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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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schrecklichen Albträumen und Asthmaanfällen heimgesucht worden war. Nachdem sie ins Waisenhaus gebracht worden war, hatte sie monatelang nicht gesprochen und jede Nacht geschrien. Nach und nach hatte Angelo ihr Vertrauen gewonnen. Wahrscheinlich, weil er der Einzige war, der es versucht hatte. Als sie schließlich nachts zu ihm ins Bett gekrochen war, hatte er sie anfangs zu ihrem Feldbett mit der rauen Decke zurückgebracht. Doch nach einiger Zeit hatte er nachgegeben und sie bei sich behalten. Er hatte sie mit unter seine Decke genommen und den Arm um sie gelegt, bis sie sich beruhigt hatte. Ehe die Nonnen morgens die Glocke läuteten, brachte er Lucia zu ihrem Feldbett zurück. Darum hatte er selbst kaum einzunicken gewagt.
    Angelo wurde bewusst, dass er die Seiten, die er gerade durchblätterte, nicht richtig angesehen hatte, und blickte genauer hin.
    Es waren Zeichnungen von der geplanten Raumaufteilung und möglichen Anbauten des Châteaus. Er hatte sie nach dem, was er von der Besichtigung mit Anna in Erinnerung hatte, angefertigt. Seufzend lehnte er sich zurück und ließ die Bögen mit den Zeichnungen darauf sinken.
    Er wollte Belle-Eden unbedingt haben.
    Auch Anna hatte er haben wollen. Doch sein Verlangen war nicht gestillt, sondern nur verstärkt worden, nachdem er sie besessen hatte. Sein erster Eindruck war richtig gewesen. Wer immer sie war, sie war Gift für ihn! Anna war leidenschaftlich und widersprüchlich – eine Umweltschützerin, die in einem Luxushotel wohnte, eine Stangentänzerin, die noch Jungfrau war. All das machte sie für ihn faszinierend und anziehend.
    Höchste Zeit, dass er sie loswurde und sie vergaß. Er musste sich um seine Geschäfte kümmern.
    Langsam stieg Anna die Stufen zum Sonnendeck hinauf. Das Leben auf der Yacht begann ihr zu gefallen. Besonders, seitdem Paolo ihr den Fitnessraum auf dem Unterdeck gezeigt hatte. „Signor Emiliani meint, hier könnten Sie besser trainieren, Signorina Field.“
    Zunächst war Anna ein wenig eingeschnappt, hatte dann aber schnell die Vorzüge des Fitnessraums zu nutzen gewusst. Normalerweise mochte sie keine Fitnessstudios, doch das hier war etwas anderes. Der abgelegene, strahlendweiße Raum gefiel ihr sehr. Nachdem sie moderne Musik aufgelegt hatte, legte sie sich an den Geräten mächtig ins Zeug. Hinterher hatte sie das befriedigende Gefühl, sich wirklich etwas abverlangt zu haben.
    Als Anna auf dem Vorderdeck um die Ecke bog, sah sie Angelo gemütlich ausgestreckt neben dem dampfenden Whirlpool liegen. Sie hielt inne und wollte schnell kehrtmachen.
    „Entschuldige“, sagte sie und wollte sich zurückziehen.
    Er schlief.
    Zögernd, auf Zehenspitzen, näherte Anna sich ihm. Er atmete gleichmäßig und tief. Gebannt betrachtete sie seine Züge. Das blonde Haar fiel ihm aus der gebräunten Stirn. Er war völlig entspannt, und sein Gesicht wirkte jetzt nicht mehr so kalt und spöttisch. Einfach nur jung und atemberaubend vollkommen. Er war nur wenig älter als ihre männlichen Bekannten in London, die sich Junggesellenwohnungen teilten, freitagabends zu viel tranken und Mädchen kennenlernten …
    Unwillkürlich lachte Anna leise.
    Dieser Mann spielte in einer anderen Klasse.
    Sehnsüchtig ließ sie den Blick über seinen durchtrainierten Körper schweifen. Bei den Unterlagen auf seinem flachen Bauch angekommen, hielt sie inne. Behutsam, um Angelo nicht zu wecken, zog sie die Blätter unter seiner Hand fort und wollte sie neben ihn legen.
    Dabei fiel ihr Blick auf die Zeichnungen, und sie erkannte die vertrauten Umrisse von Belle-Eden. Nun konnte sie nicht widerstehen, sich die Seiten näher anzusehen. Sie erkannte die Vorderansicht des Schlosses mit den vertrauten Giebeln und Türmen, den Verandatüren und den Treppen, die vom Salon zu einer Steintreppe in den Rosengarten hinunterführten. Alles war so sorgfältig und wirklichkeitsgetreu dargestellt, dass Anna die Tränen kamen. Fast konnte sie sich das Klavier ihrer Mutter hinter den Verandatüren vorstellen. Und dahinter die Aufgangstreppe, die sie als Zehnjährige in dem weißen Kleid heruntergeschwebt war …
    Ach Mama, wenn du wüsstest …
    Im nächsten Moment spürte sie einen Arm um ihre Taille. Blitzschnell zog Angelo sie zu sich auf die Polster herunter, sodass die Papiere durcheinandergewirbelt wurden. Geschmeidig drehte er sich um, stand auf und blickte auf Anna herab, die erschrocken dalag.
    „Pech gehabt, Anna“, sagte er rau. „Es sind nur Skizzen. Keine

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