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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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haben und deiner Mutter etwas Geld nach Hause zu bringen. Sie hätte das Geld gebraucht, weil deine fünf Geschwister essen wollten und das kranke Baby teure Medizin benötigte.“
    „Aber das ist unfair! Warum hätte ich mein Geld hergeben sollen?“, hatte Emma entrüstet erwidert.
    Anna hatte sich aufgerichtet und traurig gelächelt. „Das Leben ist nun mal nicht fair. Früher waren viele Menschen sehr, sehr arm dran. Sie wurden geknechtet, unterdrückt und ausgebeutet.“
    Wie leicht die Worte ihr über die Lippen kamen!
    Vergiss Angelo.
    „Noch Fragen?“ Die Kinder hatten sie gebannt angesehen, dann hatte ein Junge scheu gefragt: „Bist du wirklich eine Adelige? Eine echte Lady?“
    Nein.
    „Nein. Lady Delafield ist nur ein Name. Er hat keine Bedeutung“, hatte Anna knapp erklärt. „Sonst noch Fragen? Nein? Dann wird es wohl Zeit, dass ihr zum Bus zurückkehrt. Mrs. Harris?“
    Bewundernd hatte die Lehrerin ihr zugelächelt. „Ja, Lady Delafield. Danke. Es war spannend und sehr lehrreich, nicht wahr, Kinder?“
    Begeistert hatten die Kleinen ihr im Chor beigepflichtet und dann aufgeregt durcheinandergeredet.
    Anna hatte sich von der Gruppe verabschiedet und den Melkraum verlassen.
    Trotz der heimeligen Nachmittagssonne verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Ihr Arbeitstag war beendet. Jetzt brauchte sie nur noch das Abendessen für ihren Vater, der wenig Appetit zeigte, zuzubereiten. Danach lag eine weitere lange, einsame Nacht vor ihr.
    Die Nächte waren am schlimmsten. Dann warf sie sich rastlos im Bett herum, dachte an Angelo, und tausend Gedanken und Fragen quälten sie: Wo mochte er sein? Was tat er jetzt wohl? Amüsierte er sich auf seiner Yacht mit einer schönen Blondine? Lachten sie, tranken Champagner und sanken aufs Bett …?
    Anna verbot sich solche Gedanken und ging zum Sattelraum. Zweifelnd blickte sie an sich herab. Sollte sie das lächerliche Milchmädchenkostüm ausziehen? Doch dazu müsste sie ins Haus zurückkehren. Und dort würde ihr Vater sie in ein Gespräch verwickeln. Sie hatten Frieden miteinander geschlossen. Und Anna versuchte, ihn für den jahrelangen Kummer, den sie ihm bereitet hatte, zu entschädigen. Aber das war nicht immer leicht.
    Nein, im Moment war ihr einfach nicht danach, mit ihm zu sprechen.
    Sie entriegelte die Stalltür und sprach beruhigend auf das Pferd ihres Vaters ein. Seit ihrer Rückkehr war sie mit dem Braunen oft durch die Parklandschaft geritten. Sein glänzendes Fell bewies, dass es ihm guttat. Er warf den Kopf zurück, während sie ihm den Sattel auflegte. Anscheinend konnte er es kaum erwarten, loszugaloppieren.
    Erst als Anna das Pferd aus dem Stall führte, fiel ihr ein, dass sie keinen Reithelm trug.
    Ach was, dachte sie und schwang sich mit dem weiten Rock in den Sattel. Mein Herz ist schon gebrochen, etwas Schlimmeres kann mir kaum passieren. Entschlossen trieb sie das Pferd an und ritt über den Hof.
    Angelo zog den Hubschrauber tiefer. Er ließ den Blick über die malerischen Felder und Wälder unter sich schweifen. Der Herbst war in England besonders schön. Das ist Annas Landschaft, dachte er grimmig … wunderschön, aber irgendwie traurig. Noch trugen die Bäume stolz ihre Herbstfarben, doch unter dem Rotgold konnte man bereits nackte Äste erkennen … so verletzlich wie Anna.
    Angelo packte den Steuerknüppel so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Über der Landschaft kreisend, suchte er nach dem Anwesen. Es interessierte ihn nicht, ob Anna traurig oder glücklich oder ausgeflippt war. Er war lediglich hier, um etwas abzuliefern.
    Das war alles.
    In den letzten vier Wochen war er pausenlos beschäftigt gewesen. Er hatte sich kaum eine Atempause gegönnt. Erst recht hatte er sich keine Gedanken über Anna gemacht. Er war in zwei weitere aufregende Geschäfte in Korsika und Ibiza verwickelt. Daher hatte er keine Zeit gehabt, sich zu fragen, wie es ihr gehen mochte.
    Vermutlich hätte er sie völlig vergessen, wenn ihn der Bauleiter von Belle-Eden nicht in Rom angerufen hätte. Dieser wollte wissen, was er mit dem Zeug auf dem Speicher machen solle.
    „Das können Sie wegwerfen“, hatte Angelo nur gesagt und versucht, sich wieder auf die Besprechung zu konzentrieren. Doch irgendwie war es ihm nicht möglich gewesen, sich mit Gewinnspannen und möglichem Wachstum herumzuschlagen. Unvermittelt hatte er die Sitzung verlassen und den Bauleiter zurückgerufen.
    „Was ist da oben im Speicher?“ „Nichts von Wert. Sie haben

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