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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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ich.
    »Mensch, Mary, c'est vrai !«, sagte der Mann. »Genauso war's. Fofo hat gesagt, du sollst Pascal bei allem helfen. Eben wie 'ne richtig perfekte Assistentin, hén? «
    »Ja, monsieur , mach ich«, sagte sie und sah ganz zufrieden mit sich aus.
    Während sie miteinander schwatzten, öffnete ich meine Essensration und begann, lustlos in den Süßkartoffeln herumzustochern. Wenn sie lachten, versuchte ich zu lächeln, doch dann überkam mich die Erinnerung an das Geräusch, mit dem Erdklumpen auf Fofo gefallen waren, und Tränen schossen mir in die Augen. Kaum aber dachte ich dann an Big Guys abgehacktes Lachen, kämpfte ich gegen die Tränen an und stopfte mir
den Mund voll, damit Yewa und die Wache glaubten, ich hätte vom scharfen Bohnenbrei feuchte Augen bekommen.
    »Können wir nicht wenigstens ins andere Zimmer gehen … bitte?«, bat ich plötzlich.
    »Kein wahala «, sagte er achselzuckend. »Lass mir Zeit.«
    Ich wandte den Blick ab, um meine Aufregung zu verbergen. Selbst Yewa schien zu spüren, wie freundlich der Mann an diesem Morgen war. Sie griff nach der Taschenlampe und ließ den Strahl durch das Zimmer wandern, malte komplizierte Lichtmuster an die Wände und leuchtete in jeden Winkel. Die Lampe wurde zu ihrem Spielzeug, und einen Moment lang war sie jemand, der die Macht hatte, die Welt in Licht oder Dunkelheit zu tauchen. Einige Male versuchte sie, mit den Händen das Lampenglas abzudecken. Ihre Finger schimmerten rot, trotzdem drang noch Licht ins Zimmer. Dann zielte sie mit dem Strahl auf ihren Magen und drückte sich die Lampe auf die Haut, bis außer einer Sonnenfinsternis auf ihrem Bauch kaum noch etwas zu sehen war.
    » Attention, attention , wir brauchen mehr Licht«, sagte die Wache und langte nach der Taschenlampe. Er fühlte sich unbehaglich. » Na, ihr seid die Gefangenen, nicht ich.«
    »Wir können aber immer noch was sehen.« Yewa lachte, drückte sich die Lampe noch fester auf den Bauch und versuchte, das Licht vollständig erlöschen zu lassen, was ihr aber nicht gelang. Der Mann machte einen Satz nach vorn und nahm ihr die Lampe ab.
    »Wann kommen noch mal die anderen Kinder?«, fragte ich.
    »Morgen nuit «, antwortete der Mann. »Und morgen früh räumen wir das Zimmer aus.«
    »Bitte, können wir nicht ins andere Zimmer gehen und uns da ein bisschen hinsetzen?«, fragte ich.
    »Na ja …«
    »Sie brauchen auch keine Tür und keine Fenster aufzumachen … lassen Sie uns nur ein bisschen hier raus.«
    » Je comprend , ihr wollt ein bisschen Ausgang aus dem Gefängnis. Na, ich könnt euch nebenan eine Stunde geben.«
    Er ließ uns ins Wohnzimmer und öffnete einen Spaltbreit ein Fenster. Eigentlich herrschte hier Dämmerlicht, aber für meine Augen war das Zimmer strahlend hell erleuchtet, und wegen der frischen Luft fühlte es sich deutlich kühler an. Mein Blick wanderte gleich zur Garderobe und glitt über die Kleider, bis ich erleichtert feststellte, dass der grüne Mantel noch da war. Es gab keinen Grund zur Annahme, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht haben könnte.
    Mein Herz begann zu hämmern, aber ich riss mich zusammen. Ich tat, als hätte ich nur Augen für Yewa, die sich einen alten Fußballkalender anschaute und laut die Namen der Spieler vorlas. Ohne unser Bett wirkte der Raum seltsam verwaist und irgendwie größer.
    Ich setzte mich auf den Tisch in der Mitte, der näher an der Garderobe stand, während sich Yewa und der Wachtposten auf Fofos Bett setzten. Weil sie im Wohnzimmer sein durfte, war meine Schwester natürlich bester Dinge und summte ein Kirchenlied nach dem anderen, was sie seit unserer Flucht nicht mehr getan hatte. Außerdem lächelte sie uns immer wieder an und schaute sich um, als sähe sie all dies hier zum ersten Mal.
    Die Tür zu unserem Zimmer war nur angelehnt. Ich suchte am Boden die Stelle, wo Fofo Kpee in jener Nacht gelegen hatte, in der man über uns hergefallen war. Dort hatte ich ihn zum letzten Mal gesehen.
     
    »Sind Sie schon mal in Gabun gewesen, monsieur ?«, fragte ich den Wachposten.
    »Nein.«
    »Ha, da sind wir noch vor Ihnen in Gabun«, sagte meine Schwester.
    »Kein wahala , ich komm später nach«, sagte er.
    »Halten Sie das für eine gute Idee?«, fragte ich, den Blick immer noch zu Boden gerichtet.
    »Ja, Pascal«, sagte er. » Hén , Familienoberhauptassistentin?«
    »Ja?«
    »Können wir dich nicht einfach FOA nennen?«, fragte der Mann. » Yinkọ dagbe! «
    Yewa nickte großmütig.
    »Mir fehlt unsere

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