »Hesperus« im Sturm die Herzen der Leser erobert. Schon nach einem Jahr wurde eine zweite Auflage notwendig, für die Jean Paul dann die berühmte Vorrede schrieb. Sie soll uns nach seiner Rückkehr von Weimar beschäftigen, da sie eine Auseinandersetzung mit der Geisteswelt von Weimar ist. Aber schon vor und während der Niederschrift der »Biographischen Belustigungen« lockte ihn Weimar an, und er spielte mit dem Gedanken einer Reise dorthin. Kurz vorher hatte er die »Unsichtbare Loge«, ein Jahr nach ihrem Erscheinen, an Goethe gesandt, der mit keiner Silbe antwortete. Im Juni 1795 schickte er dem Heros der deutschen Dichtung den »Hesperus« mit einem von tiefster Verehrung erfüllten Schreiben. Goethe sandte den Roman nach wohl kaum mehr als flüchtigem Durchlesen an Schiller mit den Worten: »Hierbei ein Tragelaph (Hirschbockskäfer) von der ersten Sorte.« Wenige Tage nach dem Brief an Goethe vertiefte sich Jean Paul in Baireuth in die Bilder der beiden Großen von Weimar. »Ach ich habe Lips großen Kupferstich von Goethe gesehen und ich hätte mit den lebendigen Lippen auf die himmlischen – gestochenen fallen mögen. – Schillers Parträt oder vielmehr seine Nase daran schlug wie ein Blitz in mich ein: es stellet einen Cherubim mit dem Keime des Abfalls vor und er scheint sich über alles zu erheben, über die Menschen, über das Unglück und über die – Moral. Ich konnte das erhabene Angesicht, dem es einerlei zu sein schien, welches Blut fließe, fremdes oder eigenes, gar nicht satt bekommen.« Es war derselbe Eindruck von Schillers Persönlichkeit, wie er ihn durch den gegenwärtigen Mann in Weimar bestätigt fand. Eine ungewöhnliche Auffassung des Dramatikers, die aber tief in Schillers Wesen hineinleuchtet. Bereits im Februar des Jahres hatte er den gerade erschienenen ersten Band des »Wilhelm Meister« gelesen. »Ich las gestern in Einem fort daran und es hinaus um neuneinhalb Uhr: und als es das schlug, war der Frühling wieder vorbei, ich war wieder von Neustadt zurück und von Venzka und langte wieder auf dem harten Bette auf Stühlen an.« Goethes Roman, der den eigentlichen Anfang der romantischen Bewegung machte, hatte also wohl Jean Paul in ein Reich schöner Träume entführt und gab Anlaß, daß seine Blicke sich wieder nach Weimar wandten, aber von besonderer Wirkung auf sein Schaffen ist die Lektüre nicht gewesen, wie schon der Werther fast eindruckslos an ihm vorübergegangen war.
    Noch eines seltsamen Bekannten Jean Pauls müssen wir hier gedenken. Es war der bildungseifrige Barbiergehilfe Rolsch, der an den Dichter der »Unsichtbaren Loge« und des »Hesperus« einen von Verehrung überströmenden Brief schrieb und mit dem Jean Paul seither im Briefwechsel blieb. Rolsch war inzwischen als Barbier nach Weimar gepilgert. Im Juni 1795 fragte Jean Paul diesen seltsamen Freund an, ob Wieland, Herder und Goethe jetzt in Weimar anzutreffen seien. Vielleicht beschäftigte ihn nur das Schicksal des an Goethe übersandten Exemplars des »Hesperus«, aber es scheint, daß er schon damals eine Weimarer Reise für die allernächste Zeit plante, die dann ein Jahr später unter weit romantischeren Umständen Wirklichkeit werden sollte.
    Inzwischen war Matzdorff durch den Erfolg des »Hesperus« überrascht worden und hatte allen Anlaß zu bedauern, daß ihm der »Quintus Fixlein« entgangen war. Er könne es unmöglich ruhig mit ansehen, schrieb er, wie andere da ernten, wo er gesät habe. Jean Paul entschuldigte sich damit, daß Matzdorff seine Anfrage betreffs des Buches nicht beantwortet habe, machte sich aber anheischig, ihn durch ein anderes kleines Werkchen zu entschädigen. Unter den verschiedenen vorgeschlagenen Titeln wählte Matzdorff »Blumen-, Frucht- und Dornenstücke«. Ob damals schon der zweite Titel des Büchleins »Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs« feststand, ist ungewiß. Aber Jean Paul hatte wohl von Anfang an vor, in dem neuen Werk nur ein Gegenstück zum »Quintus Fixlein« zu schaffen, da es ja den Verleger in erster Linie für den entgangenen »Quintus« entschädigen sollte. Vorläufig jedoch gehörten seine Energien den »Biographischen Belustigungen«. Jedoch schon nach dem sechsten Kapitel, das er für gelungen hielt, erlahmte sein Interesse an dieser Zwischenarbeit, deren Risse er, so gut es ging mit dem Appendix verstopfte, und

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