Säule Der Welten: Roman
sie ein wenig abseits.
»Derzeit folgen Ihnen die Konservationisten und die kleineren Länder«, sagte er. »Aber ich glaube nicht, dass
das so bleibt. Oder sehen Sie das anders? Ihr einziges Kapital ist der Name Buridan.«
Sie machte ihren Arm frei und erwiderte sein Lächeln. »Das hängt doch wohl vom Ausgang dieser Sitzung ab«, entgegnete sie. Er nickte leutselig.
»Ich bin hier, um eine Krise herbeizuführen«, sagte er. »Und Sie?«
»Ich dachte, die Krise wäre bereits da«, sagte sie vorsichtig. »Sie haben Ihre Truppen in Marsch gesetzt.«
»Und wir haben die Hafenanlagen erobert«, fügte er hinzu. »Aber vielleicht ist das noch nicht genug, um Ihre oder unsere Interessen zu befriedigen.« Sie versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, aber Sarto war ein Meister der Politik. Es war ihm nicht anzusehen, dass Spyre vor seiner größten Zerreißprobe seit Jahrhunderten stand.
»Wir haben nicht die gleichen Interessen«, fuhr er fort, »aber sie … ergänzen sich überraschend gut. Sie wollen Macht, aber nicht so viel, wie Sie zwangsläufig hätten, wenn Sie den Schlüssel noch einmal verwendeten. Es ist schwierig - Sie haben die ultimative Waffe, aber Sie können sie nicht einsetzen, um zu bekommen, was Sie wollen. Die nackte Wahrheit ist, solange wir die Hafenanlagen kontrollieren, ist das kleine Schmuckstück, das Sie uns vergangene Nacht gestohlen haben, für Sie mehr als nutzlos«, schloss er. »Es ist eine regelrechte Belastung.«
Sie starrte ihn an.
Sarto tat so, als bemerke er ihren Gesichtsausdruck nicht. Sein Ton war so unbeteiligt, als spräche er über die Finanzierung der städtischen Kanalisation. »Dagegen ist die Polarisierung, die Sie gerade betreiben, zu
unserem Vorteil. Ich bin beeindruckt von Ihren Fähigkeiten, Lady Fanning - der Überfall vergangene Nacht hat uns vollkommen überrascht, auch wenn sich letztlich alles zum Guten wendete. Sie haben, was Sie wollten, und wir bekommen, was wir wollen, denn unsere Feinde werden aus ihren Schlupflöchern getrieben. Der einzige Streitpunkt zwischen uns beiden ist dieser Elfenbeinstab, den Sie an sich genommen haben.«
»Sie wollen ihn wiederhaben?«
Er nickte.
»Sie können mich mal!« Sie steuerte hoch erhobenen Hauptes auf die Riesentüren zu, konnte es aber nicht lassen, sich noch einmal umzudrehen. »Sie haben meinen Diener Garth gefoltert! Halten Sie das Ganze für ein Spiel?«
»Man muss es als solches behandeln«, sagte er so leise, dass niemand außer ihr es hören konnte, »das ist die einzige Möglichkeit zu gewinnen.« Er war ernst geworden, und die grauen Augen waren kalt wie Marmor.
Venera wurde schlagartig klar, dass Sacrus bereits wusste, was sie heute hier hatte sagen und tun wollen - und dass man es dort billigte. Sie gab eine ideale Feindfigur ab, mit der sich die eigenen Kräfte bündeln ließen. Wenn Sacrus einen Vorwand gebraucht hätte, um seine Nachbarn unter Kriegsrecht zu stellen, so hatte sie ihm den geliefert. Wenn es zum Bürgerkrieg käme, hätte es nun eine Rechtfertigung, um Spyres uralte Flotte zu reaktivieren. Und im Schutz der Kämpfe könnte es unbemerkt Candesce in seine Gewalt bringen. Danach käme es nicht mehr darauf an, ob es zu Hause siegte oder unterlag.
Sie hatte ihm also das Feindbild geliefert, das es brauchte. Dass Sarto das offen eingestand, musste sie als Angebot werten.
Venera zögerte. Dann schluckte sie ihren Ärger entschlossen hinunter und ging zu ihm zurück. Sie beide waren die einzigen Ratsmitglieder, die noch in der Vorhalle standen. Alle Übrigen hatten bereits ihre Plätze eingenommen, und der eine oder andere war bereits auf ihre Auseinandersetzung aufmerksam geworden und reckte neugierig den Kopf.
»Was bekomme ich, wenn ich den Schlüssel zurückgebe?«, fragte sie.
Wieder lächelte er. »Was Sie anstreben. Macht. Ansonsten die Genugtuung, uns angreifen zu können. Wir wissen, dass Sie ehrlich spielen werden. Wir zählen darauf. Sie geben uns den Schlüssel zurück und bekommen am Ende des Krieges, was Sie wollen. Sie wissen, dass wir unsere Zusage einhalten können.« Er hielt ihr die flache Hand hin.
Sie fühlte sich sterbenselend, aber ihr Lachen klang unbeschwert. »Ich habe ihn nicht bei mir«, sagte sie. »Außerdem habe ich keinen Grund, Ihnen zu vertrauen. Nicht den geringsten.«
Jetzt wurde Sarto ärgerlich. »Wir dachten uns schon, dass Sie das sagen würden. Sie brauchen also eine Garantie, ein Unterpfand unserer Aufrichtigkeit. Meine Vorgesetzten
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