Sag niemals nie
waren.
Verträumt öffnete sie die Augen. Wo war Angelo?
Im Halbdunkel konnte sie die Umrisse seiner breiten Schultern am Ufer ausmachen. Ihr Herz schlug schneller. Der Abend war himmlisch gewesen. Aber morgen würde alles schrecklich sein.
Nur jetzt nicht daran denken! Diese Nacht gehört uns … es ist die letzte, wir sollten jeden Augenblick genießen.
Anna stand auf und ging über den Strand langsam zu Angelo. Sie wollte ihm nah sein, ihn fühlen, schmecken, riechen …
„Was machst du da?“
„Ich wasche mir das Öl von den Händen.“ Er richtete sich auf. „Sieh mal, was ich gefunden habe.“
Er öffnete seine Hand. In ihr lag eine kleine helle Muschel, deren Hälften so verbunden waren, dass sie ein Herz bildeten.
„Oh!“ Verzückt betrachtete Anna sie. „Sie ist wunderschön.“
Angelo blickte ihr in die Augen und steckte ihr die Muschel in die Hemdtasche. Dabei fielen von seinen nassen Händen eisige Tropfen auf den dünnen Stoff. Annas Brustknospen wurden hart.
Sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt, sie hörte ihn aufstöhnen. Verlangen durchflutete sie. Ungeduldig zog sie ihn an sich und bedeckte seine Lippen mit ihren.
„Nein.“
Sie hielt inne, und Angelo löste sich von ihr.
„Diesmal nicht so.“ Zärtlich hob er sie hoch und trug sie zum Strand hinauf, um sie auf der Decke abzusetzen. „Lass uns diesmal nicht kämpfen“, bat er leise. „Wir sollten es gelöst und ohne jede Eile genießen …“ „Meine Güte, Angelo“, sie schluchzte fast, „ich weiß nicht, ob ich es kann … ich begehre dich so …“ Er verschloss ihr die Lippen mit einem zarten Kuss. „Sch … lass dich einfach gehen … vertraue mir …“
Behutsam begann er, ihr das Hemd aufzuknöpfen. Träumerisch blickte Anna in den endlosen Sternenhimmel. Dann verschwamm alles vor ihren Augen, und sie nahm nichts mehr wahr als ihre eigene unermessliche Lust.
10. KAPITEL
Die Morgenröte zog herauf, als Anna erwachte.
Langsam öffnete sie die Augen. Die letzten Sterne verblassten am Himmel, in der Nähe rauschte leise das Meer. Die Luft war kühl, doch unter der Decke schmiegte Angelo sich an Anna und wärmte sie. Sekundenlang schloss sie die Augen und genoss es, in seinen Armen zu liegen. Er hatte die Beine unter ihre Knie geschoben. An ihrem Rücken hob und senkte sich seine kraftvolle Brust.
Er hatte bei ihr geschlafen!
Sie empfand einen Anflug von Glück. Das würde ihr bleiben. In den einsamen Tagen und Nächten, den einsamen Jahren, nachdem sie Angelo verlassen haben würde, würde ihr die Erinnerung an diesen Moment des Glücks bleiben. Es war nicht viel. Doch er hatte ihr etwas geschenkt, das er allen anderen verweigert hatte.
Fast bedauerte Anna, überhaupt geschlafen zu haben. Aber nach der leidenschaftlichen Nacht, in der sie einander alles gegeben hatten, war sie erschöpft gewesen.
Zärtlich betrachtete sie Angelos gebräunte Hand, die locker auf ihrer nackten Brust lag. Zwischen Zeige- und Mittelfinger entdeckte sie eine kleine Narbe, und sie fragte sich, woher sie stammen mochte.
Den Tränen nahe, schloss Anna die Augen. Sie überlegte, wie sie sich unbemerkt davonstehlen könnte. Alles in ihr wehrte sich dagegen, doch sie hatte nicht vergessen, was Angelo am Abend gesagt hatte.
Es könnte schlimmer sein … du könntest ein verwöhntes reiches Mädchen mit Adelstitel sein.
Behutsam erhob sie sich und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie musste gehen. Früher oder später fand Angelo heraus, wer sie war, und dann würde er sie verachten. Ihr brach das Herz, doch immerhin verdankte sie ihm die wunderbarste Erinnerung ihres Lebens.
Sie brachte es nicht über sich, seine schlafenden Züge ein letztes Mal zu betrachten. Rasch sammelte sie die Sachen auf, die sie am Abend abgestreift hatten. Sie zog das Hemd wieder an und überlegte. Wenn sie allein zum Fährhafen wollte, war es besser, nicht zu ausgeflippt zu wirken.
Zögernd hob sie Angelos Jeans auf. Sie war ihr viel zu groß. Aber wenn sie das Tuch als Gürtel durch die Bundschlaufen zog und die Beine hochkrempelte, passte sie ihr notdürftig.
In der Hüfttasche steckte Angelos Handy. Kurz entschlossen nahm Anna es heraus. Sie legte es auf den Picknickkorb, wo er es sehen musste.
Im Osten wurde der Himmel heller, die zartrosa Morgenschleier begannen sich aufzulösen. Bald würde der neue Tag anbrechen. Anna legte die Arme um sich und blickte aufs Meer hinaus. Dort dümpelte Angelos Yacht friedlich auf dem Wasser.
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