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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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barhäuptig gekommen ist.
    Über diesen Fackelzug wird berichtet, daß er erst mühsam gegen die Landsmannschaften durchgesetzt werden mußte. Schon hier wird also die Spaltung deutlich, der die deutsche Jugend bald erliegen sollte.
    Am folgenden Tag werden die Ehrungen fortgesetzt. Es ist Sonntag, der 13. Juli. Eine Bootfahrt wird nach dem oberhalb Heidelbergs gelegenen Ausflugsort Hirschhorn veranstaltet. Etwa achtzig Personen beteiligen sich an dieser Fahrt, Professoren, Studenten, der Kronprinz von Schweden, eine Menge Mädchen und Frauen. »Mir war, als würden meine Romane lebendig und nähmen mich mit, als das lange halbgedeckte Schiff bekränzt mit Eichenlaub bis an die bunten Bänder-Wimpel, begleitet von einem Beischiffchen voller Musiker, vor den Burgen und Bergen dahinfuhr.« Von den Neckarsteiner Ruinen wehen Fahnen und grüßen Taschentücher. Ein Nachen nach dem andern schließt sich mit Musik an. Nach dem Essen werden Spiele auf einer Wiese gespielt, auf einer Burgruine wird getanzt. »Wäre Jean Paul«, so berichtet Creuzer, »länger dageblieben, so hätte weder er noch sein Spitz eine Locke behalten; ja von letzterem wurden, zumal viele ihn für den Spitzius Hofmann des »Hesperus« hielten, einige Haare nach Mannheim geschickt.« Jean Paul dankt zum großen Teil durch Küsse. »Ich habe«, schreibt er an Karoline, »seit zehn Jahren nicht so viel und so viele und so jugendlich empfindend geküßt als bisher.« Aber der Schwerpunkt liegt für ihn diesmal doch nicht in den Ovationen der schönen Frauen, sondern der Männer. Fast die größte Freude seines Lebens ist es ihm, als die philosophische Fakultät, deren Dekan gerade Voß ist, ihn zum Ehrendoktor promoviert. Am 18. Juli wird ihm das pergamentne Diplom feierlich durch Creuzer und Hegel überreicht. Mit einem Bruderkuß fällt er Voß um den Hals. Von da ab herrscht das trauliche Du zwischen ihnen. Auch Boisserée, den Besitzer der berühmten Sammlung mittelalterlicher und holländischer Gemälde, lernt er kennen, und den Berliner Buchhändler Georg Reimer, der einige Jahre nach seinem Tode seine gesammelten Werke verlegen sollte. Thibaut, der berühmte Rechtslehrer, im Nebenberuf ausübender Musikschwärmer, veranstaltet ihm zu Ehren eine musikalische Akademie in seinem Haus, bei der Palestrina, Leo, Durante, Pergolese, die alten Italiener, von deutschen Meistern Graun, Haydn, Mozart und Händel aufgeführt werden. Auch im Hause des Kirchenrats Schwarz verbringt er unvergeßliche Stunden. Frau Schwarz war übrigens eine Tochter Jung-Stillings. Für die zweite Hälfte seines Aufenthalts siedelt er ganz zu Schwarzens über.
    Aber alle diese Ereignisse sind nur der Hintergrund seines Erlebnisses mit Sophie Paulus, der Tochter des Professors. Auch Karoline Paulus, die Mutter, schwärmt für ihn. Sie selbst ist Dichterin und Verfasserin mehrerer Bücher, die bekannt geworden sind. Hier im Hause tritt sie ihm als schlichte Hausfrau entgegen. Doch was vermag sie neben ihrer Tochter! »Die schlanke volle Gestalt,« schildert sie Reichlin-Meldegg, »das große dunkelblaue geistreiche Augenpaar, die schön gewölbte Stirn, die üppige Fülle der braunen Locken, der fein geschnittene Mund, die ausdrucksvollen zarten Gesichtszüge, der Schnee ihrer Haut mit der zarten Rosenblüte ihrer Wangen machten sie zu einem der schönsten Mädchen der Musenstadt… Mit einem männlichen Charakter verband sie ein tiefes, reiches Gemüt und einen seltenen Kunstsinn und Kunstgeschmack. Sie las Shakespeare im Original und spielte ebenso kunstfertig das Klavier, als sie besonders in ihrem Lieblingsgegenstande, der Pferdezeichnung, stark war.« Mehr und mehr schließen sich die beiden aneinander. Sie liest nur die Bibel und Jean Paul, schreibt der Dichter an seine Frau.
    Mit der Familie Paulus macht er einen Ausflug nach dem Rhein. Sein Verehrer, der Baron von Ungern-Sternberg, hat ihn eingeladen. In Mannheim sieht er zum erstenmal den deutschen Strom. Er genießt ihn mit Sophie zusammen, und hier ist es wohl, wo die Neigung in ihn hineinfährt. Sophie ist nach Heidelberg zurückgekehrt. Er schreibt ihr sofort. »Sie und der Rhein gehören nun in meinem Herzen zusammen, und wo ich ihm auch begegne, wird Ihr Bild mir wie das eines Gestirns auf ihm schwimmen, wird ihn verschatten oder überglänzen überall, wo er auch noch schöner ströme.« Am 10. August reist er allein nach Mainz weiter, einige Tage später durch den Rheingau bis Bingen. Wiesbaden und Worms werden

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