Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Titel: Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waris Dirie
Vom Netzwerk:
kommen.
    Und so wurde ich in dieser heißen Sommernacht des Jahres 2010 von einer zweifachen zu einer vierfachen Mutter.

[home]
    4.
    Die Ankunft
    H eißer Wüstenwind empfing uns am Flughafen von Dschibuti. Ich trug noch immer meine warm gefütterten roten Winterstiefel und hatte meine violette Daunenjacke überm Arm. In Brüssel hatte ich sie, ohne nachzudenken, angezogen, als Joanna und ich spontan nach Afrika aufgebrochen waren, um uns nach dem Wohlergehen der kleinen Safa zu erkundigen. Meine Managerin hatte sich noch in der Nacht vor unserem Abflug mit Fardouza in Dschibuti in Verbindung gesetzt und sie über unser Kommen informiert. Die für das Land notwendigen Visa hatte Joanna allerdings nicht mehr in Belgien organisieren können. Daher mussten wir uns in der Ankunftshalle in jene Menschenschlange einreihen, in der unzählige Touristen auf die Ausstellung eines Visums warteten.
    Die drückende Hitze im Flughafengebäude trieb uns den Schweiß auf die Stirn. Ungeduldig trat ich von einem Fuß auf den anderen, während wir uns Meter um Meter mit den anderen Wartenden voranschoben.
    Plötzlich hörten wir einen afrikanischen Zollbeamten rufen: »Das ist doch Waris Dirie, das bekannte Model, das einen Film bei uns in Dschibuti gedreht hat!«
    Automatisch zog ich meine Kappe tiefer ins Gesicht und tat, als ob ich nichts gehört hätte. Doch es war zu spät. Nur wenige Momente später waren Joanna und ich von fünf Beamten umringt, die mir neugierig ins Gesicht starrten.
    »Waris, Schwester, komm mit. Du musst nicht hier in der Schlange warten«, sagte einer von ihnen aufgeregt. »Für dich machen wir eine Ausnahme. Du bist doch sicher hier, um einen neuen Film zu drehen.«
    Peinlich berührt blickte ich mich um. Die Touristen, die vor und hinter uns in der Schlange standen, gafften Joanna und mich neidisch an.
    »Nein«, antwortete ich verlegen, »ich bin nur hier, um jemanden zu besuchen. Wir sind hergekommen, um einem kleinen Mädchen in Dschibuti zu helfen.«
    Ehe wir es uns versahen, führten uns die Beamten an den missmutig dreinblickenden Wartenden vorbei in ein Büro und schlossen die Tür hinter uns. An der Wand mühte sich ein altes Klimagerät klappernd und ratternd ab, um den Raum wenigstens um ein paar Grad herunterzukühlen. Die Beamten gingen einer nach dem anderen aus dem Raum und ließen Joanna und mich auf zwei klebrigen Plastikstühlen zurück.
    »Und nun?« Ich sah meine Begleiterin fragend an.
    »Wir werden sicher gleich unsere Visa bekommen. Dann können wir uns sofort auf den Weg zu Safa machen«, gab sie sich zuversichtlich.
    Wir warteten und warteten. Gut eine halbe Stunde verging, doch nichts geschah. Langsam wurde ich ungeduldig.
    »Da hätten wir ja gleich in der Schlange stehen bleiben können. Wahrscheinlich wären wir längst durch den Zoll«, tat ich meinen Unmut kund.
    Joanna versuchte mich zu beruhigen, als endlich ein Zollbeamter eintrat. Er gehörte nicht zu den freundlich anmutenden Kollegen von vorhin, sondern war, wie mir die vielen Abzeichen an seiner Uniform verrieten, ein Vorgesetzter, den sie wohl herbeigerufen hatten.
    »Was soll das?«, fragte ich ihn schlecht gelaunt. Sein strenger Blick konnte mich nicht einschüchtern, schließlich hatte ich nichts verbrochen. »Ich bin bereits seit vierzehn Stunden unterwegs und todmüde.«
    Energisch zog der Beamte einen der freien Plastikstühle zu sich heran und setzte sich uns gegenüber. »Frau Dirie, ist Ihnen bekannt, dass Sie für die Einreise ein Arbeitsvisum brauchen?«, fragte er hochmütig. »Das hätten Sie in Europa beantragen müssen. Da Sie es nicht getan haben, müssen wir Sie vorerst hierbehalten, um die Situation zu klären und Ihnen eventuell einen Rückflug nach Europa zu organisieren.«
    Ich war fassungslos. »Ein Arbeitsvisum?«, rief ich erzürnt aus. »Wozu brauche ich denn bitte schön ein Arbeitsvisum? Ich bin hier als Privatperson.«
    »Aber meine Kollegen haben gesagt, dass Sie hier einen neuen Film drehen?« Verunsicherung machte sich im Gesicht des Beamten breit.
    »Wie kommen Sie darauf? Frau Dirie ist nicht für Dreharbeiten hier«, mischte sich Joanna nun ein.
    »Sie können sicher sein, dass ich sehr genau weiß, ob ich hier einen Film drehe oder nicht«, setzte ich wütend nach. »Und jetzt stellen Sie uns bitte endlich unsere Touristenvisa aus!«
    Sichtlich peinlich berührt, erklärte uns der Zöllner, dass dieser Vorgang einige Zeit in Anspruch nehmen werde, da die Angelegenheit bereits an die

Weitere Kostenlose Bücher