Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
Liris herausschlagen. Viele Spyre-Waren sind weithin berühmt - aber nicht alle. Manche Teile des Großen Marktes darf kein Fremder betreten, ohne eine Sicherheitsgarantie zu stellen.«
    »Wie bitte?«
    »Manchmal ist das eine Geisel«, sagte Eilen. Sie hatten einen langen, zylindrischen Raum betreten, in dessen Wände, in einer Spirale nach oben führend, viele kleine Türen eingelassen waren. Odess steuerte auf eine davon zu, zog einen riesigen Schlüssel hervor und
schloss sie auf. Dahinter befand sich ein schmales Fach mit Wänden voller Rost und Spinnweben und einem auffallend blanken Spiegel am anderen Ende. Odess und die anderen nahmen ihre Metallpanzer ab und ersetzten sie durch entsprechende Kleidungsstücke aus reich verziertem Leder, nur gehörte zu jeder Montur anstelle des Schleiers eine kunstvoll gestaltete Gesichtsmaske. Odess reichte einen Satz Kleidung an Venera weiter, und sie drehte ihm schamhaft den Rücken zu und zog sich um. Ihre Maske hatte die Form eines Falkenkopfs.
    »Es gibt Nationen«, sagte Odess, »die im Durchschnitt nur alle zehn Jahre einen Kunden haben. Ihre Handelsware ist so unermesslich kostbar, dass das ganze Land eine Generation lang von diesem einen Verkauf leben kann. Das ist ein extremes Beispiel, aber auch viele andere schützen das Geheimnis ihres Produktes mit ihrem Leben. Auch Liris gehörte einst zu ihnen. Heutzutage weiß jeder, was wir herstellen, aber das hat sich sogar als Vorteil erwiesen.«
    »Aber was mögen die anderen denn verkaufen?« Venera schüttelte verständnislos den Kopf. Sie zog gerade eine schwarze Jacke über eine Weste mit Silberstickerei und bewunderte sich dabei im Spiegel. Wenn sie die Maske aufsetzte, wirkte sie einschüchternd. Das gefiel ihr.
    » Sie kommt aus einem dieser Länder.« Einer der Soldaten sagte es. Er brauchte nicht zu erklären, wer sie war; Venera wusste auch so, dass er die Botanikerin meinte.
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Sie wurde nicht in Liris geboren?«

    Der Soldat schüttelte den Kopf und streifte Odess mit einem ängstlichen Blick. »Unsere letzte Botanikerin … Die Bäume siechten seit längerem dahin. Sie drohten zu sterben … Bis sie kam.« Odess sah ihn warnend an, aber der Soldat zuckte die Achseln. »Fünf Jahre ist das jetzt her, sie hat sie wieder gesund gemacht.«
    »Und Sie wissen nicht, woher sie kommt?«
    »Aber natürlich wissen wir das!« Odess lachte laut auf. »Sie ist eine Adelige aus der Nation Sacrus. Wir kennen die Familien und die Geschlechter von Sacrus, und wir wissen auch, wer sie ist … Auch wenn wir nicht wissen, was Sacrus eigentlich macht .«
    »Dann brauchen Sie bessere Spione«, sagte Venera. Niemand lachte, aber der Gedanke reizte sie. Spyre schien eine wahre Spielwiese für Spitzel zu sein. Nur zu gerne würde sie hier heimlich ein Netzwerk aufbauen wie damals in ihrer Wahlheimat Slipstream.
    Sie verließen den Zylinder mit den Fächern und begaben sich zur Achse des Habitatrads. Hier führten Dutzende von Wendeltreppen und Fahrstuhlschächten zu den mit Kupferschindeln gedeckten Dächern eines einzigen Riesengebäudes hinab, das sich um die gesamte Felge des Rades zog. Odess musste einer Reihe von Kontrolleuren ihre Transitgenehmigungen zeigen, und so arbeiteten sie sich allmählich zu einem der Fahrstühle vor.
    »Augen und Ohren offen halten«, sagte Odess, als sich die schmiedeeisernen Türen mit leisem Grollen hinter ihnen schlossen und die Kabine nach unten sank. »Auf alle Veränderungen achten. Besonders unsere neue Dolmetscherin …« Er nickte zu Venera hin. »… wird Aufsehen erregen. Wir müssen bei der Geschichte bleiben,
auf die wir uns geeinigt haben. Sie«, sagte er zu Venera, »dürfen nur mit unseren Kunden sprechen, und auch dann nur, wenn wir Sie dazu auffordern. Unsere Konkurrenten brauchen nichts über unsere Leistungsfähigkeit oder die Vorgänge innerhalb von Liris zu erfahren.«
    Diese paranoide Haltung rief bei Venera Erinnerungen an Hale und die düsteren Korridore im Palast ihres Vaters wach. »Aber warum denn nicht?«, fragte sie irritiert. »Wozu dieses Versteckspiel?«
    »Es könnten Fragen gestellt werden«, gab Odess geheimnisvoll zurück. »Woher Sie kommen. Warum unser Volk sich aus seinen Mauern gewagt hat. Wohin wir gegangen sind, und was wir gesehen haben. Was Sie gesehen haben.« Er schüttelte den Kopf. »Ihre Geschichte besagt, dass Sie in Liris geboren und aufgewachsen sind.«
    »Aber mein Akzent …«
    »Deshalb werden Sie nur mit den

Weitere Kostenlose Bücher